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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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lange nach zehn. Wo zum Teufel steckt dein Bruder? Er sagte, er würde uns Bescheid geben, sobald Hannah hergebracht wird«, sagte Karl vorwurfsvoll und trank einen Schluck Kaffee.
    »Man glaubt immer, dass so etwas nur den Kindern anderer Leute zustößt«, sagte Lynne, die Karls Jammern keine Beachtung schenkte. »Niemals den eigenen.«
    »Wir können unsere Kinder nicht zu Hause einsperren, Lynne, sonst haben Drecksäcke wie Hannah gewonnen.«
    »Und wenn es nicht Hannah ist? Was machen wir dann, Karl?«
    »Er
ist
es«, sagte Karl im Tonfall einer Zuversicht, die er nicht empfand.
    Lynne holte ein Feuerzeug und ein Päckchen Zigaretten aus der Handtasche und bot Karl eine an, ohne auf das »Rauchen verboten«-Schild auf Wilsons Schreibtisch zu achten.
    »Ich habe …« Aus der offenen Packung stieg ihm Tabakduft in die Nase. Es roch so gut. Er nahm eine Zigarette heraus und steckte sie sich in den Mund. Sie schmeckte so verflucht lecker.
Nur eine, um die Nerven zu beruhigen.
    Lynnes Feuerzeug schlug Funken, bis die Flamme endlich aufloderte. Sie zündete sich ihre Zigarette an, dann hielt sie Karl die Flamme vors Gesicht.
    »Ich hab’s aufgegeben«, sagte er, nahm die Zigarette aus dem Mund und gab sie Lynne zurück.
    »Machst du Witze? Oh, Karl, das tut mir leid. Das wusste ich nicht.« Lynne sah verlegen drein.
    »Mach dir keine Gedanken. Ich wollte mich nur selbst auf die Probe stellen.«
    »Das ist gut«, sagte Lynne und sog einmal kräftig an der Zigarette, bevor sie toxischen Rauch in die Atmosphäre blies. »Ich wünschte, ich könnte es auch.«
    »Du hast gelächelt.«
    »Du hast dich verändert.«
    »Ich? Ha! Ich glaube kaum.«
    »Doch, wirklich. Ich kann es nicht genau benennen, aber irgendwie hast du dich verändert.«
    »Das muss ich Naomi erzählen …« Plötzlich fühlte er sich unbehaglich. »Ich …«
    »Tut mir leid, dass ich mich über Naomis Namen lustig gemacht habe. Das war kindisch von mir«, sagte Lynne und wich seinem Blick aus. »Da war etwas zwischen uns, Karl, oder nicht? Vor Jahren. Wir haben einander
geliebt

    »Natürlich haben wir uns geliebt. Wie sonst hätten wir es so verdammt lang miteinander ausgehalten?«
    »Ich … ich dachte immer, unsere Ehe würde ewig halten; wie ein Fels.«
    »Ich auch. Aber dann ist sie den Weg der Twin Towers gegangen«, sagte Karl lächelnd und brachte Lynne trotz der Situation, in der sie sich befanden, zum Lachen.
    »Oh, Karl, ich vermisse dich und deinen Humor. Weißt du das?«
    »Ich muss pinkeln«, sagte Karl, der hastig aufstand. »Zu viel Kaffee.«
    »Bleib nicht zu lange weg. Falls Mark kommt.«
    Als Karl den Flur hinab zur Toilette ging, kam er an zwei uniformierten Beamten vorbei. Beide nickten ihm ernst zu.
    In der Toilette wartete er ein paar Sekunden, atmete tief durch und versuchte, seine wirren Gedanken zu ordnen.
Keine Panik. Immer schön ruhig bleiben. Die vielen Besuche hier im Lauf der Jahre zahlen sich jetzt aus. Du kennst diese Flure wie deine Westentasche.
    Er streckte den Kopf auf den Flur hinaus und sah nach links, dann nach rechts. Alles klar. Hastig schlich er den Flur hinunter, bog nach links ab, gleich wieder nach rechts und erreichte einen recht schäbigen Raum, der sich als Teestube entpuppte. Auf dem Tisch fleckige Tassen und angebissene Sandwiches. Zum Glück war niemand da. Rasch öffnete er eine Tür, die ihn zu seinem anvisierten Ziel führen würde.
    Unmittelbar über zwei Türen erstrahlten zwei grüne Lichter im Halbdunkel.
    Die haben noch nicht angefangen. Welches verfluchte Zimmer benutzen sie?
    Plötzlich ertönten im Flur ferne Stimmen.
Scheiße! Entscheide dich für eine Tür. Schnell!
    Karl betrat verstohlen einen Raum, begrüßte die tröstliche Dunkelheit und versuchte, möglichst ruhig zu atmen.
    Die Stimmen wurden lauter, deutlicher. Plötzlich drehte jemand den Türknauf.
    Karl hielt den Atem an. Vor lauter Nervenflattern fühlte er sich einer Ohnmacht nahe. Langsam ging die Tür auf.
    »Nein, wir nehmen Raum B, Detective Chambers«, ertönte Wilsons Stimme.
    »Okay, Sir«, lautete die Antwort. Die Tür wurde wieder geschlossen.
    Karl ließ die aufgestaute Luft aus den Lungen entweichen und ging zu dem verspiegelten Fenster. Vier Stühle standen im benachbarten Zimmer. Aus Gesprächen mit Wilson wusste Karl, dass der fehlende Tisch zu den psychologischen Spielchen gehörte, die in dem Verhörzimmer stattfanden. In so einer klaustrophobischen Umgebung kam die Entfernung eines Tisches der

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