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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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immer, einen Menschen im Angesicht dessen zu vernichten, was einer der Triumphe dieses Menschen war. Ist dies nicht möglich, genügt auch irgendein Ort, den dieser Mensch beansprucht.«
    »Das Wegetor«, sagte Rand. Wenn man behaupten konnte, daß er etwas in Shadar Logoth gekennzeichnet hatte, dann mußte es das Wegetor sein. »Er wartet in der Nähe des Wegetors, und er hat Fallen errichtet.« Anscheinend auch Wachvorrichtungen wie jene in IIlian, um jemanden zu entdecken, der die Macht lenkt. Sammael hatte dies gut vorbereitet.
    Der Mann lachte verzerrt. »Ihr könnt den Weg offensichtlich finden, wenn Ihr an der Hand geführt werdet. Versucht, nicht zu stolpern. Viele Pläne werden neu überdacht werden müssen, wenn Ihr Euch jetzt töten laßt.« Er wandte sich um und ging die Straße hinab auf eine Gasse unmittelbar vor ihnen zu.
    »Wartet«, rief Rand. Der Bursche ging weiter, ohne zurückzuschauen. »Wer seid Ihr? Welche Pläne?« Der Mann verschwand.
    Rand schwankte hinter ihm her, aber als er den Eingang zu der schmalen Gasse erreichte, war sie leer. Unversehrte Mauern verliefen gut hundert Schritt bis zu einer weiteren Straße, wo ein Glühen von einem weiteren Teil Mashadars weithin sichtbar war, aber der Mann war fort. Was einfach unmöglich war. Der Bursche hatte natürlich Zeit gehabt, ein Wegetor zu eröffnen, aber die Überreste dessen hätten noch zu sehen sein müssen, und außerdem wäre es Rand gewiß nicht entgangen, wenn jemand so nahe soviel Saidin gewoben hätte.
    Plötzlich erkannte er, daß er Saidin auch nicht gespürt hatte, als der Mann Baalsfeuer wob. Nur daran zu denken, daß sich die beiden Stränge berührten, ließ ihn erneut doppelt sehen. Nur einen Augenblick lang konnte er das Gesicht des Mannes erneut deutlich erkennen, obwohl alles andere verschwommen war. Er schüttelte den Kopf, bis sich seine Sicht wieder klärte. »Wer, im Licht, seid Ihr?« flüsterte er. Und kurz darauf: »Was, im Licht, seid Ihr?«
    Wer oder was auch immer er war - der Mann war fort. Aber Sammael befand sich weiterhin in Shadar Logoth. Rand gelang es mühsam, das Nichts erneut zurückzuerlangen. Der Makel auf Saidin vibrierte jetzt, bahnte sich seinen Weg summend tief in ihn hinein. Das Nichts selbst vibrierte. Aber die Schwäche der Muskeln und der Schmerz der Verletzungen schwanden. Er würde einen der Verlorenen töten, bevor diese Nacht vorüber war.
    Er geisterte humpelnd durch die dunklen Straßen, wobei er seine Füße mit großer Sorgfalt setzte. Er verursachte noch immer Geräusche, aber die Nacht war jetzt erfüllt von Geräuschen. Schreie und gutturale Rufe klangen in der Ferne. Der geistlose Mashadar tötete, was immer er fand, und Trollocs starben heute nacht in Shadar Logoth, wie es auch schon vor langer, langer Zeit gewesen war. Manchmal sah Rand eine kreuzende Straße hinab Trollocs, zwei oder fünf oder ein Dutzend, gelegentlich zusammen mit einem Halbmenschen, aber meist allein. Niemand bemerkte ihn, und er störte sie nicht. Nicht nur, weil Sammael jegliches Machtlenken entdecken würde. Jene Trollocs und Myrddraals, die Mashadar nicht tötete, waren dennoch tot. Sammael hatte sie zweifellos über die Kurzen Wege hierher gebracht, aber er erkannte offensichtlich nicht, wie Rand sein Wegetor hier gekennzeichnet hatte.
    Kurz vor dem Platz, wo sich das Wegetor befand, hielt Rand inne und sah sich um. In der Nähe stand ein anscheinend intakter Turm. Nicht halb so hoch wie manche andere, ragte seine Spitze noch immer mehr als fünfzig Schritte über dem Boden auf. Der dunkle Eingang zu ebener Erde war leer, das Holz war schon lange verrottet und die Scharniere zu Staub zerfallen. Im durch die Fenster scheinenden schwachen Sternenlicht stieg Rand langsam die gewundene Treppe hinauf, wobei kleine Staubwolken unter seinen Stiefeln aufstoben und bei jedem zweiten Schritt ein schmerzhaftes Stechen sein Bein hinaufschoß. Entfernter Schmerz. Unter der Turmspitze lehnte sich Rand gegen die Brustwehr und rang nach Atem. Ein müßiger Gedanke kam ihm in den Sinn, daß er es ständig vorgehalten bekäme, wenn Min hiervon erführe. Min oder auch Amys oder Cadsuane.
    Er konnte über zerstörte Dachfirste hinweg den großen Platz sehen, der einer der wichtigsten Plätze in Aridhol gewesen war. Einst hatte ein Ogierhain diesen Teil des Landes bedeckt, aber innerhalb von dreißig Jahren, nachdem die Ogier, welche die ältesten Teile der Stadt errichtet hatten, gegangen waren, hatten die Bewohner die

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