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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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»Hier, dieser Typ rettet mir draußen jede Nacht den Schwanz. Er ist ein ganz böser Bube.«
    Und Robbie fühlte sich gleich viel besser und erzählte einem Groupie seinerseits ein paar Heldentaten. Und er schluckte wie ein Specht. Er kam selten nach Haus, bevor die Kneipen dichtgemacht hatten. Und obgleich er immer selber nach Hause fuhr, konnte er sich oft nicht mal mehr erinnern, ob er's getan hatte. Auch das war macho, glaubte der junge Cop – alkoholische Blackouts.
    »Ich kann mich nicht erinnern, ob ich gefahren bin!« Warum nicht? Revolverhelden durften das.
    Seine Ehekrise war damals nicht die einzige. Da gab's, wie gesagt, auch Ken Kelly, der auf jeder »zufälligen« Sitzung im Wing auftauchte. Und der dauernd fragte, wann, ja, wann endlich eine Stelle bei BARF frei werde und er ihrer Truppe beitreten könne.
    Er bot sich selbst als eine Art Zuhälter an. »Hab ich euch noch nicht von der neuen Kellnerin im Anchor Inn erzählt, die bestimmt ganz scharf ist auf euch?«
    »Doch, aber die ist potthäßlich! Dabei hast du gesagt, sie hätte dicke Titten.«
    »Pickel. Ich hab dicke Pickel gesagt. Okay, mir fällt noch was Besseres ein.«
    Er versuchte, sie anderweitig zufriedenzustellen, aber sie waren anspruchsvoll geworden: »Verdammt, King! Die hat einen Hals wie ein Elefantenrüssel!«
    »Okay! Mir fällt was Besseres ein!«
    Manny Lopez warnte Ken Kelly, daß er wahrscheinlich nicht mehr als Robbie Hurt zu tun kriegen würde, weil er hellhäutig und blond war, aber Ken Kelly sagte, das würde ihm gar nichts ausmachen. Er könne ja Robbies Partner werden. Er könne mit ihm das Hilfsteam bilden, damit ein anderer für richtige Einsätze frei würde. Er würde ihnen sogar ihr verdammtes Lokuspapier hinterherschleppen.
    Eines schönen Abends bekam Ken Kelly dann Gelegenheit, angesichts echter Gefahr seine Geistesgegenwart unter Beweis zu stellen. Zu einer Party im Grünen kam genau nach Fahrplan eine Herde gackernder Kellnerinnen. Alle kreuzten auf: Fat Mindy, Thin Mindy, Lana Banana und noch eine.
    »Die ist ja nicht mal zwanzig!« brüllte Ken Kelly, als sie aus Fat Mindys Auto stieg. Sie war noch blonder als Ken Kelly, und sie schritt nicht, sondern sie glitt dahin – wie eine Dschungelkatze. Tatsächlich war sie auch irgend etwas in dieser Art, mit ihrem imitierten Leopardenmantel, ihren dolchartigen Fingernägeln und ihrem äußerst dekadenten, preiselbeerfarbenen Lippenstift.
    Das Gesaufe ging bis halb drei, und dann gab Fat Mindy gegenüber Ken Kelly eine Erklärung ab, das Leopardenmädchen betreffend. »Sie mag dich. Sie will wissen, ob du sie auch gern näher kennenlernen möchtest?«
    »Das gibt's doch nicht«, brüllte Ken Kelly. »Is ''n Froscharsch wasserdicht?«
    Oh, wie die Barfer auf Ken Kelly neidisch waren. Sie hatte sich in ihn verknallt! Und das, nachdem die anderen ihr schon hunderteine Wir-legen-alle-um-Storys erzählt hatten, von denen mindestens hundert erfunden waren. Dabei wußte sie doch, daß Ken Kelly nicht mal ein Revolverheld war, sondern nur einer werden wollte.
    Nachdem er zunächst wie erschlagen war, strich er sich das lange weiche Haar glatt, zwirbelte sich seinen Walroßschnurrbart und kriegte so verzückte Augen, wie sie seiner Vorstellung nach Jack Nicholson hatte. Dann öffnete er eine Zweiliterflasche Wein und sagte: »Was möchtest du, Schatz? Roten, weißen oder gelben?«
    Sie sagte, er sei wirklich verdammt süß!
    »Der hab ich vielleicht die Hucke vollgelogen!« flüsterte Ken Kelly Joe Castillo zu. »Ich hab schlimmer gelogen als das Pentagon. Ich war so gut, hab ich gesagt, daß ich immer Überstunden machen müßte.«
    Mittlerweile allerdings hatte die Frau eines Cops, die zufällig im gleichen Schnellimbiß arbeitete wie Fat Mindy, Thin Mindy und Lana Banana, klammheimlich Ken Kellys Frau angerufen und ihr gesagt, wo sich die lieben Jungs und Mädchen weit nach Mitternacht rumtrieben.
    Um halb drei sagte Ken Kelly: »Da kommt ''n Auto.«
    Und so war es in der Tat. Der Wagen fuhr langsam durch den Park und den Berg hoch bis dahin, wo sie becherten. »Das hört sich genau so an wie mein Pinto«, meinte er. »Genau dasselbe Geklingel im Getriebe … Ja, nee, das kann ja nicht mein Pinto sein.«
    Es war sein Pinto. Gefahren von seiner Frau, die ihre auf dem Rücksitz schlafenden drei kleinen Kinder dabei hatte. Ken Kelly jaulte auf und verschwand in den Büschen. Der Pinto blieb ungefähr zwanzig Meter entfernt in der Dunkelheit stehen, und die Scheinwerfer

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