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Die sanfte Hand des Todes

Die sanfte Hand des Todes

Titel: Die sanfte Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbie Taylor
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bewaffnet.«
    »Bewaffnet?«

    »Ja. Er hatte eine riesige Tasche dabei. Es sah aus, als wäre ein Gewehr darin.«
    Dawn war sprachlos.
    »Haben Sie das Gewehr gesehen?«, fragte sie. »Hat er Sie bedroht?«
    »Nein. Aber er hätte es getan, so wie der aussah. Ich habe ein Gespür dafür. Einmal hatte ich ein komisches Gefühl wegen meiner Großmutter, und da habe ich sie angerufen, sicherheitshalber. Am nächsten Tag hat sie sich bei mir gemeldet und erzählt, dass genau in dem Moment, als ich sie anrief, beim Nachbarn eingebrochen wurde …« Die Hilfsschwester fing zu schluchzen an. »Ich werde nie wieder in diesem Krankenhaus arbeiten! Nie wieder! Ich werde es verklagen, und …«
    Gedämpftes Klappern am anderen Ende der Leitung. Eine zweite Stimme sagte: »Ist schon gut. Setzen Sie sich hin, und ruhen Sie sich aus.«
    Claudias fröhliche Stimme dröhnte durch die Leitung. »Guten Morgen, Dawn. Haben Sie die Neuigkeiten schon gehört?«
    »Ja.«
    »Wie Sie sich vorstellen können, stehen alle unter Schock. Die Tagschicht wird jeden Moment eintreffen. Kein Grund für Sie, an Ihrem freien Tag hier zu erscheinen.«
    »Danke, Claudia. Hat sie … hat sie wirklich einen bewaffneten Mann gesehen?«
    »Nun ja«, antwortete Claudia mit gedämpfter Stimme, »wissen Sie, die Polizisten waren sehr verständnisvoll. Ist doch schön, wenn man auch mal im Mittelpunkt steht, wenn Sie verstehen, was ich meine. Das Wichtigste ist, dass niemand verletzt wurde. Und was die andere Sache betrifft …« Sie hob die Stimme wieder an. »Ich glaube, dass wir nun nicht mehr die Etatkonferenz abwarten müssen,
um die Videokameras zu bekommen. Ein bewaffneter Raubüberfall, Dawn! Ich habe mich für heute Morgen bei der Klinikleitung angemeldet. Ich denke, spätestens in der nächsten Woche werden wir Kameras auf allen Etagen haben.« Ihre Stimme klang triumphierend.
    Dawn legte auf und musste sich sofort wieder hinlegen. Die Gänseblümchen auf der Tapete tanzten vor ihren Augen. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, konnte sie den Zwischenfall als das betrachten, was er war: ein Glücksfall. Ein sehr großer Glücksfall. Nun wurde nach einem Mann gefahndet. Nie im Leben würde man sie damit in Verbindung bringen. Der Plan war noch besser, als sie gedacht hatte. Sie hatte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie hatte sichergestellt, dass weder Mandy noch irgendeine andere Schwester für das fehlende Morphium zur Verantwortung gezogen wurde. Und jetzt, da Claudia sich der Sache angenommen hatte, würden die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft. Zukünftig wäre jeder Diebstahl unmöglich. Auch Dr. Coulton würde das erfahren und einsehen müssen, dass sie nichts mehr für ihn tun konnte, egal, wie sehr er es sich auch wünschte.
     
    Am Nachmittag schlug Dawns Euphorie in die alte Rastlosigkeit um. Nein, es war noch lange nicht vorbei. Sie hatte immer noch nichts vom »Gratulanten« gehört und wusste nicht, ob er das Morphium erhalten hatte. Und selbst wenn sie ihn fürs Erste ruhiggestellt hatte, konnte das nichts daran ändern, dass er wusste, was mit Mrs. Walker passiert war. Solange er frei herumlief, würde sie niemals mehr sicher sein.
    Sie war zu nervös, um zu Hause rumzusitzen. Auch Milly schien sich nicht ganz wohl zu fühlen; mit eingezogenem Schwanz schlich sie durch die Küche. Ein Spaziergang würde ihnen beiden guttun. Zunächst schien Milly erfreut, sie wedelte mit dem Schwanz und schnüffelte an der Mauer
der Nachbarn, an der ein anderer Hund einen hässlichen Fleck hinterlassen hatte. Aber kaum dass sie die Grünfläche erreicht hatten, schleppte sie sich nur noch mühsam voran. Ihre Hinterläufe waren so steif, dass sie fast schon watschelte.
    »Komm, Mill.« Dawn stupste sie sanft mit dem Knie an. »Sieh mal, da hinten! Im Blumenbeet! Ich wette, das riecht gut.« Lustlos betrachtete Milly den angebissenen Hotdog. Dann blickte sie aus trüben, unglücklichen Augen zu Dawn auf und kniff den Schwanz ein.
    »Keine Lust, hm?« Dawn ging in die Hocke und streichelte das vor Anstrengung zitternde Tier.
    Auf dem Rückweg beeilte Milly sich. Sie warf Dawn immer wieder einen flüchtigen Blick zu, so als schämte sie sich dafür, den Ausflug verdorben zu haben. Doch als sie wieder zu Hause waren, wurde klar, dass es ihr wirklich schlecht ging. Sie streckte sich auf dem Schaffell im Wohnzimmer aus und hechelte schnell und geräuschvoll. In der Küchenschublade fand Dawn eine von Doras alten Rheumatabletten, die

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