Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Elfenmagie, stieg Lya-Numi vorsichtig aus ihrem Versteck. Ihr verletztes Bein war zwar gut verheilt, doch es schmerzte bei jedem Schritt und machte es ihr schwer, sich schneller zu bewegen. Als sie unmittelbar vor der Obsidianplatte stand, löste sie ihre Tarnung auf und rief Asco-Bahrran an, der ihr den Rücken zuwandte.
»Halt! « Lya-Numis Stimme hallte durch die Höhle. Mit Genugtuung bemerkte sie, wie der Meistermagier erschrocken zusammenzuckte. Die Lichtsäule auf seiner Handfläche erlosch, das Amulett fiel zurück in seine Hand und die Schriftzeichen an der Höhlendeck wurden wieder dunkel.
»Wer?« Asco-Bahrran fuhr herum und starrte Lya-Numi hasserfüllt an. »Eine Elfe! « Seine Stimme schwankte zwischen Überraschung und Zorn, doch er fasste sich sofort wieder. »Also haben meine Kätzchen doch nicht alle Elfen erwischt«, zischelte er. Aber Lya-Numi hatte nicht vor, den gleichen Fehler wie dieser Skynom zu begehen.
»E simron nen a tar!«, rief sie und deutete auf das Amulett. Auf Asco-Bahrrans Hand entstand ein winziger Wirbel, der das Amulett in sich aufnahm und dann noch bevor Asco-Bahrran erkannte, was geschah blitzschnell auf Lya-Numi zuschoss und das Amulett zu ihr brachte. Als sich die Hand der Elfenpriesterin um das Kleinod schloss, verschwand der Wirbel. Lya-Numi lächelte, deutete eine Verbeugung an, machte eine kurze Handbewegung und -verschwand ebenfalls.
Asco-Bahrrans markerschütternder Wutschrei brach sich an den Wänden der Höhle und brachte sie zum Erzittern. Loses Gestein bröckelte von der Decke und irgendwo in der Dunkelheit stürzte ein Tropfsteingebilde krachend zu Boden. Aus den Händen des Magiers schössen züngelnde Blitze in alle Richtungen, doch Lya-Numi hatte bereits hinter einem großen Felsen Zuflucht gesucht. Die magischen Blitze erreichten sie nicht. »Ich finde dich, Elfe! « , brüllte Asco-Bahrran, außer sich vor Zorn. »Ich finde dich! «
Immer wieder schlugen Blitze in den Felsen, hinter dem Lya-Numi kauerte, richteten jedoch keinen Schaden an. Dann wurde es still. Zu still! Vorsichtig spähte Lya-Numi über den Felsen hinweg zu der Stelle hinüber, wo sie Asco-Bahrran zuletzt gesehen hatte und erstarrte. Er war verschwunden. Kianys blasse Gestalt lag reglos und zusammengekrümmt auf der Obsidianplatte, sonst war niemand zu sehen. Lya-Numi beschlich ein ungutes Gefühl und eine leise Stimme flüsterte ihr zu, dass es das Beste sei, sofort zu verschwinden. Die Elfenpriesterin wusste, dass die Stimme Recht hatte, doch der Gedanke, die hilflose Kiany zurückzulassen, hielt sie davon ab, dem Rat zu folgen. Vielleicht schaffte sie es, Kiany mit in das Pentagramm zu nehmen und sie zu befreien. Doch dazu musste sie erst einmal wissen, wo Asco-Bahrran steckte. Vorsichtig erkundete sie mit ihren feinen Elfensinnen die Höhle -nichts! Nirgends fand sie den kleinsten Hinweis darauf, dass sich außer ihr und Kiany noch irgendjemand hier befand. Nicht einmal die Anwesenheit von Magie ließ sich feststellen.
Lya-Numi zögerte. Die Stimme raunte ihr zu, dies sei eine Falle, sie solle Kiany liegen lassen. Doch der Priesterinneneid, den sie geschworen hatte, machte es ihr unmöglich, Hilfe zu unterlassen. Aber wo war Asco-Bahrran ?
Er ist noch hier, rief die Stimme in ihrem Innern. Er ist noch hier!
Unschlüssig drehte Lya-Numi das Amulett der Auserwählten in den Händen. Sie hatte erreicht,
was sie wollte. Ohne das Amulett konnte Asco-Bahrran das Tor nicht öffnen. Wenn sie jetzt zurückkehrte, war Thale gerettet. Und was wird aus Kiany?, überlegte sie schuldbewusst. Werde ich je wieder Frieden finden, wenn ich den Tod dieses Mädchens verantworten muss? Nein! Aber wie sollte sie Kiany zu dem Pentagramm schaffen? Ihr verletztes Bein ließ nicht zu, dass sie das Mädchen trug. Kiany würde laufen müssen, um das Pentagramm zu erreichen und fliehen zu können. Die Elfenpriesterin bezweifelte jedoch, dass sie dazu in der Lage war.
Entschlossen stand sie auf und schlich auf Kiany zu. Sie wollte versuchen, das Mädchen zu wecken. Wenn sie erwachte und ihr folgte, könnte sie sie mitnehmen. Wenn nicht, müsste sie die Höhle allein verlassen.
Es kostete sie große Überwindung, die Obsidianplatte zu betreten. Der schwarze Stein strahlte so viel Bosheit und Hass aus, dass sie es kaum ertrug, in seiner Nähe zu bleiben. Doch wenn sie Kiany helfen wollte, hatte sie keine andere Wahl. So trat sie zögernd auf die Platte, kniete neben dem Mädchen nieder und berührte sie sanft
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