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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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»Nein. Du zitterst am ganzen Körper.«
    »Ja. Ich sehne mich nach Sicherheit und Wärme. Glaubst du an Werwölfe, Mattias?«
    »Nein. Und du?«
    »Bisher nicht. Jedenfalls nicht sehr. Jetzt tue ich es.« »Du glaubst also, daß der Mann ganz bewußt ein Schlafmittel in das Bier tat, seine Verwandlung zum Wolf abwartete, dich verfolgte und dann, als er dich in der Falle hatte, zum Mannwolf wurde - mehr oder weniger menschlich also… und dann hätte er dich anschließend in Stücke gerissen. Wenn es dir nicht gelungen wäre zu entkommen.«
    »Es hört sich verrückt an. Aber was soll man glauben?« »Vermutlich will er, daß du genau das glaubst.« »Was meinst du damit?« sagte sie und drehte sich zu ihm um, so daß ihr Gesicht dem seinen ganz nah war. Mattias legte seine Hand auf ihren Nacken und zog sie an sich, so daß ihre Schläfe an seinem Kinn ruhte.
    »Ich nutze deine Angst schamlos aus, um dich ganz nah bei mir zu haben«, flüsterte er.
    »Ich bin gewiß nicht schwer zu überreden«, erwiderte sie. Daheim auf Grästensholm wurden sie mit einem Schwall von Fragen empfangen. Sie hätten die fernen Schreie gehört, sagten sie, was denn geschehen sei?
    Mattias setzte die immer noch bebende Hilde in einen Sessel vor dem Kaminfeuer, das wegen des kühlen Abends angezündet worden war. Während er ihr die Schuhe abstreifte und ihr ein paar dicke Wollsocken anzog, erzählte er, unterstützt von einer fröstelnden Hilde, was sich alles zugetragen hatte. Die Zuhörer waren bestürzt.
    »Ich danke dir, lieber Gott, daß Tarald hier zu Hause war«, seufzte Yrja. »Damit entgeht er allen weiteren Verdächtigungen.«
    »Ja, wir waren die ganze Zeit bei ihm«, sagte Liv. »Wir haben sogar ein paar Nachbarn als Zeugen herbeigeholt. Sie waren gerade eben gegangen, als ihr kamt.« Tarald saß in seinem Sessel. Er hatte ganz offenbar seinem abendlichen Branntwein schon reichlich zugesprochen. »Ihr habt ihn also nicht gekriegt?« »Nein«, sagte Mattias. »Aber vieles deutet daraufhin, daß wir ihn trotzdem bald haben werden. Mutter, kann Hilde eines deiner Nachthemden leihen?«
    Liv erhob sich und sagte, bevor Yrja den Mund öffnen konnte:
    »Sie soll das Brautnachthemd haben, das ich Yrja einst für eine ganz besondere Nacht gab. Es ist alt und wunderschön, und es bringt Glück, Hilde. Aber ich sage dir, Mattias, laß dich von diesem Brauthemd nicht zu gewissen Gedanken verleiten!«
    Mattias lächelte - und er war unwiderstehlich, wenn er lächelte. »Du kennst mich doch, Großmutter! Ich bin ein artiger Junge, der keiner Jungfrau zu nahe tritt!« »Wem sagst du das. Wir haben mindestens zehn Jahre daraufgewartet, daß du dich entscheidest.«
    »Großmutter! Du weißt sehr gut, daß ich mir wegen meiner unruhigen Nächte keine Ehefrau nehmen kann. Das wäre eine allzu große Belastung für sie. Bisher bin ich gut zurecht gekommen. Aber ich habe zu Hilde gesagt, daß ich sie heiraten würde, wenn ich könnte.« »Das ist der zaghafteste Heiratsantrag, den ich in meinem ganzen Leben gehört habe!«, sagte Tarald. »Wie kannst du einen solchen Unsinn nur hinnehmen, Hilde!« »Das tue ich nicht«, antwortete sie wehmütig. »Und ich verstehe Mattias nicht. Wenn er gesagt hätte, es sei wegen des enormen Standesunterschieds, dann hätte ich seine Bedenken geteilt. Aber offenbar begreift Mattias nicht, daß ich sechzehn Jahre lang in einem Albtraum gefangen habe. Ich habe versucht, gut zu einem Menschen zu sein, der mir immer nur wehgetan hat. Mattias etwas zu bedeuten - in seinen bösen Nächten bei ihm sein zu dürfen… Das würde ich als eine große Lebensaufgabe empfinden. Denn ich habe ihn ja so lieb!«
    »Da hörst du es«, sagte Yrja. »Endlich ein vernünftiges Wort in dieser Sache.«
    »Aber… », sagte Hilde. »Ich bin ja die Tochter des Henkersknechts! Und Mattias ist ein Baron - und Arzt! Und trotzdem scheint es, als ob Ihr alle… «
    »Mein liebes Kind«, sagte Yrja. »Jetzt will ich dir mal etwas sagen. Ich selbst komme von Eikeby. Dort vermehren sie sich wie die Karnickel, niemand weiß, wo das Essen für den nächsten Tag herkommen soll, und niemand ist jemals zur Schule gegangen.«
    »Und ich bin die Tochter von Tengel vom Eisvolk und seiner Frau Silje«, sagte Liv. »Sie wurden in ganz Trondelag verfolgt, weil mein Vater einer zauberkundigen Sippe entstammte. Meine Mutter war so arm, als sie ihn traf, daß er ihr einen Umhang geben mußte, damit sie nicht erfror. Daß wir anderen adelige sind, geht auf

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