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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie besaß noch weitere. Man würde sich jedoch einen neuen Namen für sie überlegen müssen, da sie das Weiß niemals ablegen würden.
    »Frauen, welche die Macht lenken können, Sevanna«, erklärte Caddar, während er ihr ins Zelt folgte. Der Mann klang unglaublich anmaßend. Seine dunklen Augen schimmerten vor offener Belustigung. »Ihr werdet warten müssen, bis Ihr al'Thor habt, bevor ich Euch gebe, was ihn unter Kontrolle halten wird.«
    Er nahm den Sack von seiner Schulter und setzte sich hin, natürlich auf kein in ihrer Nähe befindliches Kissen. Maisia fürchtete keine Klinge in ihren Rippen. Sie lehnte nahe Sevanna auf einem Ellbogen. Sevanna sah sie von der Seite an und öffnete dann beiläufig ihre Bluse etwas weiter. Sie hatte den Busen der Frau nicht so rundlich in Erinnerung. Auch ihr Gesicht erschien ihr jetzt hübscher. Sevanna versagte es sich, mit den Zähnen zu knirschen.
    »Wenn Ihr natürlich einen anderen Mann meint...«, fuhr Caddar fort. »Es gibt einen sogenannten Bindungsstuhl. Menschen zu binden, die nicht die Macht lenken können, ist schwieriger als bei Machtlenkern. Vielleicht hat ein Bindungsstuhl die Zerstörung überstanden, aber Ihr werdet warten müssen, bis ich ihn finde.«
    Sevanna berührte die Rute erneut und befahl dann einem der Gai'schain ungeduldig, Tee zu bringen. Sie konnte warten. Caddar war ein Narr. Früher oder später würde er ihr alles geben, was sie von ihm haben wollte. Und jetzt konnte die Rute Maisia von ihm lösen. Dann würde die Frau ihn gewiß nicht mehr beschützen. Er würde für seine Unverschämtheiten Schwarz tragen. Sevanna nahm einen kleinen grünen Porzellanbecher von dem Tablett, das der Gai'schain ihr hinhielt, und reichte es der Aes Sedai eigenhändig. »Er ist mit Pfefferminze gewürzt, Maisia. Er wird Euch erfrischen.«
    Die Frau lächelte, aber diese schwarzen Augen... Nun, was einer Aes Sedai angetan werden konnte, konnte auch zwei Aes Sedai angetan werden. Oder mehr.
    »Was ist mit den Reisekammern?« fragte Sevanna schroff.
    Caddar winkte den Gai'schain fort und tätschelte den neben ihm liegenden Sack. »Ich habe so viele Nar'baha mitgebracht - so wurden sie genannt -, wie ich auftreiben konnte. Genug, um Euch alle bei Einbruch der Nacht zu befördern, wenn Ihr es eilig habt. Und ich hätte es an Eurer Stelle eilig. Al'Thor will Euch anscheinend vernichten. Zwei Clans kommen von Süden heran, und zwei weitere nähern sich von Norden mit ihren Weisen Frauen, die alle bereit sind, die Macht zu lenken. Ihre Befehle lauten zu bleiben, bis auch die letzte von Euch tot oder gefangen ist.«
    Therava schnaubte. »Das ist gewiß ein Grund, etwas zu unternehmen, Feuchtländer, aber kein Grund davonzulaufen. Selbst vier Clans können Brudermörders Dolch nicht an einem Tag leerfegen.«
    »Habe ich es nicht erwähnt?« Caddar lächelte unangenehm. »Al'Thor hat offenbar auch einige Aes Sedai an sich gebunden, und diese haben die Weisen Frauen gelehrt, zumindest über kurze Entfernungen ohne Nar'baha zu reisen, zwanzig oder dreißig Meilen weit. Anscheinend wurde es erst kürzlich wiederentdeckt. Sie könnten - nun, heute hier sein. Alle vier Clans.«
    Vielleicht log er, aber das Risiko... Sevanna konnte sich nur zu gut vorstellen, in Sorileas Gewalt zu sein. Sie unterdrückte ein Schaudern und schickte dann Rhiale aus, die anderen Weisen Frauen zu benachrichtigen. Ihre Stimme verriet nichts.
    Caddar griff in seine Tasche und zog einen grauen Steinwürfel heraus, kleiner als der Gegenstand, den sie verwandt hatte, um ihn zu rufen, und weitaus einfacher, aber mit einer in eine Seite eingelassenen hellroten Scheibe. »Dies ist ein Nar'baha«, sagte er. »Er benutzt Saidin, so daß niemand von Euch etwas sehen wird, und er hat Grenzen. Wenn eine Frau ihn berührt, wirkt er tagelang nicht mehr, und er hat noch andere Beschränkungen. Einmal eröffnet, bleibt das Wegetor eine bestimmte Zeit bestehen, ausreichend lange, damit wenige Tausend hindurchgelangen können, wenn sie keine Zeit verschwenden, und danach braucht der Nar'baha drei Tage, um sich zu erholen. Ich habe genügend in Reserve, um uns dorthin zu befördern, wo wir heute hingelangen müssen, aber...«
    Therava beugte sich so angestrengt vor, daß sie fast vornüber zu kippen schien, aber Sevanna hörte kaum zu. Sie bezweifelte Caddar s Worte nicht. Er würde es nicht wagen, sie zu betrügen, nicht, solange es ihn nach dem Gold verlangte, das die Shaido ihm geben würden. Aber Kleinigkeiten

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