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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Buchhandlung erworben hatte. Auf dem Fußboden lag freundlicherweise eine leere Ikea-Papiertüte, so dass ich den Packen vernünftig verstauen konnte; Lektüre für die langen Winterabende.
    Schon wieder besserer Laune kontrollierte ich noch die Küche, obwohl ich mir nichts davon versprach. Die Schränke enthielten das, was ein vernünftiger Singlehaushalt mit gelegentlichem Damenbesuch benötigt — nicht mehr und nicht weniger. Neben dem Fenster, das dringend geputzt werden musste, war mehr schlecht als recht eine Pinnwand befestigt worden. Daran hingen ein Beleg, eine Notiz und eine maschinengeschriebene Liste.
    Der Beleg war von der Reinigung »Frisch & Adrett«, die Notiz sollte Grutz erinnern, einen Tisch für das Abendessen mit Cornelia zu reservieren. Hatte sich erledigt. Den Reinigungswisch steckte ich in die Tüte; man konnte nie wissen, wozu etwas gut war.
    Auf der Liste waren sämtliche Serapionsbrüdertreffen der nächsten Monate festgehalten. Schau an, gleich um fünf stand die nächste Zusammenkunft an. Eine bessere Gelegenheit gab es wohl kaum, die komplette Sippe auf einen Schlag zu erwischen. Gisbert Bruhns war der Gastgeber. In Anbetracht des anonymen Anrufs konnte es nicht schaden, zeitig dort aufzulaufen. Die Liste übergab ich ebenfalls dem schwedischen Möbelriesen. Mit einem Drittel des brasilianischen Regenwalds in der Hand verließ ich den Ort des Verbrechens.

6

    Z wölf Stunden später als drei Uhr morgens parkte mein Golf vor dem Geranienweg 3 in Appelhülsen. Gisberts Mietshaus ähnelte dem Grutz’schen, nur unrenoviert. In Anbetracht der Gebäudesubstanz war es jedoch eher ein Fall für eine Restaurierung. Bruhns’ Klingelschild war das oberste, also Dachgeschoss, ohne Fahrstuhl. Nun gut, ein kleiner Workout konnte nicht schaden.
    Als ich die oberste Etage erreichte, schallte mir dezente Musik mit hundert Dezibel entgegen, mindestens. Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen: Pur mit Abenteuerland, das war doch mal was.
    Schnell das Türschild kontrolliert, ich war richtig. Nachdem ich mit Hilfe einer Luftschutzsirene auf mich aufmerksam gemacht hatte, wurde prompt geöffnet.
    Mir gegenüber stand ein rund vierzigjähriger Mann in feinstem Zwirn: rosa Hemd, gestreifte Krawatte und dunkelblauer Nadelstreifenanzug. Alles okay so weit, mochte man denken, aber weit gefehlt, denn das Haupt krönte ein imposanter Iro in leuchtendem Grün, der fast die Zimmerdecke kitzelte. Das war das Schöne am Schnüfflerbusiness: Man traf Leute, die gab es gar nicht, oder ist jemandem schon mal eine Mischung aus Jupp Ackermann und Wattie von Exploited über den Weg gelaufen?
    »Wo sind all die Indianer hin ?« , versuchte ich die Lautstärke zu übertönen.
    Bruhns drückte auf die Fernbedienung in seiner Linken und zwinkerte mir zu: »Fette Scheiße, einer mit Checke. Trotzdem sollte ich erst mal fragen, was du hier zu suchen hast, oder ?«
    »Eine legitime Frage«, ließ ich den Blick durch den Flur schweifen. Live-Pics von Hartmut Engler, Herbert und Marius in bestechender Qualität hingen einträchtig neben teuer wirkenden Lithographien von Hornby, Boyle und Palahniuk. Jedes einzelne Kunstwerk wurde durch einen separaten Spot angestrahlt. Summa summarum sechzehn Deckenstrahler auf fünf Quadratmetern. Bruhns musste definitiv sowohl Besitzer der Platincard beim Appelhülsener Baumarkt als auch im Vorstand des örtlichen Stromversorgers sein.
    »Dieter Nannen mein Name. Xtra Vaganz hat mich mit der Untersuchung von Hermann Grutz’ Ableben beauftragt .« Sah so ein Mörder aus, schoss mir der anonyme Anruf durch den Kopf, während Gisbert am Ring in seiner Unterlippe herumfummelte.
    »So, so, du bist dieser Privatschnüffler«, hatten wir bereits ein inniges Verhältnis entwickelt. Vielleicht war mein Siez-Verständnis aber auch nur antiquiert.
    »Wo wir so nett beim Duzen sind«, nahm ich den Faden auf, »hast du ein paar Minuten Zeit für mich, oder musst du noch irgendwas vorbereiten ?«
    »Oh, du weißt, dass gleich ein Serapionsbrüdertreffen stattfindet ?« , zeigte er sich leicht überrascht.
    »Privatdetektiv, schon vergessen ?« , machte ich einen auf dicke Hose.
    »Komm mit. Kaffee, Bier, Wasser, was willste haben ?«
    »Ein Pilleck wäre nicht verkehrt«, trottete ich ihm hinterher. Wir gelangten ins, nennen wir es mal Wohnzimmer. Linker Hand eine Regalwand, vollgestopft mit Büchern. Die gegenüberliegende Seite war komplett mit Schallplatten zugepflastert, erste grobe Schätzungen

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