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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Qualen leidest. Aber beinahe gleichzeitig hast du mich gebeten, daß ich zuerst zu dir kommen sollte, falls das Feuer in mir mich zu verzehren droht. Was hast du damit gemeint? Daß ich deine Geliebte werden soll?«
    Er richtete den Oberkörper auf und stützte sich auf die Ellbogen. »Nein, Liebste, es klang bestimmt ganz schrecklich, was ich da gesagt habe, ich merke es jetzt selbst. Ich meinte, wenn du dem Verlangen sowieso nachgeben müßtest, dann solltest du dich keinem anderen hingeben. Nein, es hört sich furchtbar selbstsüchtig an, ich wußte nicht, was ich sagte.«
    Hilde schwieg. Sie gähnte, kämpfte aber gegen den Drang, einzuschlafen. Noch war sie nicht fertig mit ihm. »Mattias… Was ist der wirkliche Grund, daß du dir keine Frau gesucht hast?«
    Er schwieg lange. Auch er unterdrückte ein Gähnen. Dann seufzte er.
    »Gut, Hilde, du hast mich durchschaut. Das mit den Albträumen ist nur einer der Gründe. Aber zuerst eine Frage: Bist du immer noch unsicher, was du für mich fühlst?« »Nein. Darf ich dir die Wahrheit sagen?« »Unbedingt!«
    »Nun, dann… Ich liebe dich. Sittsam und schamlos, auf beide Arten. Das habe ich heute abend auf dem Pferderücken gemerkt, und anschließend im Kreise deiner Familie. Als sie dieses und jenes über uns andeuteten. Kinder und so. Mir wurde ganz heiß.« Sie merkte, daß er lächelte, aber dann wurde er wieder ernst. »Ich danke dir, Liebste! Dann hast du auch das Recht zu erfahren, wie es um uns steht. Ich habe Angst, Hilde! Schon mein ganzes erwachsenes Leben lang trage ich eine große Angst in mir - daß ich versagen könnte. Aus diesem Grund bin ich Mädchen aus dem Weg gegangen, und bis jetzt, bis ich dich traf, bin ich niemals in das Netz der Liebe geraten, wenn man es so blumig ausdrücken will. Und jetzt habe ich eine Todesangst!« »Ich verstehe nicht ganz, wovor?
    »Nein, wie solltest du das verstehen können - wo du dein ganzes Leben lang isoliert gelebt hast. Ich glaube, daß die schreckliche Zeit in der Grube meine Fähigkeit zerstört bat, zu lieben.« Ihre Augenlider waren schwer wie Blei. Sie mühte sich sehr, sie offenzuhalten. »Lieben?« murmelte sie. Aber du hast doch gesagt, daß… du mich liebst?« »Ich meine… den Liebesakt zu vollziehen.«
    Hilde blieb stumm. Sie hatte die Augen jetzt geschlossen. »Ach«, sagte sie tonlos. »Ich glaube, ich verstehe. Aber weißt du das sicher?«
    »Nein. Ich habe nur so eine Ahnung. Denn weißt du, wir hatten einen Freund dort - er hieß Knut. Er ist später gestorben, und das hat uns sehr hart getroffen, Kaleb und mich. Aber er sagte, er hätte alle… wie soll ich es nennen… Manneskraft verloren. Aber er war ja auch wirklich schwerkrank.«
    Der Schluß des Satzes ging in einem Gähnen unter. Mattias riß sich zusammen und fuhr fort: »Aber ich habe mich genau daran festgebissen, und als sich mir einmal vor vielen Jahren auf einem Fest in Tübingen ein Mädchen auf den Schoß fallen ließ und mich zu liebkosen begann - sie war sehr süß und anziehend… nun, da habe ich nichts gespürt. Überhaupt keine einzige Reaktion. Seitdem ist es bei mir zu einer Zwangsvorstellung geworden - deshalb habe ich den Kontakt zu Mädchen vermieden. Denn ich wollte keine Gewißheit über mein Versagen, dazu bin ich zu feige. Also wurde aus mir nur der liebe Mattias, der immer für alle Menschen da ist. Das ist irgendwie sicherer.«
    Hilde nickte für einen Moment ein, zwang sich aber zum Wachbleiben. Undeutlich, so als wäre sie berauscht, sagte sie: »Und trotzdem hast du mich gebeten, zuerst zu dir zu kommen, falls ich… jemanden brauchen sollte?« »Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, daß du in den Armen eines anderen liegst, das war der ganze Grund.« Klagend rief sie aus: »Mattias, warum hast du uns bloß ein Schlafmittel gegeben? Ich wünschte mir, du kämst jetzt zu mir - dann könnte ich dir meine ganze Liebe schenken - und wir könnten herausfinden, ob… ob es stimmt, was du gesagt hast.«
    »Aber liebste Hilde… ich will dich doch nicht entehren… das mußt du doch verstehen!«
    Jetzt sprach sie so undeutlich, daß er fast raten mußte, was sie sagte.
    »Wäre es nicht viel praktischer, ein… solches Detail vor der Hochzeit herauszufinden, statt hinterher? Oder willst du eine überirdische Ehe mit mir, nur gebaut auf Zuneigung und Zärtlichkeit und sonst gar nichts? Von einem Vollzug habe ich jetzt doch gar nichts gesagt? Aber du merkst doch, ob du… willst oder…« Damit sank sie in den

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