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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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vom Alter zu sprechen, aber... Reanne, offensichtlich hat keine Aes Sedai solange gelebt, wie Ihr im Frauenzirkel behauptet.« Das war der seltsame Name, den diese Schwesternschaft ihrem herrschenden Konzil gegeben hatte. »In Eurem Fall seit über hundert Jahren nicht.« Die Rotgürtel keuchten, und ihre Augen weiteten sich. Eine schlanke Frau mit braunen Augen und honigfarbenem Haar kicherte nervös und bedeckte auf Reannes Peitschenhieb hin - ein rasches »Famelle!« - sofort den Mund.
    »Das kann nicht sein«, sagte Reanne schwach zu Elayne. »Sicherlich müssen Aes Sedai...«
    »Guten Morgen«, sagte Mat und trat - um dem Schirm aus Pflanzen herum. Die ganze Diskussion war idiotisch. Jedermann wußte, daß Aes Sedai länger lebten als jeder andere. Anstatt Zeit zu verschwenden, sollten sie bereits zum Rahad unterwegs sein. »Wo sind Thom und Juilin? Und Nynaeve?« Sie mußte gestern abend zurückgekommen sein, sonst wäre Elayne in Aufruhr gewesen. »Blut und Asche, ich sehe auch Birgitte nicht. Wir sollten schon längst unterwegs sein, Elayne, und nicht hier herumstehen. Kommt Aviendha auch mit?«
    Sie sah mit leichtem Stirnrunzeln zunächst ihn, danach ein wenig unsicher Reanne an, und er erkannte, daß sie gerade überlegte, welche Darstellung sie ihm liefern wollte. Die großäugige Unschuld könnte ihr schaden, da sie mit diesen Frauen genauso stand, wie sie mit ihm stehen würde, wenn sie ihm ihr Grübchenlächeln gönnte. Elayne erwartete stets, daß dieses Grübchen wirkte, wenn alles andere fehlschlug. Sie reckte leicht das Kinn. »Thom und Juilin beobachten mit Aviendha und Birgitte Carridins Palast. Und Nynaeve wird gewiß gleich herunterkommen. Es gibt keinen Grund dafür, daß Ihr mitkommen müßtet, Mat. Nalesean und Eure Soldaten bilden eine mehr als angemessene Leibwache. Ihr könnt Euch hier im Palast vergnügen, bis wir zurückkommen.«
    »Carridin!« brüllte er. »Elayne, wir sind nicht in Ebou Dar, um die Angelegenheit mit Jaichim Carridin zu regeln. Wir holen die Schale, dann bildet Ihr und Nynaeve ein Wegetor, und wir verschwinden. Ist das klar? Und ich begleite Euch zum Rahad.« Sich amüsieren! Nur das Lacht wußte, was Tylin sich einfallen lassen würde, wenn er den ganzen Tag im Palast bliebe. Allein der Gedanke daran erweckte in ihm den Wunsch, hysterisch zu lachen.
    Eisige Blicke der Weisen Frauen durchbohrten ihn. Die stämmige Sumeko schürzte verärgert die Lippen, und Melore, eine rundliche Domani in mittlerem Alter, deren Busen zu beäugen er gestern das Vergnügen hatte, stemmte mit finsterer Miene die Fäuste in die Hüften. Sie hatten von gestern noch wissen sollen, daß Aes Sedai ihn nicht einschüchtern konnten, und doch sah sogar Reanne ihn dermaßen stirnrunzelnd an, daß er halbwegs glaubte, sie würde ihn vielleicht zu ohrfeigen versuchen. Wenn sie sich in der Nähe von Aes Sedai alle miteinander entzweiten, dann mußten das offensichtlich auch alle anderen tun.
    Elayne kämpfte sichtlich mit sich. Sie preßte die Lippen zusammen, aber eines mußte er ihr zugestehen: Sie war zu klug, um mit dem fortzufahren, was anscheinend nicht funktionierte. Andererseits war sie äußerst hochnäsig, auch wenn sie sich bemühte, es nicht zu sein. Die anderen Frauen beobachteten sie. »Mat, Ihr wißt, daß wir Ebou Dar nicht verlassen können, bevor wir die Schale nicht geprüft haben.« Das hochmütige Kinn blieb gereckt, und ihr Tonfall war bestenfalls gönnerhaft. »Es dauert vielleicht Tage, bis wir sicher sind, wie wir sie benutzen können, vielleicht sogar eine halbe Woche oder länger, und in der Zeit könnten wir, wenn möglich, genausogut noch mit Carridin zu einem Ende kommen.« Eine solche Anpassung trat bei der Nennung des Namens des Weißmantels in ihre Stimme, daß man hätte denken können, sie hege einen persönlichen Groll gegen den Mann, aber etwas anderes drang hervor und umklammerte fest Mats Gedanken.
    »Eine halbe Woche!« Er fühlte sich beengt, schob einen Finger hinter den um seinen Hals geknoteten Schal und zog daran, um ihn zu lockern. Tylin hatte dieses Stück schwarze Seide letzte Nacht benutzt, um ihm die Hände zu fesseln, bevor er erkannte, was sie tat. Eine halbe Woche. Oder länger! Seine Stimme wurde wider Willen ein wenig hektisch. »Elayne, Ihr könnt die Schale gewiß überall benutzen. Es muß nicht hier geschehen. Egwene ist sicher daran gelegen, daß Ihr so bald wie möglich zurückkommt. Sie kann eine oder zwei Freundinnen bestimmt brauchen.«

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