Die Satansbraut
Sessel und schien das Interesse an allem anderen zu verlieren. Walter
trippelte hinter die Bar und mixte uns anderen etwas. Für Nina und sich Daiquiris , einen Martini für Celestine, und für mich grub
er schließlich eine Flasche Zitronenlimonade aus. Dann, ein paar Minuten später
entstand ein lautes Poltern irgendwo in der Eingangshalle, und Alex Blount
legte seinen großen Auftritt hin.
Wirkten Nina und Tracy nur ein
bißchen älter als in ihren alten Filmen, so schien Alex Blount weitaus stärker
gealtert. In diesen fürchterlichen Western war er einfach nur ein Hüne gewesen,
aber nun war er rundum fett geworden. Er hatte die meisten Haare verloren und
suchte das auszugleichen, indem er die restlichen am Hinterkopf sehr lang und
dicht wuchern ließ. Er hatte ein rötliches Gesicht, und die Spitze der klobigen
Nase war purpurrot. Er trug ein ungebügeltes Hemd, das bis zum Gürtel
offenstand und das krause graue Haar auf seiner Brust sehen ließ. Die verbeulte
Hose hatte ihre liebe Not, sich auf dem Falstaffbauch zu behaupten.
»Heil euch!« Er stand mitten im
Raum und grinste ebenso breit wie dumm. »Ich bin gekommen, euch zu sagen, daß
die letzte Treppe das reine Verhängnis ist!«
»Du bist gefallen?« fragte
Tracy.
»Die ganze verdammte letzte
Treppe ’runter«, sagte er stolz.
»Es ist ein Jammer«, sagte sie,
»daß du dir nicht das Genick gebrochen hast.«
Er stampfte zur Bar. »Du machst
dich ganz gut hinter der Theke, Walter. Ich bitte um einen großen Martini, und
den Wermut kannst du dir dabei sparen.« Er legte den Arm um Ninas Schultern und
drückte sie an sich. »Und wie geht’s dem Stern von Sioux Falls an diesem grauen
Abend?«
»Danke, ausgezeichnet, Alex.«
Sie lächelte ihn huldvoll an und schien durchaus nichts gegen seine Intimitäten
zu haben.
»Und der wunderschönen,
göttlichen, gefeierten Celestine?« Er grinste sie albern an.
»Mir geht’s prima, danke,
Alex.« Ihr Lächeln war dürftig und freudlos. »Und ich möchte mich bei dir
bedanken. Ich habe keinerlei Schwierigkeiten mehr gehabt, seit ich durch dich
gelernt habe, wie man schmierige alte Fettsäcke dazu bringt, ihre Hände bei
sich zu behalten!«
»Wirklich?« Sein Gesicht wirkte
unter der Röte einen Moment lang etwas bleich. »He!« Er sah mich an und
blinzelte schwerfällig. »Eine Neuerwerbung, habe ich recht?«
»Das ist Mavis Seidlitz«,
erklärte ihm Nina und wiederholte die Geschichte, die sie Tracy über mich
erzählt hatte.
»Willkommen in unserem
Tollhaus, Mavis.« Er strahlte mich an, während seine Augen mit meiner Bluse und
den Hot pants beschäftigt waren. »Ich bin sicher, daß
wir Sie in der neuen Show irgendwie unterbringen. Ein Mädchen mit Ihrem
Aussehen und Talent, das wär’ ja ein Verbrechen, so etwas zu verstecken, habe
ich recht?«
»Und wie!« sagte Tracy. »Nimmst
du sie jetzt gleich mit hinauf auf deine Couch, oder hast du noch Zeit, dein
Glas auszutrinken?«
»Nach meiner unmaßgeblichen
Meinung«, sagte Walter schüchtern, »wäre eine Art Burgfrieden vonnöten. Wenn es
uns allen ernst ist, die neue Show auf die Beine zu stellen, dann müssen wir
mit diesen Beleidigungen und Anspielungen auf hören.«
»Anspielungen, ha!« röhrte Alex
Blount. »Du warst schon immer Klasse, Walter, auch als du damals in Peoria die
Show abblasen mußtest und aus der Stadt verschwunden bist, ohne die Darsteller
auszuzahlen.«
»Walter hat recht«, sagte Nina.
»Wir sind nicht hergekommen, um Beleidigungen auszutauschen. Wo sind die
Autoren?«
»Sie kommen im Laufe des
Abends.« Alex Blount nahm einen gewaltigen Schluck Martini. »Wir können am
hellen und strahlenden Morgen mit der Arbeit beginnen.«
»Das heißt, sobald Alex wieder
nüchtern ist«, bemerkte Tracy.
»Ich schätze, das ist am späten
Nachmittag der Fall.«
»Du kennst mich doch, Süße.« Er
zeigte ihr sein Gebiß, aber das war nicht als Lächeln gemeint. »Wenn ich
arbeite, trinke ich nicht.«
»Und deshalb hast du seit
Jahren auch nicht mehr gearbeitet.« Die Walküre erhob sich. »Ich glaube, ich
werde diesem Araber eintrichtern müssen, daß er sich ums Abendessen kümmert.
Eure Zimmer sind rechts, wenn ihr die Treppe hinaufkommt. Das erste gehört
Nina, dann Walter, Celestine und ganz hinten Mavis.«
»Celestine und Mavis würden
auch mit einem gemeinsamen Zimmer vorlieb nehmen«, sagte Nina eilfertig.
»Aber wieso denn, meine Liebe?«
Tracy lächelte sie belustigt an. »Nun erzähl’ mir ja nicht, daß du am Ende
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