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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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des Lichts werden es mit ihnen aufnehmen, sobald sie eintreffen. Ihr werdet sehen.«
    Eine schlaksige, grauhaarige Frau in einer schmutzigen grünen Weste wandte sich zu ihr um und betastete dabei das hölzerne Heft ihres Dolches. »Hütet Eure Zunge, wenn es um Aes Sedai geht, Ihr verdammte Pfennigfuchserin, sonst wird es Euch schlecht ergehen!«
    Mat überließ sie ihrem Streit, drängte sich aus der Menge heraus und lief den Kai entlang. Er konnte bereits drei - nein, vier - gewaltige Wesen mit fledermausähnlichen, großen Flügeln südlich über der Stadt kreisen sehen. Gestalten klammerten sich, offensichtlich auf irgendeiner Art Sattel, auf dem Rücken der Tiere fest. Ein weiteres Flugwesen erschien und noch mehr. Unter ihnen brachen über den Häuserdächern plötzlich brüllend Flammen auf.
    Jetzt flüchteten die Menschen und stießen Mat herum, während er sich durch die Straßen kämpfte. »Olver!« rief er und hoffte, über den anderen Rufen und Schreien von allen Seiten gehört zu werden. »Olver!«
    Plötzlich schienen alle in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen und drängten gewaltsam an Mat vorbei. Er kämpfte stur gegen den Strom an und kam zu einer Straße, wo deutlich wurde, wovor all diese Leute flohen.
    Eine seanchanische Kolonne zog vorbei, einhundert oder mehr Männer mit Helmen wie Insektenköpfe und Rüstungen aus einander überlappenden Platten, die alle auf pferdegroßen, katzenähnlichen Tieren ritten, die aber eher mit bronzefarbenen Schuppen anstatt mit Fell bedeckt waren. Die Männer beugten sich auf ihren Sätteln vor, die mit blauen Fahnen versehenen Speere gesenkt, und galoppierten, stur geradeaus blickend, über den Mol Hara-Platz. Obwohl ›galoppieren‹ nicht ganz der richtige Ausdruck für die Fortbewegung dieser Wesen war. Die Geschwindigkeit stimmte, aber sie ... schwebten. Es war Zeit zu gehen. Längst Zeit. Sobald er Olver gefunden hätte...
    Als das Ende der Kolonne vorüberzog, erregte ein hüfthoher roter Blitz in der Menge auf der Straße jenseits der Kreuzung seine Aufmerksamkeit. »Olver!« Er schoß fast auf den Fersen des letzten Schuppenwesens über die Kreuzung und drängte sich noch gerade rechtzeitig in die Menge, um eine Frau mit geweiteten Augen ein kleines Mädchen in einem roten Gewand hochreißen und mit dem an ihren Busen gepreßten Kind davonlaufen zu sehen. Mat drängte gewaltsam vorwärts, schob Menschen mit den Schultern beiseite, als sie gegen ihn stießen und stieß auch selbst gegen einige Leute. »Olver! Olver!«
    Er sah noch zweimal Feuersäulen kurz über den Häuserdächern aufflammen, und Rauch stieg an einem Dutzend Stellen in den Himmel. Er hörte auch noch mehrere Male dieses donnernde Brüllen, jetzt weitaus näher als in der Bucht. Der Boden erschauderte mehr als einmal unter seinen Stiefeln.
    Und dann lichtete sich die Straße erneut, Menschen flohen in alle Richtungen, Gassen hinab und in Häuser und Läden, weil Seanchaner auf Pferden kamen. Nicht alle trugen Rüstungen. Fast an der Spitze des kleinen Dickichts aus Speeren ritt eine dunkle Frau in einem blauen Gewand. Mat erkannte, daß die breiten roten Stoffstreifen auf ihren Röcken und dem Busen silberne Blitze aufwiesen. Eine silberne Koppel, die in der Sonne glänzte, verlief von ihrem linken Handgelenk zum Hals einer Frau in Grau, einer Domäne, die neben dem Pferd der Sul'dam trottete wie ein Schoßhund. Er hatte in Falme mehr von den Seanchanern gesehen, als ihm lieb gewesen war, aber er blieb dennoch unbewußt am Eingang einer Gasse stehen und beobachtete sie. Das Brüllen und die Feuer hatten gezeigt, daß sich jemand in der Stadt zumindest zu wehren versuchte, und jetzt würde er Zeuge eines solchen Versuchs werden.
    Die Seanchaner waren nicht der einzige Grund, warum jedermann sonst außer Sicht geeilt war. Am anderen Ende der Straße schwangen gut hundert berittene Männer Speere mit langen Spitzen. Sie trugen bauschige weiße Hosen und grüne Jacken, und die Goldkordeln am Helm des Befehlshabers glitzerten. Mit einem gemeinsamen Aufschrei warfen sich hundert oder mehr von Tylins Soldaten gegen die Angreifer. Sie waren den Seanchanern mindestens zwei zu eins überlegen.
    »Verdammte Narren«, murrte Mat. »Nicht so. Diese Sul'dam wird...«
    Die einzige Bewegung unter den Seanchanern erfolgte von der Frau in dem mit Blitzen gekennzeichneten Gewand, die ihre Hand anhob, als würde sie einen Falken fliegen lassen oder einen Hund davonschicken.
    Die blonde Frau am anderen

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