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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Entführung und Mord verwickelt sein.«
    »Die durchsuchen nicht einmal das Haus unter der Adresse, die Ivana uns genannt hat?«
    »Mister Hannah spendet immer großzügig für den jährlichen Polizistenball, wo die Jungs einen draufmachen. Den Rest des Jahres ist ja eher drauf
hauen
ihr Ding.«
    »Arbeiterklassekinder gegen das Kapital?«
    »Du machst mir langsam Angst, Naomi.«
    »Echt?«
    »Du denkst exakt in denselben Bahnen wie ich.«
    »Zwei Dumme, ein Gedanke, so?«
    »Hör mal, ich muss mal kurz weg«, sagte Karl und griff nach dem Jackett.
    »In letzter Zeit warst du ganz schön oft mal kurz weg.«
    »In der Kürze liegt die Würze.«
    »Sehr witzig. Und wohin
genau
gehst du mal kurz?«
    »Einen Mister Smith besuchen, Teuerste«, antwortete Karl lächelnd und hauchte Naomi einen Kuss auf die Wange. »Bin in einer Stunde wieder da. Genieß den köstlichen Rio-Kaffee. Hat mich ein Vermögen gekostet.«
    »Sei vorsichtig … bitte.«
    Sekunden später war Karl zur Tür hinaus. Er brauchte fünf Minuten bis zu einem unscheinbaren Laden in der Bridge Street, der zwischen einem zwielichtigen Café und einer baufälligen, leer stehenden Tierhandlung lag, der offenbar die Mäuse ausgegangen waren. Vor dem Geschäft stand auf einem großen, handgemalten Schild: »Wir öffnen Türen, die andere nicht öffnen können«.
    Karl trat ein und sah den Mann in der Ecke gegenüber auf den ersten Blick. Der Mann wandte Karl den breiten Rücken zu; winzige Fünkchen tanzten um ihn herum in der Luft, während er gebückt seiner Arbeit nachging. Überall lag Staub. Es herrschte eine unerträgliche Hitze in dem Laden. Der Mann schien mit seiner enormen Masse dem kleinen Raum sämtlichen Sauerstoff zu entziehen.
    »Keine Dummheiten, alter Mann, dann wird alles gut«, flüsterte Karl und beugte sich über den Tresen. »Ich habe eine Waffe auf deinen Rücken gerichtet und will dein Geld oder deine Frau. Du kannst es dir aussuchen.«
    Die Fünkchen beendeten ihren Tanz. Der Mann mit dem breiten Rücken erstarrte. »Du kannst das Geld haben, aber nur unter der Bedingung, dass du auch die Frau dazunimmst. Sie ist oben und rasiert sich gerade das Kinn«, sagte der Mann und drehte sich langsam um. Er hatte den Körperbau eines Exboxers; Narben, ausgeschlagene Zähne und eine schiefe, längst nicht mehr funktionstüchtige Nase bildeten so etwas wie ein Gesicht.
    Karl grinste. »Wie läuft das Geschäft, Willie?«
    »Jedes Mal, wenn ich diese Frage von dir höre, wird mir himmelangst, Karl. Weil du dann garantiert was willst«, sagte Willie Morgan und drehte einen Schlüssel zwischen den Fingern.
    »Wie geht es Isabel?«
    »Ich habe seit einer Woche nicht mehr mit ihr gesprochen; ich unterbreche sie nur ungern«, antwortete Willie, griff nach Zigaretten und bot Karl eine an, bevor er sich selbst eine in das V zwischen Zeige- und Mittelfinger steckte. Für einen so kräftigen Mann hielt er die Zigarette erstaunlich sachte.
    »Als ich noch geraucht habe, hat mir nie jemand eine Zigarette angeboten«, sagte Karl und lehnte ab. »Wie erträgst du diese Hitze hier drinnen nur? Ich habe schon allein, seit ich eingetreten bin, einen Liter Flüssigkeit ausgeschwitzt.«
    »Ich weiß immer noch nicht, was du willst«, sagte Willie misstrauisch, strich sich über die silbernen Bartstoppeln in seinem verwüsteten Gesicht und suchte hastig in seinen Taschen. Erleichtert förderte er ein Feuerzeug zutage und zündete die Zigarette an.
    Karl hörte das Papier und den Tabak knistern und sehnte sich nach der unbeschwerten alten Zeit, als er sich mit seiner Sucht noch genussvoll die Lungen zerstören konnte.
    »Du musst mir einen Gefallen tun.«
    »Ich wusste es«, sagte Willie, schüttelte den Kopf und inhalierte den Zigarettenrauch tief. »Was für einen?«
    »Er könnte gegen das Gesetz verstoßen«, erläuterte Karl. »Nein, ich will es anders formulieren. Er
verstößt
gegen das Gesetz.«
    »Woher weißt du, dass ich mich seit unserer letzten Begegnung nicht geändert habe? Ich könnte ein ehrbares Mitglied der Gesellschaft geworden sein.«
    »Das Wetter kann sich ändern, Willie; du nicht«, sagte Karl grinsend.
    »Für einen, der Polizist werden wollte und dessen Schwager ein hochrangiger Detective ist, fliegst du verdammt nah an der Sonne. Eines Tages schmilzt dir der Arsch weg, wie Ikarus. Das weißt du doch, oder nicht?«
    »Danke für diese erhellenden Worte, Sokrates.«
    »Also, was habe ich da gehört, du sollst vor einigen Monaten im

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