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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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hätte nicht einmal seinen eigenen Schwanz gelutscht … nicht dass er dazu in der Lage gewesen wäre.
    Zu Karls großer Erleichterung fuhr Ivana fort.
    »Bobby hatte einen Schuhkarton mit Fotos von nackten Frauen. Niemand durfte sie sehen. Aber eines Tages fand ich sie zufällig. Winzige Polaroidbilder, die er in einem abgestorbenen Baum im Garten versteckte. Sehr schockierend und extrem anstößig. Dildos, Peitschen … in der Art, und alle mit derselben Frau.«
    »Na ja, wenigstens stand er auf Frauen«, witzelte Karl.
    »Die Bilder zeigten alle seine Mutter.«
    Naomi wurde blass. Karl rot.
    »Dann, eines Samstags, versammelten wir uns alle zur jährlichen Jagd. Es war schrecklich. Die Erwachsenen stolzierten in ihren Tarnanzügen wie Söldner herum, schossen und massakrierten kleine, unschuldige Vögel. Eine abscheuliche Bande. Meine Aufgabe war es, zusammen mit den Hunden nach erlegten Vögeln zu suchen, als ich mich zu Bobby umdrehte und sah, wie er die Schrotflinte auf den Kopf seiner Mutter richtete und abdrückte.«
    »Großer Gott!«, flüsterte Naomi und schlug die Hand vor den Mund.
    »War sie tot?«, fragte Karl, der nicht auf Naomi achtete.
    »Ja.« Ivana erschauerte.
    »Was wurde danach aus Bobby?«, hakte Karl nach. »Wurde er wegen Mordes angeklagt?«
    Ivana schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete sie. »Er behauptete, es wäre ein Unfall gewesen. Niemand sah, wie es passierte – außer mir, natürlich. Aber wer hätte mir geglaubt? Mein Wort gegen seines? Ich erzählte meinem Vater, was ich gesehen hatte, und er schlug mir mitten uns Gesicht und sagte, wenn ich
jemals
jemandem diese garstige Lüge erzählen würde, würde er mir die Tracht Prügel meines jämmerlichen Lebens verpassen. Kurz darauf schickten sie Bobby auf irgendeine vornehme Schule, damit er Medizin studierte.«
    »Und seither hast du nichts mehr von ihm gehört?«, fragte Kane, nicht sicher, wo der Zusammenhang lag.
    Ivana sah Naomi an, dann wieder Karl, ehe sie antwortete. »Wisst ihr noch, wie ich vor Jahren spät in der Nacht vor dem Billy Holidays überfallen wurde?«
    Karl und Naomi nickten. Karl erinnerte sich noch gut daran. Er und Naomi hatten sich unverzüglich ins Krankenhaus begeben und mit dem Schlimmsten gerechnet.
    »Sie mussten dich wie eine alte Kordhose zusammenflicken«, sagte Karl nickend. »Ich musste dich nach Hause fahren. Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, das Blut von dem Sitz abzukriegen?«
    »Er will dich nur ärgern, Ivana. Hör gar nicht auf ihn«, sagte Naomi und warf Karl einen vernichtenden Blick zu.
    »Ein reaktionärer Schwulenhasser«, sagte Karl. »War doch so?«
    »Das haben die Medien und die Polizei behauptet«, antwortete Ivana.
    »Und was
hätten
sie behaupten sollen?«, hakte Karl nach.
    »Zuerst habe ich ihn nicht erkannt. Er redete ganz gelassen, mit der beängstigendsten Stimme, die ich je gehört hatte. ›Was mich betrifft, bist du tot, du elender Verräter und Hurenfotze.‹« Ivana erschauerte und fuhr fort. »Erst hinterher erinnerte ich mich an seine Augen. Es waren die Augen, die ich gesehen hatte, als Bobby Hannah seine Mutter erschoss. Ich
glaube
, er könnte es gewesen sein, obwohl der Angreifer damals groß und extrem maskulin war – ganz anders als der Bobby meiner Kindheit.«
    »Du
glaubst
? Du leidest doch nicht an selektiver Amnesie, oder?«, fragte Karl.
    »Wage es ja nicht, mir Vorwürfe zu machen, Karl Kane! Ich habe von Anfang an klipp und klar gesagt, dass ich mir nicht hundertprozentig sicher bin. Aber als ich in der Zeitung von dem Mädchen las, das aufgeschlitzt wurde, sah ich immerzu Bobbys Gesicht vor mir. Und ich wurde nicht mit einem Messer angegriffen, sondern mit einem Skalpell.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. »Du glaubst, er hat diese jungen Mädchen getötet?«, fragte Karl dann.
    Ivana stieß einen Seufzer aus. Sie schien den Tränen nahe zu sein. »Wäre möglich … ich weiß nicht …«
    »Ich wollte dich fragen, wieso du nicht zur Polizei gegangen bist, aber das kann ich mir schon denken, nach allem, wie die dich nach dem Angriff behandelt haben, so, als wärst du der Täter und nicht das Opfer.«
    »Tut mir leid, dass ich nicht früher hergekommen bin«, sagte Ivana flüsternd. »Ihr hasst mich vermutlich beide, weil ich so lange gezögert habe. Ich … ich war nicht sicher … bin immer noch nicht sicher …«
    »So etwas wollen wir nicht hören, Ivana«, sagte Naomi und nahm sie in die Arme. »Es war sehr tapfer, dass du

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