Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
in irgendeinem dunklen Loch verhungerte. Was zum Teufel hatte er sich gedacht? Das war das Problem. Er dachte gar nicht, sondern ließ sich von seinen Gefühlen leiten.
»Quäl dich nicht, Karl«, sagte Naomi und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es wird alles gut. Du wirst schon sehen.«
»Ich bin froh, dass du nicht gegangen bist«, sagte Karl und hielt Naomis Hand. »Sonst wäre ich jetzt völlig im Arsch.«
»Lass uns jetzt nicht darüber reden.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch läutete. Er nahm hastig ab.
»Hallo?«
»Ich werde mich kurz fassen«, sagte Wilson am anderen Ende. »Ich leite kein Verfahren gegen dich ein. Aber ich muss dich warnen, Hannah ist alles andere als glücklich …«
»Mir ist scheißegal, ob der glücklich ist!«, fauchte Karl, in dessen Erleichterung sich plötzlich Wut mischte.
»Würdest du mich vielleicht ausreden lassen!«, konterte Wilson mit giftiger Stimme. »Er ist deshalb nicht glücklich, weil in diesem Augenblick seine sämtlichen Immobilien – einschließlich des Gefängnisses Crumlin Road – durchsucht werden.«
Karls Erleichterung kannte keine Grenzen.
»Ich … danke«, murmelte Karl. »Ich … weiß das zu schätzen …«
»Ich will deinen Dank nicht. Ich habe das nicht für dich gemacht – oder für meine Schwester. Ich habe es gemacht, weil Katie meine Nichte ist und ich sie wie meine Tochter liebe.«
»Ich muss mich bei dir entschuldigen, weil ich …«
»Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wo hinschieben! Glaub nicht, dass das etwas zwischen uns ändert. Du bist schuld am Tod meiner Detectives. Eines Tages krieg ich dich, Karl«, zischte Wilson und legte auf.
Kaum hatte Karl den Hörer aufgelegt, klingelte das Telefon erneut.
»Hallo?«, sagte Karl.
»Sie konnten es einfach nicht auf sich beruhen lassen, was?«, ertönte eine zischende Stimme am anderen Ende.
»Hannah?«
»Ich hätte sie nach einer Weile freigelassen. Aber Sie haben die Regeln missachtet, werter Karl, und ich dulde nicht, dass man meine Regeln missachtet. In diesem Augenblick nehmen Barbaren mein Kino auseinander, und das Ihretwegen. Daran hege ich nicht die geringsten Zweifel. Wissen Sie, wie man sich fühlt, wenn man derart vergewaltigt wird?«
»Lassen Sie Katie gehen. Bitte. Ich mache, was Sie verlangen.«
»Zu spät. Viel zu spät für eine Übereinkunft, Karl.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Ich werde sie töten, werter Karl, und zwar auf eine höchst unschöne Weise. Ich töte sie mit der Waffe, die Cathy Ihnen abgenommen hat.«
»Das waren Sie, in jener Nacht, richtig? Sie haben Cathy ermordet.«
»Cathy war einfach nicht mehr nützlich. Sie war nur noch ein Klotz am Bein. Das Gute ist, auf der Waffe sind Ihre Fingerabdrücke, nicht meine.«
Plötzlich verkrampfte sich Karls Magen.
»Wann haben Sie Ihre bildschöne Tochter zuletzt nackt gesehen, werter Karl?«
Das Blut schoss Karl direkt in den Kopf.
Ich bring dich um!
»Sie sind so still, werter Karl«, fuhr Hannah fort. »Versuchen Sie, diesen Anruf zurückzuverfolgen? Das nützt Ihnen nichts. Ich benutzte immer Telefone, die ich danach wegwerfe. Wo war ich stehen geblieben? Oh! Die süße Katie. Wussten Sie, dass sie ihre winzigen Nippel und die Klitoris gepierct hat? Ziemlich aufreizend, das kann ich Ihnen versichern. Aber das wussten Sie vermutlich schon, hm? Ich schicke Ihnen vielleicht ein Foto von …«
»Drecksack! Ich schwöre dir, du Schwein, wenn du meine Tochter angefasst hast …«
»Überlegen Sie mal: Wenn ich Sie an dem Tag nicht in Nick’s Warehouse gesehen hätte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass Katie Ihre Tochter ist. Sie haben mich direkt angesehen, als ich Ihnen diesen nashornförmigen Schwamm ins Gesicht geworfen habe«, sagte Hannah lachend.
»Was?«
»Der Clown. Das war ich, werter Karl. Ich habe Ihnen im Vorübergehen sogar zugeblinzelt. Ich war auf der Suche nach anderen jungen … Begleiterinnen, als mir plötzlich die Ähnlichkeit zwischen Vater und Tochter auffiel.«
»Elendes Schwein …«
»Sie haben sich das alles selbst zuzuschreiben, Karl. Leben Sie mit den Konsequenzen – für immer.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Kapitel Siebenunddreißig
»›Soldat sein‹, gnädige Frau, das ist die Kunst des Feiglings, erbarmungslos anzugreifen, wenn er die Übermacht hat, und weit vom Schusse zu bleiben, sobald er der Schwächere ist. Trachte, deinen Feind zu übervorteilen, und niemals, in keinem Falle, schlage dich mit ihm unter
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