Die Satansbraut
unsicher.
»Einer der größten der
Stummfilmzeit«, antwortete sie. »Seinerzeit waren die Steuern ja noch
lächerlich, und so ließ er sich ein Haus ganz nach seinen Wünschen bauen. In
seiner Glanzzeit hat er zehntausend Dollar nur für die Blumen zu einer einzigen
Party ausgegeben. Allerdings kursieren auch allerlei unerfreuliche Gerüchte
darüber, was sich auf diesen Parties ereignete.« Sie
sah Mr. Tomsic flehend an. »Bitte, Walter, erzähle du den Rest.«
»Orgien«, sagte Mr. Tomsic
leise und heftete den Blick auf einen Punkt oberhalb meiner linken Schulter.
»Auch Hexerei und Satanskult. Die Gerüchte waren überaus häßlich, aber niemand
mochte sie so recht glauben. Das heißt, bis es dann zu dieser Tragödie kam.«
»Die arme Mary Blanding«,
flüsterte Miss Farr . »In meiner Erinnerung war sie
stets die Schönste von allen.«
»Man fand ihre Leiche im
Keller, sie lag auf einem Altar«, vertraute mir Mr. Tomsic an. »Sie war
erstochen worden.«
»Beinahe in Stücke gehackt!«
Miss Farr erschauerte wiederum. »Und jemand hatte ihr einen gespaltenen Huf auf
die Stirn gemalt, mit ihrem eigenen Blut.«
»Der Skandal war ungeheuerlich,
das können Sie sich denken«, fuhr Mr. Tomsic fort. »Offenbar wurde sie am
Sonntagabend von den übrigen Gästen nicht vermißt, und am Montagmorgen reisten
alle ab. Jemand vom Personal entdeckte die Leiche im Keller, und man rief die
Polizei. Sie verhörte Alton über fünf Stunden, dann überredete sein Arzt sie,
ihn ein bißchen ausruhen zu lassen. Alton ging geradewegs in sein Zimmer und
erhängte sich.«
»Hat man den Mörder jemals
überführt?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Alle
nahmen an, Alton habe sie wohl erstochen, aber sein plötzlicher Tod ließ viele
Fragen unbeantwortet.«
»Und nun besteht Alex Blount
darauf, daß wir alle zusammen in diesem fürchterlichen Haus wohnen und
gemeinsam an dem neuen Musical arbeiten.« Miss Farr schüttelte verzweifelt den
Kopf. »Und da ist noch etwas. Alex und Tracy haben in letzter Zeit ein sehr
bedauerliches Interesse am Okkultismus bekundet. Sie halten sich sogar eine
eigene Seherin — oder wie nennt man das? — , eine schreckliche Person, die
Karten legt und ständig furchterregende Prophezeiungen von sich gibt. Allein
der Gedanke daran, meine unschuldige kleine Celestine könnte dieser
schrecklichen Atmosphäre und der Gefahr ausgesetzt sein, läßt mir das Blut in den
Adern erstarren!«
»Warum nehmen Sie sie dann
mit?« fragte ich.
»Sind Sie noch ganz bei Trost?«
herrschte sie mich an. »Celestine ist doch der Star der Show!«
»Sie sehen, Miss Seidlitz«,
sagte Mr. Tomsic, »uns bleibt wirklich keine Wahl. Das Comeback ist für Nina
nicht so wichtig, aber Celestine eine Chance zum Ruhm zu geben, das bedeutet
ihr alles. Wir haben uns überlegt, daß es nur eine Lösung gibt: einen
Privatdetektiv zu engagieren, der Celestine bewacht und dafür sorgt, daß ihr
nichts zustößt. Und mir scheint jetzt, daß sich eine Detektivin bei weitem am
besten für diesen Auftrag eignet, und wenn Sie ihn persönlich übernehmen
würden, dann wären wir beide wirklich sehr froh darüber.«
»Nun?«
Ich lächelte etwas nervös. »Ich
möchte ja ganz gern, Mr. Tomsic, aber da Johnny Rio bis zum Wochenende verreist
ist, hieße es, daß niemand hier im Büro wäre und...«
Mr. Tomsic zog mit großer Geste
ein Scheckbuch aus der Tasche, danach einen Füllhalter. »Würde ein Scheck über
fünfhundert Dollar dazu beitragen, Ihre Bedenken auszuräumen, Miss Seidlitz?«
»Ja«, sagte ich ganz schnell,
ehe er es sich womöglich anders überlegte und sein Scheckbuch wieder
wegsteckte. »Und was soll ich nun eigentlich tun?«
»Sie werden zusammen mit uns im
Hause wohnen müssen«, sagte Miss Farr in einem Ton, der keinen Widerspruch
duldete. »Sicher können wir es arrangieren, daß Sie und Celestine ein
gemeinsames Zimmer bekommen, und auf diese Weise können Sie sie immer im Auge
behalten.«
»Das Problem ist nur«, murmelte
Mr. Tomsic, »wie erklären wir Alex und Tracy und den anderen die Anwesenheit
von Miss Seidlitz?«
»Natürlich sagen wir keinem
Menschen, daß sie Privatdetektivin ist!« schnarrte Miss Farr, dann zog sie die
Brauen zusammen und dachte nach. »Können Sie singen, Miss Seidlitz?«
»Sie meinen, so richtig nach
Noten?« fragte ich nervös.
»Oder tanzen?«
»In der dunkelsten Ecke einer
Diskothek geht’s ganz gut«, erwiderte ich.
Sie seufzte. »Und keine
schauspielerische
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