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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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gefragt, ob Sarah adoptiert sei, weil sie und ihre Mutter in Wesen und Aussehen so unterschiedlich sind. Ich meinte das mehr als Scherz, aber Mathilda baute Luftschlösser darauf. Ähnlich wie Sie das jetzt tun, Inspector.«
    »Aber sie war doch schon überzeugt, ehe Sie mit ihrem Porträt begannen, Mr. Blakeney. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie schon im August mit Mr. Duggan über das Testament gesprochen.«
    »Es war wie ein Glaube«, sagte Jack. »Anders kann ich es nicht erklären. Sie musste an dem Kind Wiedergutmachung leisten, das von ihr nichts bekommen hatte, und Sarah musste dieses Kind sein. Dass die Übereinstimmung von Alter, Geburtstag und einigen äußeren Merkmalen reiner Zufall war, spielte überhaupt keine Rolle. Mathilda war bereits fest davon überzeugt, dass Sarah ihr verlorenes Kind sei, und von mir wollte sie nur noch die Bestätigung.« Er fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar. »Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich sie aufgeklärt, aber ich hatte keine Ahnung, und so habe ich sie, ohne es zu wollen, nur noch in ihrem Glauben bestärkt.«
    »Weiß Ihre Frau etwas von alledem?«
    »Nein. Das wollte Mathilda nicht. Ich musste ihr versprechen, alles für mich zu behalten - sie hatte Angst, dass Sarah sie dann plötzlich nicht mehr mögen würde, sie vielleicht sogar völlig meiden würde - und ich dachte bei mir, Gott sei Dank, auf diese Weise wird keinem weh getan.« Er strich sich mit einer Hand über das Gesicht. »Verstehen Sie, ich wusste nicht, was ich tun sollte, und ich brauchte Zeit, um mir zu überlegen, wie ich Mathilda möglichst schonend die Wahrheit beibringen könnte. Wenn ich ihr gleich ganz rücksichtslos gesagt hätte, dass sie sich täuschte, wäre das so gewesen, als hätte man ihr das Kind von neuem weggenommen.«
    »Wann war das alles, Mr. Blakeney?« fragte Charlie.
    »Ungefähr zwei Wochen vor ihrem Tod.«
    »Warum hat sie sich Ihnen anvertraut, wenn sie es doch unbedingt geheim halten wollte?«
    Jack antwortete nicht sofort. »Das Porträt war schuld«, sagte er schließlich. »Ich nahm es mit zu ihr, um es ihr zu zeigen. Ich hatte noch einiges daran zu arbeiten, aber ich wollte ihre Reaktion sehen, um die auch in das Bild integrieren zu können. Ich habe in der Vergangenheit die erstaunlichsten Reaktionen erlebt: Ärger, Schock, verletzte Eitelkeit, Empörung, Enttäuschung. Ich zeichne sie stets unter meiner Unterschrift auf, damit jeder, der den Code versteht, erkennen kann, was das Modell von meiner Auffassung seiner Persönlichkeit gehalten hat. Es ist eine Art visueller Scherz.
    Mathildas Reaktion war Ersch ütterung und Schmerz. Ich habe nie jemanden so aufgewühlt gesehen.«
    »Es hat ihr nicht gefallen?« meinte Charlie Jones.
    »Im Gegenteil. Sie hat um die Frau geweint, die sie hätte sein können.« Sein Blick umwölkte sich in der Rückschau. »Sie sagte, ich sei der erste Mensch, der ihr je Mitgefühl entgegengebracht habe.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Jack sah zu Cooper hin über, der immer noch den Kopf gesenkt hielt. »Aber Tommy versteht es«, sagte er. »Richtig, alter Freund?«
    Es blieb einen Moment still, dann hob Cooper den Kopf. »Das Gold im Herzen des Bildes«, murmelte er. »Das war Mathilda Gillespie, wie sie zu Anfang war, eh die Ereignisse sie in ihre Gewalt bekamen und zerstörten.«
    Jacks dunkle Augen richteten sich voll W ärme auf ihn. »Verdammt noch mal, Tommy«, sagte er, »wieso bin ich der einzige, der Ihre Qualitäten zu würdigen weiß? Entgeht Ihnen eigentlich gar nichts?“
    Als ich Vater sagte, dass ich schwanger bin, wurde er ohnmächtig. Eine beispiellose Demonstration erbärmlicher Feigheit. Gerald hingegen freute sich richtig. »Ist es von mir, Matty?« fragte er. Vielleicht hätte ich pikiert sein sollen, aber ich war es nicht. Ich fand seine Freude an seiner Leistung eher rührend.
    Vater ist nat ürlich ganz für eine Abtreibung, und nicht nur wegen des möglichen Skandals. Er meint, das Kind wird schwachsinnig werden wie Gerald. Ich habe abgelehnt. Nichts wird mich dazu bringen, zu irgendeiner Engelmacherin zu gehen, und mehr hat Vater mir nicht zu bieten. Er sagt, er kenne jemanden in London, der es gegen ein kleines Entgelt machen wird, aber ich traue ihm nicht über den Weg und werde mein Leben ganz bestimmt nicht irgendeiner Pfuscherin mit Stricknadeln und Gin anvertrauen. Im übrigen wird das Kind, wenn es wirklich so schwere Schäden haben sollte, wie Vater befürchtet, sowieso nicht lange am Leben

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