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Die sanfte Hand des Todes

Die sanfte Hand des Todes

Titel: Die sanfte Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbie Taylor
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sanftmütig, aber alt. Bei einem Welpen sieht die Sache schon wieder anders aus, finden Sie nicht? Ich glaube, Gordon war mit dem jungen Hund ein wenig überfordert. Aber als sie ihn anschafften, konnten sie ja nicht ahnen, dass Edie nicht mehr lange leben würde.«
    »Es wird nicht einfacher, wenn die Kräfte schwinden.« Dawn musste an den viel zu großen Pyjama denken, der um Mr. Farnleys magere Schultern geschlottert hatte.
    »Ja, es wird nicht einfacher. Zum Glück hat ihn der junge Mann, den er im Park kennengelernt hat, sehr unterstützt. Er geht mit Boris spazieren. Er war uns wirklich eine große Hilfe. Ich weiß nicht, ob mein Mann und ich das allein hinbekommen hätten. Ich konnte noch nie mit Hunden umgehen, und Martins Lungenemphysem macht ihm in letzter Zeit schwer zu schaffen.«
    Die Sonne war dabei, hinter der gegenüberliegenden Häuserzeile zu verschwinden. Es war an der Zeit, auf den Punkt zu kommen.
    Dawn sagte: »Mrs. Cummings, hat Mr. Farnley jemals vom St. Iberius gesprochen? Kennt er jemanden, der dort arbeitet?«
    »Im St. Iberius?«, fragte Mrs. Cummings. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sind Sie sicher? Er kennt keine Krankenschwester mit dem Namen Francine Hartnett?«
    »Er hat nie von irgendwelchen Krankenschwestern gesprochen«, entgegnete Mrs. Cummings. »Warum fragen Sie?«
    Dawn wusste nicht, wie offen sie mit der Frau sein sollte. Augenscheinlich schien ihr Mr. Farnley am Herzen zu liegen. Mrs. Cummings konnte eine aufrichtig besorgte Freundin sein, aber genauso gut eine neugierige, klatschsüchtige Nachbarin.

    »Ich bin mir sicher«, fuhr sie fort, »dass Gordon uns davon erzählt hätte, würde er jemanden im St. Iberius kennen. Er war vor der Einweisung sehr nervös, und man kann bei ihm von einer regelrechten Krankenhausphobie sprechen. Er war so besorgt, dass er vor der Operation sogar sein Testament gemacht hat.«
    »Sein Testament?« Dawn hörte mit dem Mooszupfen auf.
    »O ja! Das sagt doch alles. Er hat immer gesagt, ihm ist egal, wer das Haus bekommt, jetzt, wo Edie nicht mehr lebt und sie kinderlos geblieben sind. Aber wissen Sie, wenn es drauf ankommt, ist es gar nicht mehr egal. Muss ja nicht sein, dass alles an den Staat geht, oder?«
    Dawn folgte Mrs. Cummings’ Blick zum Haus der Farnleys, das rosarot in der Abendsonne leuchtete. Ein geräumiges, solides Einfamilienhaus mit eigenem Garten, mitten in der Stadt. Vermutlich war es eine Menge Geld wert. Wem würde Gordon Farnley es vermachen? Helen Cummings und ihrem Mann? Davon war auszugehen, immerhin hatte er sie als nächste Angehörige angegeben. Aber natürlich konnte Dawn unmöglich danach fragen.
    Was aber gar nicht nötig war, denn Mr. Farnleys Nachbarin war vom selben Schlag wie Mandy – sie half zu gern, Neuigkeiten zu verbreiten. Mrs. Cummings schaute sich kurz um und beugte sich dann verschwörerisch vor.
    »Sie ahnen ja nicht«, raunte sie, »wer das alles erben wird!«
    »Wer denn?«
    »Der Hund!«, sagte Mrs. Cummings triumphierend.
    »Der Hund?«
    »Ja! Ist das nicht typisch Gordon?«
    Dawn warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Seit fast einer Stunde stand sie hier. Mr. Farnley würde bald aus der Narkose aufwachen. Es brachte nichts, noch länger um den heißen Brei herumzureden. Sie würde direkter werden müssen.

    »Mrs. Cummings …«, fing sie an.
    Helen Cummings winkte ab. »Ach, wissen Sie«, sagte sie, »ich habe nur Spaß gemacht. Was Gordon getan hat, ist im Grunde sehr vernünftig. Er hat sein Vermögen einem Hundeverein vermacht, unter der Bedingung, dass sein Hund gut versorgt wird, sollte ihm etwas zustoßen.«
    »Ich verstehe«, sagte Dawn. »Aber …«
    »Er und Edie waren immer so verrückt nach Hunden«, schwärmte Mrs. Cummings. »Also ist es ja quasi so, als würde er das Vermögen seinem Kind vermachen, nicht? Lassen Sie mich überlegen, wie hieß dieser Verein gleich … Er ist ziemlich klein. Nicht Battersea, sondern … oh, wie hieß er denn?«
    »Mrs. Cummings …«
    »Der junge Mann, den er im Park kennengelernt hat, ist der Vorsitzende. Der, der mit dem Hund spazieren geht. Ach, warum fällt es mir jetzt nicht ein?« Mrs. Cummings tippte sich mit einem Finger an die Schläfe. »Gleich hab ich’s. Ich weiß auch nicht, warum ich in letzter Zeit immer …«
    Die Eingangstür ihres Hauses öffnete sich, und heraus kam ein rotbrauner Schatten, der direkt aufs Gartentor zuschoss. »Da ist er ja!«, rief Helen Cummings. »Oh, Martin, halt ihn fest! Er darf nicht auf die

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