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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Quantum an allgemeiner Aufmerksamkeit, weil er am besten von allen aussah, recht athletisch gebaut war und über diese hübsche Körpersprache verfügte: er zuckte die Schultern, wackelte mit den Hüften, verschränkte die langen hübschen Hände, nahm sie wieder auseinander und wedelte mit ihnen herum, als wären es Flügel. Er hätte wahrhaftig Schauspieler oder Tänzer sein können, dieser junge Cop.
    Was für ein Paar: der Chef-Revolverheld und sein Protegé. Eddie Cervantes trank inzwischen auch ganz schön, ebenso wie Tony Puente und Renee Camacho. Der heftigste Säufer von allen aber war der Outsider Robbie Hurt. Und sobald sich Robbie an irgendein Groupie heranmachte, schien es immer Eddie zu sein, der ihn zurechtwies: »Was verstehst du denn davon? Bleib doch lieber da, wo's sicher ist.«
    Und Robbie schmollte. Weiß Gott zu Recht. Er wäre nämlich unheimlich gern mit ihnen draußen gewesen. Er hätte sogar seinen Traum von einem Porsche aufgegeben, wenn er bloß mit dem Ensemble oder wenigstens mit der Zweitbesetzung hätte draußen sein können. Wie's derzeit aussah, war er einige Male zwar dicht genug dran gewesen, um hören zu können, wie sie »Barf! Barf! Bari!« schrien. Aber dann war er mit dem Schrotgewehr und dem Funkgerät nur im Kreis rumgelaufen, um die Stimmen zu finden, deren verwirrendes Echo von allen Canyonwänden zurückgeworfen wurde. Und zum Schluß, wenn sein Herzschlag ihm in den Ohren dröhnte, war sein Adrenalinspiegel wieder mal völlig sinnlos gestiegen. Es machte ihn wahnsinnig, hinterher auf die Saufpartys in die Stammkneipen zu gehen, bloß um Eddie Cervantes lästern zu hören: »Er ist unser Wasserträger.« Wirklich, das wurde immer unerträglicher.
    Manny hatte Robbie in der ersten Zeit ein paarmal mit der Zweitbesetzung losgeschickt, aber zweimal waren potentielle Räuber, die ihnen auf den Zahn gefühlt hatten, getürmt, weil hier draußen in den Canyons noch nie ein schwarzer Pollo gesehen worden war.
    In einem Fall hatte sich eine mutmaßliche Gangstertruppe, von der sie angesprochen und ausgefragt worden waren, sogar fast schon mit der von Carlos Chacon aufgetischten Story zufriedengegeben, Robbie stamme aus Zentralamerika, wo es haufenweise Schwarze gebe; am Ende aber waren die Gangster doch noch nervös geworden und abgehauen, bevor sie sich die nötige Blöße gegeben hatten.
    Als Manny Lopez hörte, daß die Räuber immerhin schon sehr dicht dran gewesen waren, ernst zu machen und Geld zu verlangen, gab er den jungen Cops einen Befehl, der sie überraschte. Er sagte: »Hört mal gut zu, ihr Ärsche, das passiert euch nicht noch mal!«
    Als sie ihn verwirrt anschauten, sagte er: »Wegen so einer Kleinigkeit laßt ihr nicht noch mal einen laufen, wenn's klar ist, daß es ein Gangster ist!«
    Als sie ihn fragten, was sie denn sonst tun sollten, sagte er: »Haut sie zusammen, auch wenn sie noch nichts gesagt haben! Poliert ihnen sofort den Arsch, statt sie laufenzulassen. Vielleicht bleiben sie dann ein für allemal in Tijuana, wenn sie klauen wollen. Nur so kapieren sie, daß wir schlimmer sind als ihre judiciales.«
    Ein paar von ihnen waren mit dieser Entwicklung der Dinge gar nicht sehr einverstanden. Einer davon war Ernie Salgado. Er wohnte ganz in Mannys Nähe und fuhr ihn regelmäßig in einem Dienstwagen zur Arbeit. Ihm schmeckte die Idee, praktisch zur Selbstjustiz zu greifen, wirklich hinten und vorne nicht. Er nahm kaum jemals einen zur Brust, und Manny und diese anderen Hartsäufer kriegten den Grund für seine Enthaltsamkeit scheinbar schnell spitz. Sie schrieben alles seiner Frau zu, nachdem Susan Salgado auf einer BARF-Party, an der alle Ehefrauen teilnahmen, durch das Lokal gebrüllt hatte: »Eeeernie, komm mal her!«
    Und das reichte ihnen dann bereits, diesen ausgeflippten, Gangster zusammenschlagenden, Raupen fressenden Revolverhelden. Sich derart von einer Pflaume auf Vordermann bringen zu lassen? Oh, Gott!
    Jedenfalls entschied Manny Lopez, Robbie Hurt könne an den eigentlichen Einsätzen nicht teilnehmen, eben weil er schwarz war, und insofern würde Robbie immer bloß im Notfall zu Hilfe kommen können. Manny erklärte ihm, wie unschätzbar eine solche Aufgabe sei, daß es einfach einen geben müsse, der diesen Job machte, und wie dringend sie ihn brauchten, um ihren Hintern zu retten, wenn's wirklich mal sehr ernst werden sollte. Unweigerlich, schließlich, brach Manny Robbies Widerstand dadurch, daß er ein paar Groupies anschleppte und sagte:

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