Die Satansbraut
noch
erwähnen, Miss Seidlitz«, sagte er. »Ich hoffe, Sie fürchten sich nicht vor
großen alten Häusern?«
»Nein«, sagte ich
wahrheitsgemäß.
»Das freut mich sehr.« Er
lächelte matt. »Dieses Haus macht nämlich jedermann gruseln, außer Alex Blount.
Das große Problem ist Alton Asquiths Geist. Er soll
im Haus umgehen, auf der endlosen Suche nach dem wahren Mörder seiner
Geliebten.«
»Geister«, sagte ich nervös,
»ängstigen mich ein bißchen.«
»Nun ja«, sagte er, »vielleicht
haben Sie Glück und begegnen ihm nicht?«
»Sie werden es schon merken,
wenn ich ihn treffe«, versicherte ich ihm. »Dann schreie ich nämlich, daß das
Dach davonfliegt!«
2
Um fünf wartete ich im Büro auf
sie, hatte zwei Koffer gepackt und alles arrangiert. Für Johnny lag eine
Nachricht auf dem Schreibtisch, die ihm bei seiner Rückkehr von der Küste alles
erklärte, und beim Fernsprechauftragsdienst hatte ich veranlaßt, daß bis dahin
alle Anrufe notiert wurden. Es war beinahe wie vor einer Urlaubsreise, und ich
wäre auch unbeschwert und fröhlich gewesen, wäre mir Mr. Tomsics letzte
Bemerkung nicht ständig durch den Kopf gegangen — daß der Geist von Alton Asquith durchs Haus spuke. Dann kam Mr. Tomsic und
sagte, der Wagen stehe draußen, und er trug galant meine Koffer hinaus.
Das Auto sah aus wie ein alter
Leichenwagen. Miss Farr saß vorn rechts, Mr. Tomsic schien also zu steuern. Er
verstaute mein Gepäck im Kofferraum, dann hielt er mir eine hintere Tür auf.
Ich stieg ein zu einem Mädchen, das auf der anderen Seite zum Fenster
hinausstarrte. Ich sah von ihr nur eine Menge glänzender schwarzer Haare, die
weit über die Schultern hinabfielen, sowie zwei Beine unter einem Mikro-Mini,
die, wie ich widerstrebend zugeben mußte, fast so gut wie meine waren. Während
ich neben ihr Platz nahm, schloß Mr. Tomsic die Tür, ging nach vorn und setzte
sich ans Steuer.
»Ich glaube, es wäre besser,
wenn wir uns vor der Ankunft im Haus einigten, uns mit den Vornamen anzureden«,
sagte Miss Farr huldvoll. »Sie dürfen mich Nina nennen.«
»Prima«, sagte ich. »Nennen Sie
mich Mavis.«
»Und ich bin Walter«, sagte Mr.
Tomsic, dann ließ er den Motor an.
»Und dies ist meine Tochter
Celestine«, sagte Nina. »Celestine, dies ist Mavis Seidlitz, die dich
beschützen wird, während wir in diesem gräßlichen Haus wohnen müssen.«
»Die reine Schnapsidee«, sagte
Celestine und fuhr fort, aus dem Fenster zu starren. »Mit einem weiblichen
Bullen zu schlafen, das muß ein Mordsspaß sein!«
»Celestine!« sagte ihre Mutter
vorwurfsvoll.
»Ist doch wahr!« Die Tochter
zuckte zornig die Schultern. »Ich sehe nicht ein, wieso man mir einen
Anstandswauwau beigeben muß, während ihr anderen euch amüsiert. Ich wette, du
gehst bei der ersten Gelegenheit, die sich bietet, mit Alex schlafen.«
»Celestine«, sagte Walter
Tomsic mit halberstickter Stimme, »bitte sprich nicht so mit deiner Mutter!«
»Verschone du mich bitte mit
deinen salbungsvollen Sprüchen, du Zwerg«, sagte die junge Dame schnippisch.
»Du wirst dein altes Spiel mit Tracy treiben, sobald Alex nicht hinsieht — fünf
Minuten nach unserer Ankunft!«
Walter gab ein leises Wiehern
von sich, dann schoß der Wagen plötzlich nach vorn, was mich an die Lehne
drückte. Es gab mir außerdem Gelegenheit, meinen Absatz kräftig auf Celestines
Spann zu setzen, worauf sie einen schrillen Schrei ausstieß, den Kopf wandte
und mich wütend anblitzte. Sie hatte große dunkle Augen, eine kleine gerade Nase
und eine bemerkenswerte Schmollschnute. Ich sagte mir, auf gewisse Weise sei
sie sehr hübsch zu nennen, ein bißchen widerborstig wohl, aber sicher machte
sie die meisten Männer verrückt.
»Das haben Sie absichtlich
getan!« beschuldigte sie mich.
»Da haben Sie recht.« Ich
lächelte sie freundlich an. »Nehmen Sie es als Sympathiebeweis eines weiblichen
Bullen.«
Ihr Blick flackerte einen
Moment. »Also gut, es tut mir leid, was ich vorhin über Sie gesagt habe.«
»Schon gut«, meinte ich. »Jetzt
sind wir quitt. Sagen wir also beide: Schwamm drüber.«
»Es war ja nur, weil ich meine,
daß Mutter hysterisch ist, wenn sie glaubt, in diesem Haus drohe mir Gefahr.«
Sie sprach so leise, daß die beiden vorn sich sehr anstrengen mußten, wenn sie
etwas verstehen wollten. »Ich kann mich schon selber vor Alex schützen, wie vor
jedem Mann. Ein rascher Kniestoß von unten ist die beste Art, wie ein Mädchen
>Nein< sagen kann.
Weitere Kostenlose Bücher