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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Boy.«
    »Blue Boy?«
    »Meine Katze. Eine Russisch Blau. Normalerweise ist der Kater recht verträglich, aber vor ein paar Tagen hat er sich auf mich gestürzt, als ich im Bett lag. Vermutlich hatte das etwas mit der Tatsache zu tun, dass ich ihn kastrieren ließ.«
    »Kastrieren?«, fragte Chambers.
    Langsam und absichtlich drehte Hannah den Kopf. Er sah direkt in die auf der anderen Seite verspiegelte Scheibe und antwortete: »Ich ließ ihm die Eier abschneiden.«
    Chambers verzog das Gesicht. Wilson blieb unerschütterlich.
    Im angrenzenden Raum wurde Karl nach Hannahs Bemerkung rot vor Wut.
Du Drecksack.
    Karl hörte weitere zwanzig Minuten zu und konnte am Ende seine Wut über Chambers’ läppische Fragen und Wilsons scheinbare Gleichgültigkeit kaum noch im Zaume halten.
    Warum habt ihr ihm nicht gleich Kekse und Tee gebracht?
, dachte Karl und schlich hastig aus dem Zimmer.
    »Karl? Wo um alles in der Welt hast du so lange gesteckt?«, fragte Lynne nervös, als Karl wieder Wilsons Büro betrat. »Was ist los? Du siehst vollkommen elend aus.«
    »Das ist nichts weiter. Ich muss was Schlechtes gegessen haben.«
    »Es geht gerade ein Virus um.«
    »Ja, irgendein Virus«, antwortete Karl und ging zum offenen Fenster, um Luft zu holen. »Diese Scheißhitze kann unmöglich noch schlimmer werden.«
    Fünf Minuten später betrat Wilson das Zimmer.
    »Und?«, fragte Lynne hastig. »Was hast du herausgefunden, Mark?«
    Wilson ging zum Schreibtisch, schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank einen Schluck, bevor er antwortete.
    »Nicht viel. Er hat uns die Namen von Leuten genannt, mit denen er an den Tagen zusammen war, nach denen wir ihn gefragt haben. Natürlich prüfen wir die Angaben alle gründlich nach, bevor wir …«
    »Natürlich«, unterbrach ihn Karl.
    »Was soll diese Bemerkung?«, fauchte Wilson.
    »Du weißt genau, was das soll!«
    »Karl! Mark! Herrgott, könnt ihr mit diesem Unsinn aufhören?«, schrie Lynne. »Was ist bloß mit euch los?«
    »Was los ist?«, fuhr Karl sie an. »Frag deinen Bruder, warum er Hannah mit Samthandschuhen angefasst hat.«
    »Woher zum Teufel willst du wissen, dass …« Plötzlich verstummte Wilson. »Du … du warst im Beobachtungsraum.«
    »Glaubst du allen Ernstes, der Drecksack hat die Kratzer im Gesicht von einer beleidigten Katze?«
    »Du Idiot! Ist dir klar, was du damit angerichtet hast, dass du uns belauschen musstest? Du gefährdest unsere ganze Arbeit!«
    »Blödsinn! Es ist noch nicht lange her, da hast du mich in den Beobachtungsraum gelassen, um mir Verdächtige anzuhören, solange ich die Kastanien für dich aus dem Feuer geholt habe!«
    »Du bist vielleicht auf einen Pyrrhussieg aus, Karl, aber uns geht es um etwas sehr viel Handfesteres. Weißt du, wie wichtig der Verhörraum ist? Natürlich weißt du es verdammt noch mal nicht! Wir müssen alle Aussagen sammeln, damit wir später alles hieb- und stichfest belegen können. Es ist entscheidend, dass alle Aussagen klar sind, unbeeinflusst und freiwillig.«
    »Scheiße, da hat sich ja einiges geändert, seit man den Wichsern einfach in die Eier getreten hat, damit sie gestehen!«
    »Du hältst dich echt für oberschlau, was? Dann denk doch mal nach, Klugscheißer«, sagte Wilson mit plötzlich eiskalter, ruhiger Stimme. »Wenn ich Hannah verhafte, ins Gefängnis stecke und sich herausstellt, dass er Katie tatsächlich entführt hat und allein handelt, wer gibt ihr dann zu essen und zu trinken? Er nicht, denn er ist ja eingesperrt. Willst du das etwa?«
    Plötzlich wurde Karl sehr schweigsam und versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, was er vor einem Augenblick noch gedacht hatte. Es fiel ihm nicht mehr ein. Ein Panikanfall? Das war es; sein Gehirn versagte ihm den Dienst.
    »Ich …«, murmelte Karl, dem ausnahmsweise einmal die Worte fehlten.
    »Ich glaube, für heute hast du genug Schaden angerichtet, Kane. Da ist die Tür.«

Kapitel Sechsunddreißig
    »Ah, welch staubige Antwort erhält die Seele, wenn sie in diesem unserem Leben nach Gewissheiten sucht!«
    George Meredith, Modern Love
    Karl stand wie ein Zombie am Fenster und sah den Leuten nach, die zur Arbeit gingen. Es war, als hätte man ihnen allen ausdruckslose Gesichter zwischen die Ohren genäht. Er versuchte immer wieder, sich zu konzentrieren, musste aber ständig an die gestrigen Ereignisse im Polizeirevier denken. Wilson hatte recht. Was hätte es genützt, Hannah zu verhaften? Karl erschauerte, als er sich vorstellte, wie Katie

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