Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
nach. Der umgedrehte Tisch geriet heftig ins Schwanken, aber Will gelang es trotzdem, aufzustehen.
»Sucht euch auch etwas, worauf ihr euch treiben lassen könnt!«, schrie er den anderen zu.
Weitere Tische waren vom Sonnendeck der Schicksal ins Wasser gefegt worden und das Fischerboot hatte bei dem Zusammenstoß Dutzende großer leerer Kisten verloren. Nacheinander schafften es auch die übrigen Krieger, sich wie Will auf ein Stück des Treibguts zu hieven. Sally lag bäuchlings, alle viere von sich gestreckt, ebenfalls auf einem Tisch. Jasmine duckte sich so tief wie möglich in eine stinkende Fischkiste, Oxo stand breitbeinig auf einem Behälter, der mit »Köder« beschriftet war, und Linx kauerte in sportlicher Surferpose auf einem weiteren umgedrehten Tisch.
Auf dem unruhigen Meer schwollen mächtige Brandungswellen an, die auf einen Strand neben dem Hafen zurollten und die Schafe mit sich trugen.
»Gleich heißt es surfen, Leute!«, brüllte Linx. »Mann, die Wellen bauen sich auf!«
Die Welle unter ihm hob ihn in die Höhe. »Cowabunga!«, schrie Linx triumphierend. Und die Welle brach sich. Linx verlor das Gleichgewicht, verschwand Kopf voraus im schäumenden Wasser und wurde kreiselnd wie in einer Waschmaschine auf den Strand gespült. Taumelnd und prustend kam er wieder auf die Hufe. »Puh … so einen Abgang nennt man wohl ein Wipeout . Das war trotzdem ziemlich cool, oder, Leute? Wie Wollfische, was?«
Von Oxo kam kein Kommentar. Er schob gerade mit seinem breiten Schädel Sally aus dem Wasser.
Will und Jasmine hatten ebenfalls den Strand erreicht.
Linx strahlte. »Ein High Huf auf uns Wellenreiter!«
Die anderen hörten auf zu husten und sich das Wasser aus dem Fell zu schütteln, und drehten sich zu Linx um. Alle hoben ein Vorderbein und schlugen klappernd die Hufe aneinander.
»High Huf!«, riefen sie. »Die Kriegerschafe sind Down Under!«
»Das wäre aber beinahe schiefgegangen«, stellte Will fest. »Wir hätten ertrinken oder zerquetscht werden können. Wir haben echt Glück gehabt.«
»Das hat nichts mit Glück zu tun, Liebes«, mischte sich Sally freudestrahlend ein. »Unsere Feedingsda hat uns gerettet.«
Das Grinsen der anderen erstarb und sie schauten Sally ungläubig an.
»Aber sicher, das ist doch sonnenklar«, bekräftigte Sally. »Sie wusste , dass die Schiffe zusammenstoßen würden, und hat uns ins Wasser geschubst, um uns das Leben zu retten.«
Bis Alice an Land gehen konnte, dauerte es noch eine ganze Weile. Zunächst einmal bekam sie es mit dem Kapitän des Fischerboots zu tun, einem sehr zornigen Mann, der sich mit ihr einen ziemlich unhöflichen Wortwechsel lieferte. Dann musste Alice sich von ihrem eigenen Skipper anhören, dass die Schiffsschrauben der Schicksal schwer beschädigt seien und sich das Boot nicht von der Stelle bewegen lasse, egal wie energisch sie das auch befahl. Zu guter Letzt bezirzte Alice mit ihrem reizendsten Lächeln den Besitzer eines Dingis, das gerade vorbeischipperte, und er brachte sie mitsamt Gepäck und Dalia zum Kai.
Endlich hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen. Alice machte sich sogleich daran, ihr Make-up aufzufrischen, während Dalia einige Telefonate für sie erledigte. Schließlich ließen sie sich auf einer Bank nieder, von der aus man den Hafen überblickte. Dalia vergoss schniefend weitere Tränen beim Anblick der glatten Wasserfläche, unter der sie die armen ertrunkenen Schafe vermutete. Alice streifte mit einem flüchtigen Blick die Schlepper, die aufs Meer hinaustuckerten, um die Schicksal zur Reparatur in ein Dock zu bringen. Dann erkundigte sie sich: »Und, was hat die Versicherung gesagt?«
»Ich fürchte, es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sie die Kosten für den Schaden übernimmt«, berichtete Dalia.
»Warum das?«
»Irgendwas von wegen der Schaden sei ein Fall von ›höherer Schafsgewalt‹.«
Alice knirschte mit den Zähnen, ließ das Thema jedoch fallen. »Na schön, hol den Laptop raus, Schätzchen«, forderte sie barsch. »Machen wir uns daran, meinen Erbschaftsanspruch durchzusetzen. Was muss ich als Erstes tun?«
Dalia öffnete Alices Posteingang auf dem Laptop. Eine E-Mail von Joseph Grusich, Rechtsberater, war eingetroffen. Sie las laut vor: »Für Ihre erste Prüfung fahren Sie nach Rotapangi, wo Sie …«, Dalia schnappte nach Luft, »einen Bungee-Sprung absolvieren werden!« Sie starrte Alice mit großen Augen an, dann las sie weiter: »Ich benötige ein Foto als Beweis, dass Sie
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