Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
begrüßten, schritt Tabor den vereinsamten Weg entlang, der von Caira-Dan aus in die Vorberge führte. Die Stirn des jungen Elfen war von Kummer und Bitternis gezeichnet, und weder die milde Luft des Sommerabends noch der liebliche Duft der späten Mheja-Blüten, deren tiefgelbe Kelche den feuchten Boden zu beiden Seiten des Weges wie ein leuchtender Teppich bedeckten, vermochten die düsteren Gedanken zu vertreiben, die ihn plagten.
Ich habe versagt! Die Worte brannten ihm wie Feuer hinter der Stirn. Es gab keine Entschuldigung und keinen Trost. Und nicht einmal die Gewissheit, alles in seiner Macht Stehende getan zu haben, konnte das unermessliche Leid und die wütende Hilflosigkeit mildern, die tief in seinem Innern gegen das jähe Ende aller Hoffnungen rebellierten.
Wie damals, als er den leblosen Körper seiner geliebten Ilumynhi auf dem verwüsteten Festplatz von Caira-Dan gefunden hatte, schnürte ihm der Kummer die Kehle zu, bis er glaubte, an der Qual und dem Schmerz zu ersticken.
In der schweren Zeit der Trauer um Ilumynhi hatte ihm Naemy tröstend zur Seite gestanden, ihm Mut zugesprochen und ihm Licht gespendet, als er geglaubt hatte, die Welt werde in Dunkelheit versinken. Diesmal aber hatte er niemanden.
Er war allein.
Unermüdlich hatte er nach Naemys Verschwinden gemeinsam mit der Elfenpriesterin Lya-Numi die Pergamente und Bücher in der geheimen Kammer in Nimrod und die alten Schriften der Nebelelfen, die sich in den Kellergewölben des Palastes von Caira-Dan befanden, unermüdlich nach einem Hinweis durchsucht, ob und wie Naemy nach Thale zurückkehren konnte. In unzähligen schlaflosen Nächten hatten sie Berichte verglichen, uralte Aufzeichnungen entschlüsselt und sogar die verbotenen Bücher der schwarzen Magie zu Rate gezogen. Und doch waren viele - zu viele - Mondläufe vergangen, bis sie endlich gefunden hatten, wonach sie suchten.
In einer Schriftrolle, die so alt war, dass sie beim Öffnen zerbrach, hatte Lya-Numi schließlich eine genaue Anweisung entdeckt, wie ein Dimensionentor geöffnet werden konnte. Das Pergament stammte noch aus der Zeit, bevor die Stollen, in denen die Elfen das Sternenebulit abgebaut hatten, geflutet worden waren -einer Zeit, in der sich auch die Elfen hin und wieder dieser Tore bedient harten.
Doch der Text, so hoffnungsvoll er zunächst klang, bot nicht die ersehnte Lösung, nach der die beiden so lange gesucht hatten, denn am Ende warnte der Verfasser ausdrücklich jeden davor, ein Dimensionentor zu öffnen:
» ... wer immer sich darin versucht, die Grenzen der Dimensionen zu überschreiten«, stand dort in der hohen Sprache der Alten zu lesen, »hüte sich vor dem, was er dadurch heraufbeschwören kann. Ein geöffnetes Tor vermag den finsteren Dämonen, die allzu oft auf der anderen Seite hausen, freien Zugang in unsere Welt zu verschaffen. Deshalb darf es nur im Beisein der sieben Kundigen aufgetan werden, die die Macht besitzen, das Böse hinter dem Tor zu bannen und es zu schließen, bevor das, was uns lieb und teuer ist, Schaden nehmen kann.«
Die sieben Kundigen! Selbst Lya-Numi wusste nicht, wer damit gemeint sein mochte. Nirgends gab es einen Hinweis auf diese seltsame Bezeichnung, und obwohl Tabor und die Elfenpriesterin lange danach suchten, blieb der Begriff für sie im Dunkeln.
Schließlich war auch das letzte Pergament gelesen, und es wurde Zeit, die Entscheidung zu treffen, die so bitter und endgültig war, dass weder Tabor noch Lya-Numi sie hatten aussprechen wollen.
Aber eine andere Möglichkeit, als die Suche abzubrechen und Naemy dem ungewissen Schicksal zu überlassen, gab es nicht mehr.
Die Tore nicht anzurühren war vernünftig, doch was nützte alle Vernunft, wenn das Herz blutete! Tabor ballte die Fäuste und zog die Luft scharf durch die Zähne.
»Bei den Toren, das hat sie nicht verdient!«, stieß er gramerfüllt hervor. »Nicht sie, die immer auf der Seite des Lichts gekämpft hat und stets nur das Beste wollte. Sie war immer für uns da - immer!
-, und jetzt, da sie unsere Hilfe braucht, lassen wir sie im Stich.« Wütend trat er mit dem Fuß gegen einen Stein und stieß ihn in das Blütenmeer am Wegrand. »All die Bücher und Pergamente«, murmelte er ärgerlich. »All die sinnlosen Worte und Aufzeichnungen, all die schlaflosen Nächte - für nichts!«
Das Licht der tief stehenden Sonne blendete ihn, als er aus dem Schatten der Bäume trat und sich auf den Weg durch die von niedrigen Büschen und Gräsern bewachsenen
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