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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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glaubte, hätte sie ihr das auf dem Video selbst gesagt.«
    »Was glauben Sie, warum sie es nicht getan hat?«
    Jack zuckte die Achseln. »Weil sie eben nicht wollte, dass sie es erfährt, vermute ich. Sie hatte zu viele Geheimnisse, von denen sie fürchtete, sie würden ans Licht kommen, wenn sie sich öffentlich zu Sarah bekannte -und seien wir doch mal ehrlich, sie hatte recht damit. Schauen Sie sich doch an, was Tommy bereits alles ausgegraben hat.«
    »Das wäre so oder so alles ans Licht gekommen. Es war doch klar, dass die Leute Fragen stellen würden, sobald sie hörten, dass sie ihr ganzes Vermögen ihrer Ärztin hinterlassen hatte.«
    »Aber sie hat bestimmt nicht erwartet, dass die Polizei diese Fragen stellen würde. Sie wusste ja nicht, dass sie ermordet werden würde. Und nach dem, was Sarah mir über das Video erzählt hat, hat sie sich größte Mühe gegeben, Joanna und Ruth von einer Anfechtung des Testaments abzuschrecken. Sie hat so viele Andeutungen über ihren Lebenswandel eingestreut, dass Sarahs Anwalt sie mühelos niederbügeln könnte, wenn es zu einem Prozess kommen sollte.« Wieder zuckte er die Achseln. »Die beiden glauben jetzt nur deshalb, sie könnten das Testament erfolgreich anfechten, weil Mathilda ermordet wurde. Dagegen verblasst doch alles, was sie getan haben.«
    Hinter ihm wurde Cooper pl ötzlich lebendig. »Aber das Video ist voller Lügen, besonders was ihren Onkel und ihren Ehemann angeht. Mrs. Gillespie lässt darin durchblicken, dass sie das Opfer beider war, Mrs. Marriott erzählte aber eine ganz andere Geschichte. Sie beschreibt eine Frau, die skrupellos genug war, um zu Erpressung und Mord zu greifen, wenn es in ihre Pläne passte. Was ist also wahr?«
    Jack drehte sich nach ihm um. »Das weiß ich auch nicht. Beides wahrscheinlich. Sie wäre nicht das erste Opfer, das zurückgeschlagen hat.«
    »Was ist mit ihrem Onkel? War der wirklich schwachsinnig? Sie schildert ihn in dem Video als einen gewalttätigen Trinker, der sie vergewaltigt hat, als sie gerade dreizehn Jahre alt war. Mrs. Marriott hingegen behauptet, er sei eher mitleiderregend gewesen. Erklären Sie den Gegensatz.«
    »Das kann ich nicht. Mathilda hat mit mir nie darüber gesprochen. Ich weiß nur, dass sie unter ihrer Unfähigkeit zu lieben schwer gelitten hat, und als ich ihr das Porträt zeigte, in dem die Schandmaske als Symbol für diesen tiefen Schmerz steht, brach sie in Tr änen aus und sagte, ich sei der erste Mensch, der ihr je Mitgefühl gezeigt habe. Meiner Meinung nach wollte sie damit sagen, dass ich der erste war, der sie je als Opfer gesehen hat, aber vielleicht habe ich mich da getäuscht. Sie müssen sich Ihre eigene Meinung bilden.«
    »Das wäre nicht nötig, wenn wir ihre Tagebücher finden könnten«, sagte Cooper.
    Jack sagte nichts, und in der Stille des Raums war nur das Surren des Recorders zu h ören. Charlie Jones, der mit der zuversichtlichen Erwartung in diese Vernehmung gegangen war, dass Jack Blakeney die kommende Nacht in der Zelle verbringen würde, fühlte sich von derselben Ambivalenz gelähmt, die Cooper diesem Mann gegenüber von Anfang an empfunden hatte.
    »Warum haben Sie heute Morgen zu Mrs. Lascelles gesagt, Sie hätten ihre Mutter ermordet, obwohl Sie für die fragliche Nacht ein Alibi hatten?« fragte er schließlich, in den Papieren blätternd, die vor ihm lagen.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »In diesem Bericht behauptet sie aber das Gegenteil.«
    »Ich habe es aber nicht gesagt.«
    »Sie behauptet, Sie hätten es gesagt.«
    »Sie behauptet das, was sie glaubt. Das ist etwas ganz anderes.«
    Jones überlegte einen Moment. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass er auf seine nächste Frage eine ähnlich unklare Antwort bekommen würde, stellte sie aber trotzdem. »Warum wollten Sie Mrs. Lascelles ermorden?«
    »Das wollte ich nicht.«
    »Ich zitiere: Jack Blakeney drängte mich an die Wand und würgte mich. Wenn Violet nicht dazwischengekommen wäre, hätte er mich umgebrachte Lügt sie?«
    »Nein. Sie erzählt Ihnen das, was sie glaubt.«
    »Aber es entspricht nicht der Wahrheit.«
    »Nein.«
    »Sie wollten sie nicht erdrosseln?«
    »Nein.«
    »Aus diesem Bericht geht aber hervor, dass sie Würgemale am Hals hatte, als eines unserer Fahrzeuge im Cedar House eintraf, Mr. Blakeney. Folglich muss jemand versucht haben, sie zu erwürgen, und sie behauptet, dieser Jemand seien Sie gewesen.« Er hielt inne, um Jack zu einer Erwiderung Gelegenheit zu geben.
    Als

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