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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Frequenzen mitgekriegt, was los war, und ihre Leute strömten aus Richtung Colonia Libertad in die Canyons. Aus den beleuchteten Hütten südlich der Grenze kamen die Neugierigen, und Manny Lopez brüllte: »Seht zu, daß wir rasch hier rauskommen!«
    Ausgerechnet jetzt kamen ein paar Kinder aus Colonia Libertad auf die Idee, ein bißchen Blödsinn zu machen, und sie steckten mehrere Autoreifen in Brand und rollten sie in ihre Richtung runter in die Canyons, wodurch es der Mordkommission des Police Departments von San Diego ziemlich schwer gemacht wurde, in die Canyons zu kommen und die Schießerei, in die eigene Beamte verwickelt gewesen waren, pflichtgemäß zu untersuchen. Als die Männer schließlich eintrafen, mußten sie höllisch aufpassen, daß sie von den mexikanischen Kinderlümmeln nicht in Brand gesteckt wurden, weil die das Bombardement mit brennenden Reifen und Felsbrocken immer noch fortsetzten.
    Das Herabrollen der Reifen hörte erst nach ungefähr dreißig Minuten auf, und Carlos Chacon, der den Schauplatz dieser Schießerei bewachen mußte, stellte einen weiteren gutgekleideten Ausländer, der den Berg herab in den Canyon kam. Es war ein Beamter der mexikanischen Einwanderungsbehörde und redete dauernd in das Walkie-Talkie, das er trug. Er war ziemlich verärgert und kündigte Carlos Chacon an, daß noch mehr Kollegen in die Canyons unterwegs waren, um überhaupt erst mal zu klären, was passiert war.
    Der verwundete Einwanderungsbeamte, Luis Tamez, wurde ins Gefängnis von San Diego eingeliefert, ebenso wie sein Gefährte, der den Cops gegenüber erklärte, er sei ein Informant des verwundeten migra- Mannes . Sie hielten beide an ihrer Darstellung fest, sie seien auf einer Jagd nach Menschenschmugglern gewesen und hätten die Barfer dabei versehentlich für solche Leute gehalten.
    Es war ziemlich schwierig, den Bericht über diesen Fall zu schreiben, weil Tamez nie was anderes als »migra« gesagt hatte. Es stimmte zwar, daß ihnen ein festgenommener Grenzgänger zwei Wochen vorher berichtet hatte, er sei in den Canyons von einem bewaffneten Mann in der Uniform der mexikanischen Einwanderungsbehörde ausgeraubt worden. Trotzdem, Luis Tamez hatte nur »Einwanderung« gesagt, bevor Manny Lopez ihn durchlöcherte.
    Der stellvertretende District Attorney richtete an den Polizeichef von San Diego einen Brief, der Manny Lopez wahnsinnig machte. Darin hieß es:
    Wir sind davon in Kenntnis gesetzt worden, daß Sie sowie Angehörige Ihres Departments mit Beamten der mexikanischen Einwanderungsbehörde zusammengetroffen sind, wobei diese den Irrtum eingeräumt haben, der dazu führte, daß ihre Beamten (und in diesem Zusammenhang speziell Mr. Tamez) auf dem Territorium der Vereinigten Staaten operierten. Sie haben uns Ihre Ansicht mitgeteilt, daß das Interesse an der grundsätzlich wichtigen Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden der Republik Mexiko und Ihrem Department durch eine strafrechtliche Verfolgung von Mr. Tamez erheblich gestört werden könnte. Wir müßten auf dieses Interesse in der Tat ebenso wie auf die Aufrechterhaltung der harmonischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Republik Mexiko Rücksicht nehmen. Im Hinblick auf diese Erwägungen und angesichts der Art des möglichen Gesetzesverstoßes, für den Mr. Tamez anscheinend mit einer legitimen Erklärung aufwarten könnte, sind wir der Überzeugung, daß die Interessen der Justiz es gestatten, keine Strafverfolgung einzuleiten und insofern auch keine Anklage zu erheben.
    Selbst in ausländischen Zeitschriften fand diese Story ein ziemliches Echo. Der deutsche Stern schickte seine Reporter, um über diese Gesetzeshüter zu berichten, die andere Gesetzeshüter an der Grenze niederschossen. Pete Wilson, der Bürgermeister von San Diego, bat Präsident Jimmy Carter um Bundesunterstützung im Kampf gegen die Grenzkriminalität, die in diesem Fall sogar zu einer gefährlich gespannten internationalen Situation geführt hatte.
    Da gab es inzwischen keinen Zweifel mehr; über die Barfer gab's eine Menge zu schreiben. Sie waren heiß. Sie wurden immer mehr zu Lieblingen der Medien. Waren sie unter Umständen sogar … nützlich?
    Als Manny Lopez hörte, daß der District Attorney sich weigerte, Anklage zu erheben, trat er unverzüglich aus der BARF Squad aus. Er tat es in einem Brief an Dick Snider. Manny erhielt einen dringenden Anruf vom Polizeichef.
    Chief Kolender sagte: »Was halten Sie denn davon, daß wir

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