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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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schenkte ihr Blumen und hielt ihr die Autotür auf. Er war ein fröhlicher und charmanter Junge, der gar nicht so aussah, als ob er auch eine launische Kehrseite hätte.
    Robbie war das Produkt einer kaputten Familie, und sie bedauerte ihn, weil er nie die elterliche Liebe gekannt hatte, die für sie selbstverständlich gewesen war. Yolie, immer ein äußerst fleißiges Mädchen, war nur zu glücklich darüber, daß sie ihm nach der Heirat das Leben leichter machen konnte. Sie brachte einiges an Geld mit nach Hause. Ihre Wohnung war immer blitzsauber, wie im übrigen die der meisten Frauen der Task Force. Blitzblanke Wohnungen, appetitliche Babys und ein Job im öffentlichen Dienst waren für die jungen Leute aus der unteren Gesellschaftsschicht die Symbole für ihren stetigen Aufstieg in die Mittelschicht. Zudem verwaltete Yolie das Familieneinkommen, machte die Wäsche und kochte die Mahlzeiten. Ihre Ehe blieb kinderlos, und Robbie wurde für sie eine Art Ersatzkind.
    »Ich hab Robbie entsetzlich verwöhnt«, sagt sie. »Wenn ich zurückschaue, kann ich gar nicht mehr verstehen, wie ich ihm das antun konnte.«
    Yolie war auf die gleiche High School gegangen wie Robbies Lehrgangskamerad auf der Polizeiakademie und jetziger Kollege Carlos Chacon. Als das Experiment begann, führte sie mit Robbie unzählige Gespräche. Sie erfuhr, wie grausam die Gangster die Grenzgänger behandelten, und begriff, daß diese neue Truppe irgendwas dagegen tun sollte, was bisher noch nie versucht worden war. Einen Aspekt bei dieser ganzen Sache jedoch kapierte ausschließlich Yolie: Robbie Hurt fühlte sich nahezu von Anfang als Outsider.
    »Ihre Witze erzählen sie sich auf spanisch«, sagte Robbie. »Ich weiß nie, ob es Witze über mich sind. Das müssen sie mir dann erst erklären.«
    »Das ist doch nicht wichtig«, sagte sie.
    »Unwichtig ist es auch nicht«, erwiderte er.
    Hinzu kam, daß im Verlauf der Zeit ein paar von denen, die anfangs nur sehr schlecht Spanisch gesprochen hatte, gewaltig aufholten. Sie mußten lernen, wie die cholos aus Tijuana redeten. Es war wichtig, daß sie das lernten.
    »Ich glaub, daß die … na ja, auf spanisch besser miteinander klarkommen«, sagte Yolie Hurt zu ihrem Mann. »Es ist für sie eine … eine Art Verbundenheit.«
    Die Ehefrauen von Tony Puente, Renee Camacho, Fred Gil und Manny Lopez waren Weiße. Carlos Chacons Frau war philippinischer Herkunft. Lediglich die Frauen von Eddie Cervantes, Ernie Salgado und Joe Castillo hatten mexikanisches Blut in den Adern. Yolie Hurt hatte Eltern verschiedener Hautfarbe: ihre Mutter war Mexikanerin, ihr Vater Schwarzer, und vom Äußeren her war sie eine Mischung aus beiden. Andererseits wußte sie, was man unter einem Konflikt der Kulturen versteht und was es bedeutet, nicht eindeutig zu den Weißen, Schwarzen oder Mexikanern zu gehören.
    Robbie war ziemlich stolz darauf, daß er ein guter Schreiber war. »Ich kann wenigstens die besten Berichte schreiben«, sagte er zu ihr. »Sie kommen zu mir, wenn sie bei ihren Berichten Hilfe brauchen.«
    »Mexikanische Cops haben in ihrem Leben wahrscheinlich nur wenig lernen können«, sagte Yolie. »Du solltest da nachsichtig sein. Für die muß das ja ziemlich aufregend sein.« Robbie Hurts junge Frau ahnte nicht, wie aufregend es erst noch werden sollte.
    Neben Dick Snider war Robbie der einzige unter den ersten Beamten der Task Force, der bei den anderen als O.T.M. lief, »Other Than Mexican«, eine Bezeichnung, die die Border Patrol für Grenzgänger gebrauchte, die »anders als mexikanisch« waren. Er als einziger sprach gar kein Spanisch, denn Dick Snider beherrschte die Sprache ja fließend. Es gab im übrigen im ganzen nur vierzig schwarze Cops beim Department. Es gab acht schwarze Sergeants und einen Lieutenant, und im Grunde waren die Schwarzen kaum besser repräsentiert als die aus Mexiko stammenden Amerikaner.
    »Kann ein Anfänger zu dem Job nein sagen?« fragte er seine Frau. »Vor allem ein schwarzer Anfänger?«
    Er als schwarzer Anfänger sagte ganz sicher nicht nein. Er schnappte förmlich zu, als er das Angebot kriegte.
    Man nannte ihn King Kelly. »Jungs, die Motorrad fahren, kriegen immer solche Namen wie King«, sagte er. »Und Motorradfahrer haben immer ''n besonderen Ruf, und die Leute glauben, sie wären immer die Größten. Sogar Cops, die Motorrad fahren. Bei mir hatten sie's mit dem Schwanz. Die Leute haben wahrscheinlich angenommen, außer meiner Mutter hätt ich alle Bräute

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