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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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überhaupt gekommen bist und helfen wolltest. Karl und ich sind sehr stolz auf dich. Ist es nicht so, Karl?«
    »Hm? Oh … natürlich. Für so etwas braucht man ordentlich …«, fast hätte er gesagt, Eier in der Hose, beschloss aber, diesen Ausdruck unter den gegebenen Umständen zu vermeiden, »… Mumm.«
    »Seht euch nur an, in was für einem Zustand ich bin«, sagte Ivana und wischte sich Tränen von den Augen und Rotz von der Nase, während sie aufstand. »Mein Make-up ist total verlaufen. Ich sehe schrecklich aus.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken«, beruhigte Naomi sie. »Wir gehen nach oben. Ich mach dich so gut wie neu für Vincent.«
    »Da ist noch etwas, Ivana, nicht? Etwas, das du uns verschweigst«, sagte Karl, stand auf und sah Ivana direkt in die Augen.
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Du bist hergekommen, um dein Gewissen zu erleichtern, indem du uns eine halbe Geschichte erzählst, als …«
    »Karl!«, rief Naomi. »Was um alles in der Welt soll das …?«
    »Eine unausgegorene Geschichte, damit es
dir
besser geht, Ivana? Dir sind diese Mädchen doch vollkommen egal. Du scherst dich kein bisschen darum …«
    »Stimmt nicht!«, kreischte Ivana.
    »Karl! Es reicht«, sagte Naomi drohend.
    »Sag mir alles, Ivana! Nicht nur den Teil, der dir in den Kram passt, sondern den Teil, der dir Angst macht, der …«
    »Karl! Schluss jetzt!«
    Plötzlich ließ sich Ivana wieder auf den Stuhl sinken. »Nein … nein, Naomi … er hat recht. Ich bin nicht ganz aufrichtig gewesen.«
    Naomis Gesicht lief rot an.
    »Hör zu, Ivana«, sagte Karl mit ruhiger Stimme. »Du magst noch Gefühle für Bobby hegen, weil er dir vor vielen Jahren geholfen hat, die Wahrheit über dich herauszufinden, als kleiner Junge, der sich bemühte, seinen Platz in einer feindlichen Welt zu finden. Aber das war damals, Ivana. Heute ist heute. Wenn du weißt, wo er ist, dann musst du es mir sagen, damit nicht noch mehr Opfer auf sein Konto gehen – und zwar sofort, bevor es zu spät ist.«
    Ivanas Schluchzen tönte durch den Raum, während Karl ruhig, aber unbarmherzig fortfuhr.
    »Du hast vor deiner Geschlechtsumwandlung ein Verhältnis mit Bobby gehabt, nicht? Hat er dich darum angegriffen? Er fühlte sich verraten, dass du nach Jahrzehnten hinter seinem Rücken zur Frau geworden bist, was ein Menschenhasser wie er als höchste Form des Betruges werten dürfte?«
    Ivana senkte den Kopf und nickte. »Ja.«
    »Wo ist er, Ivana? Du musst es mir sagen.«
    Ivana schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Die stecken ihn ins Gefängnis, wo er getötet wird, und das wäre dann meine Schuld. In der Schule war er schon das ideale Opfer für sämtliche Schläger. Ich weiß, wie es ist, wenn jeden Tag auf einem rumgehackt wird.«
    »Er ist
nicht
das Opfer, Ivana. Er könnte den Tod dieser Mädchen zu verantworten haben. Wäre es dir lieber, wenn noch mehr Mädchen sterben müssen? Willst du das etwa? Hast du dir das Plakat von Martina Ferris mit den traurigen Augen wirklich genau angesehen?«
    »Ja! Ja … ich habe sie gesehen … ich sehe sie noch …«
    »Sag mir, wo er ist!«
    »Ich kann nicht!«
    »Du kannst und du
wirst
!«, herrschte Karl sie an und schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass sowohl Ivana wie auch Naomi zusammenzuckten.
    »Karl!«, rief Naomi aus. »Du musst nicht gleich so …«
    »
Wo
ist er, Ivana?«
    »Ich … ich …«
    »Wo?«
    »Okay … okay …«, flüsterte Ivana. »Ich sage dir, wo er sein könnte.«
    Es dauerte noch gute fünfzehn Minuten, bis Ivana alles gestanden hatte, was sie wusste, und mit ihrem Tränenfluss ihr Make-up endgültig verwüstet hatte. Naomi gab sich allergrößte Mühe, sie zu beruhigen, drückte sie fest an sich und flüsterte ihr besänftigende Worte ins Ohr.
    »So, Ivana. Siehst du, jetzt ist es vorbei. Du warst so tapfer. Alles ist gut.«
    »Naomi hat recht. Es war mutig von dir, dass du damit herausgerückt bist«, bestätigte Karl. »Wer weiß, was ich unter denselben Umständen gemacht hätte.«
    »Da … da wäre noch eines«, sagte Ivana schniefend. »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist oder nicht.«
    »Ja?«, fragte Karl und fragte sich, was an dieser teuflischen Geschichte noch fehlen könnte.
    »Als Junge war Bobby ein Meister im Jagen und Fährtenlesen.«

Kapitel Elf
    »Kaum etwas beruhigt den Verstand mehr als ein klares Ziel vor Augen.«
    Mary Shelley, Frankenstein
    Er saß nackt auf einem Hügel aus Sand und kargem Gras und beobachtete, wie das

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