Die San-Diego-Mission
der Smuggler's Gulch. Er wußte genau, daß er sich in diesen Bergen zu allen Tages- und Nachtzeiten zurechtfinden konnte.
Diese Task Force bot ihm eine neue Chance, glaubte er. Als er noch bei der Air Force war, hatte er dutzendfach vergebens versucht, nach Vietnam zu kommen. Er glaubte immer, irgendwas Bedeutendes tun zu müssen, aber das Schicksal hatte ihn immer abgewiesen.
»Wenn Sie doch mal meinen sollten, daß ''n weißer Junge ne Chance verdient hätte«, plädierte Ken Kelly in eigener Sache bei Manny Lopez, »also, ich kenn da einen, der verrückt genug ist, freiwillig in die Canyons zu gehen.« Dann spielte er einen indischen Diener und flehte: »Ich will Euer Wasserträger sein, Sahib. Nehmt mich mit!«
Ken Kelly zählte zwar nicht zu den Cops aus San Diego, die ursprünglich für das Experiment ins Auge gefaßt worden waren, aber er gab und gab nicht auf. Man sah ihn selbst nachts auf allen Fluren der Polizeistation rumspringen und auf Manny einreden: »Nehmt mich mit, Bwana. Ich will Euer Gewehrträger sein. Wenn Ihr's nicht tut, flipp ich aus, ich schwör's. Sex! Drogen! Rock 'n' Roll!«
Er gab nie auf. Er sagte sich: Wer weiß, was da draußen in den Canyons noch alles passiert? Irgendwer kann immer mal von einem Skorpion gestochen werden, und schon brauchen sie einen Ersatzmann.
Manny Lopez konnte kaum noch auf den Lokus gehen, ohne daß ihm aus der Nachbarkabine eine Stimme zuflüsterte: »Wenn Ihr mich nicht mitnehmt, flipp ich völlig aus. Ich setz ne Haube auf und zieh Strumpfhalter an und spiel ne Krankenschwester. Nehmt mich mit!«
Manny Lopez mußte lachen und versprach Ken Kelly, daß, sofern es jemals eine freie Stelle geben würde …
4. KAPITEL
Exodus
I n der ersten Oktoberwoche ging es endlich los. Beim letzten Appell am Nachmittag rissen sie pausenlos Witze, quasselten wie Maschinengewehre und waren ziemlich aufgeregt. Die normalen Streifenpolizisten verzapften ihrerseits jede Menge Blödsinn, als der Task Force die Gewehre, Schußwaffen, Leuchtkugeln, Erste-Hilfe-Kästen, Sonnenbrillen, Taschenlampen, Ferngläser, Munitionsbestände, Funksprechgeräte und Handfesseln ausgehändigt wurden.
Als die Sonne unterging, sagte der Ex-Mariner Eddie Cervantes: »Es ist Zeit, aufzusitzen!«, worauf man ihm nachwies, das sei nicht auf seinem Mist gewachsen, sondern auf dem von John Wayne in Todeskommando.
Anschließend sagte Dick Snider, der immerhin genauso groß wie John Wayne, jedoch noch faltiger im sonnenverbrannten Gesicht war: »Dann wollen wir mal loszischen und ein paar Gauner einsperren.«
Es paßte irgendwie überhaupt nicht zu diesem Mann, der einen Tarnanzug, eine schwarze Wollmütze und Kampfstiefel trug und bis an die Zähne bewaffnet war. Eher hätte eine derartige Sprücheklopferei zu den Cops gepaßt, die anscheinend auf dem besten Wege waren, sich für mobiler zu halten als das Mobile Einsatzkommando.
Auf dem Papier jedenfalls war die Operation recht militärisch geplant. Renee Camacho, einer der ersten, die Dick Snider sich ausgesucht hatte, bildete zusammen mit einem Border-Patrol-Streifenbeamten ein Hilfsteam. Sie waren für die Ausrüstung zuständig, und weiß der Himmel, was sie in den Wagen mit Vierradantrieb alles reingepackt hatten.
»Alles außer dem, was ein normaler Cop braucht!« meinte ein Streifencop, als er mal in den Bronco sah. Und er nannte sie höhnisch »Kammerjäger«.
Eddie Cervantes und ein Beamter des amerikanischen Zolls bildeten das andere Hilfsteam. Ein Observierungsteam bestand aus dem großen jungen Cop Felix Zavata und einem Mann von der Border Patrol. Das Hauptobservierungsteam setzte sich aus den beiden Vorgesetzten Dick Snider und Manny Lopez zusammen. Sie hatten das kostbarste Stück der gesamten Ausrüstung bei sich: ein ultramodernes Nachtsichtglas für die Observation bei Dunkelheit.
Die beiden ehemaligen Marinecorps-Ausbilder, Ernie Salgado und Fred Gil, bildeten das Festnahmeteam. Unterstützt wurden sie durch die Anfängercops Robbie Hurt und Carlos Chacon. Als Rettungsteam, das dafür zuständig war, eventuelle Überfallopfer unter den Grenzgängern einzusammeln, fungierten ein weiterer Anfänger, Joe Castillo, der schon jetzt Angst hatte, er würde unter Umständen nicht genug »Action« erleben, sowie der zweite Zollbeamte, den man wegen seiner hervorragenden spanischen Sprachkenntnisse gegebenenfalls für die Vernehmung der Opfer brauchen würde.
Während sie auf der kurzen Fahrt zu den Canyons ungeduldig auf
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