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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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wurde?«, fragte Ivana unvermittelt.
    »Ich weiß nicht«, antwortete die kichernde Naomi und zuckte die Achseln.
    »Das dürfte das sauberste Loch sein, in dem er seit langer Zeit gewesen ist!«
    »Oh, Ivana. Das ist aber nicht nett«, sagte Naomi streng und lachte plötzlich nicht mehr. »Du solltest keine Witze über Tote machen.«
    »Du hast recht. Natürlich hast du recht«, sagte Ivana ein wenig zerknirscht. »Es war ein billiger Witz, ich entschuldige mich. Eigentlich bin ich ein großer Fan von Freddie.«
    Zu Karls Glück kam der Kellner wieder und stellte die Getränke auf den Tisch. Karl überließ es Naomi, Trinkgeld zu geben.
    »Glaubst du, der Besitzer würde es mir erlauben, hier ein Poster aufzuhängen?«, fragte Karl und trank einen Schluck vom heiß ersehnten Hennessy.
    »Poster? Kommt ganz drauf an, schätze ich«, sagte Ivana und nippte an dem Wodka Orange. »Was für ein Poster?«
    Karl rollte eines der kleinen Plakate von Martina Ferris auf. Das Gesicht des jungen Mädchens, an dem zuerst die Augen auffielen, wirkte noch trauriger.
    »Davon habe ich heute Morgen ein paar machen lassen, um sie in den hiesigen Cafés und Bars aufzuhängen, damit die Leute sie sehen. Ihr Name ist Martina Ferris. Sie wird seit fast einem Monat vermisst.«
    »Armes Ding«, sagte Ivana in nahezu flüsterndem Tonfall. »Sie sieht so traurig aus.«
    Naomi nickte zustimmend.
    »Zuletzt hat man sie beim Custom House Square gesehen«, fuhr Karl fort. »Zuletzt war sie …«
    »Ivana?«, fragte Naomi. »Alles in Ordnung? Du siehst so blass aus.«
    »Was? Oh! Nein, mir geht es gut, Süße. Ich glaube, das liegt am Orangensaft in dem Wodka. Hat einen unguten Beigeschmack. Das ist alles …« Ivana schob das Glas weg. »Es kommt nie frisches Obst in dieses Drecksloch.«
    »War denn schon mal frisches Obst in deinem Drecksloch, Ivana?«, fragte Karl mit einem fiesen Grinsen.
    »Es reicht, Karl«, sagte Naomi.
    »Okay. Das war geschmacklos. Soll ich dir was anderes bestellen, Ivana?«, fragte Karl zögernd, da er nicht wusste, wie viel Geld er noch in der Brieftasche hatte.
    »Nein … nein, ich hab fürs Erste genug. Ich trinke sowieso schon den ganzen Abend. Höchste Zeit, es gut sein zu lassen. Gib mir eines der Poster. Ich sorge dafür, dass es gut sichtbar aufgehängt wird.« Ivana stand auf und umarmte Naomi. »Danke für das schöne Geburtstagsgeschenk – euch beiden. Wir sehen uns im Lauf der Woche. Gute Nacht.«
    Naomi wartete, bis Ivana fort war. »Was sagst du dazu?«, fragte sie ihn. »Sie wirkte plötzlich so schrecklich traurig, als sie das Poster von Martina angesehen hat, findest du nicht?«
    Karl nickte. Seine Gedanken kreisten in ähnlichen, wenn auch sehr viel düstereren Bahnen.

Kapitel Zehn
    »Keine Geheimnisse sind je besser gehütet als jene, die ohnehin jeder ahnt.«
    George Bernard Shaw, Frau Warrens Gewerbe
    »Karl? Wir haben Besuch«, verkündete Naomi, deren Miene zu gleichen Teilen Überraschung und Freude ausdrückte. »Du kommst nicht drauf, wer da ist.«
    »Du hast recht. Sag es mir doch einfach«, antwortete Karl, der nicht von dem Pferdewetten-Teil der Frühausgabe der
Irish News
aufsah. Irgendwo auf diesen montagmorgendlichen Seiten standen Vierbeiner, die gar nicht verlieren konnten, das war gewiss – genauso gewiss war allerdings auch, dass Karl Probleme hatte, sie zu finden. Seit über vier Wochen hatte er auf keinen Sieger mehr gesetzt; jetzt zwang er sich zu der Überzeugung, dass der Zufall – und das Glück – ihm in absehbarer Zeit einfach wieder hold sein mussten.
    Bevor Naomi antworten konnte, ertönte eine andere Stimme hinter Karl. »Mir ist unbegreiflich, wie du es mit ihm aushältst, Naomi. Er ist so ein ungehobelter Klotz.«
    Ivana trug enge, teure, prewashed italienische Jeans, ein rot-weißes T-Shirt mit dem weltbekannten kursiven »Coke«-Schriftzug und lila gestreifte Tennisschuhe von Nike, mit roten Schnürsenkeln. Das Haar hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt, um schamlos das professionelle Make-up zu zeigen, das sie vor nicht einmal einer Stunde hatte machen lassen.
    Karl pfiff wölfisch.
    Die Reaktion schien Ivana zu erfreuen.
    »Du siehst echt toll aus, Mädchen«, begeisterte sich Naomi und nahm Ivana liebevoll in den Arm.
    Karl nickte zustimmend. Er hatte Ivana noch nie so reizend, fast feminin gesehen.
    »Du hättest dich meinetwegen nicht so rausputzen müssen, Puppe«, sagte Karl, eine ausgesprochen schlechte Imitation von Humphrey Bogart. »Es ist doch

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