Die San-Diego-Mission
Gangster arbeiteten schnell und geschickt. Mit ihren Messern zerschnitten sie den entsetzten Begleitern von Patricia Ramirez die Schnürsenkel. In den Schuhen suchten sie nach Geld. Sie zwangen die Männer, nach und nach alle Kleider auszuziehen. Einer der Pollos erklärte den Gangstern, er habe wirklich kein Geld. Dann fing er ebenfalls an zu schreien, als der älteste Gangster lächelte, an ihn herantrat, ihm eine Pistole an die Schläfe hielt und sagte, daß ihm wegen der Lügerei was Schreckliches passieren würde. Dann zog er den Pollo wegen der paar Pesos und Dollar, für die der Mann sein Leben riskiert hatte, bis auf die Haut aus.
Die Gangster befahlen den Männern, ihre Klamotten und die Schuhe mit den zerschnittenen Schnürsenkeln zu nehmen und mit bloßen Füßen durch die Canyons zu gehen. Und sie möchten sich vor Gangstern in acht nehmen, sagte sie ihnen – ausgenommen Patricia Ramirez, die einer von ihnen, mit inzwischen bis zu den Knien heruntergezogenen Hosen, fest in seinen Armen hielt und die wie ein Kind weinte. Er fing an, an ihrer Vagina herumzuspielen, während ihre Gefährten es vermieden, ihr in die Augen zu schauen, als sie sich in nördlicher Richtung davonmachten. Sie mußten ja leben, also was soll's? Was hätten sie tun können? Sie wollte nur überleben.
Bevor sich die Gangster dann den Spaß machen konnten, Patricia Ramirez zu vergewaltigen, hörten sie von irgendwo her in der Dunkelheit Stimmen. Irgend jemand kam ins Stolpern und sagte: »Oops!«
Darauf sagte einer, bei dem es sich um Manny Lopez handelte: »Du blöder Arsch! Sag nicht ›oops‹!«
Dann sagte eine Stimme: »Verdammt, was soll ich denn sonst sagen?«
Und Manny Lopez sagte: »Sag ›oops‹ auf spanisch!«
»Ich weiß nicht, was ›oops‹ auf spanisch heißt!«
Natürlich kapierten die Gangster nichts von diesem ganzen Geschnatter draußen in der Nacht, aber sie kapierten, daß irgendeiner laut »Oops!« gesagt hatte. Und weil »Oops!« sicher nicht aus dem Mund eines Pollos kommen konnte, kapierten sie, daß sie Ärger kriegen könnten.
Patricia Ramirez wurde verschont, und während sie versuchte, ihre flüchtenden Gefährten einzuholen, die auf dem schmalen Weg inzwischen beinahe über zwei Barfer gestolpert waren, hauten die Gangster schleunigst in Richtung Loch im Grenzzaun ab, wobei sie allerdings ebenfalls zwei Barfern in die Arme rannten.
Zwei von den Gangstern, darunter dem mit der Kanone, waren die beiden vor dem Loch im Zaun hockenden Pollos ganz und gar nicht geheuer, und so rannten sie weiter in östlicher Richtung, auf das nächste Loch zu. Der Fastvergewaltiger dagegen, der eine Eisenstange trug, wollte es besser wissen und wählte die kürzeste Distanz in Richtung Mexiko, quasi direkt durch die kauernden Pollos, von denen einer sich gerade ein rotes Tuch über den Kopf gezogen hatte, um die Moskitos abzuhalten, die seinen schon sehr kahlen Schädel in einen Insektenspielplatz zu verwandeln drohten. Außerdem hatte Manny Lopez an diesem Abend noch ein Pendletonhemd angezogen, und somit sah er, alles in allem, einem Gangster viel ähnlicher als einem demütigen Pollo.
Der Fastvergewaltiger hatte ein Messer am Oberschenkel und sagte in der familiären Art, in der sich die Gangster normalerweise zu begrüßen pflegten: »Hey, socio, was läuft denn so?« Dann rannte er, seine Eisenstange schwingend, weiter auf das Loch im Vorhang zu.
Und irgendeiner brüllte plötzlich: »Barf! Barf!«, und die Schlacht war im Gange.
Der Fastvergewaltiger wurde mit einem Pistolengriff traktiert und schwer zusammengeschlagen, und als er, ziemlich böse zugerichtet und mit Handschellen gefesselt, später an diesem Abend zu einem wartenden Polizeiwagen geführt wurde, sagte er zu dem uniformierten Cop, der ihn zum Arzt und ins Gefängnis transportieren sollte, nur ein einziges Wort. Er sah regelrecht dankbar auf die Uniform der Polizei von San Diego und sagte: »Hilfe!«
»Wir müssen sie richtig einmachen«, predigte Manny Lopez seinen Leuten ununterbrochen. »Mit Fäusten, mit Knüppeln, mit Kolben, mit allem, was da ist. Bis ein solcher Bursche kaputt ist oder so tut, als ob er tot ist. Oder bis der blöde Arsch sich bedingungslos ergibt.«
Patricia Ramirez wurde zurück nach Tijuana geschickt, war aber äußerst dankbar, noch jungfräulich und lebendig zu sein. Und die Barfer hatten wieder mal eine Vergewaltigung verhindert, was immer für einige Zeitungsstorys gut war. Allerdings war Manny so geschafft,
Weitere Kostenlose Bücher