Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
Was bleibt einem da anderes übrig, als sich etwas einfallen zu lassen, um auch das zu verhindern. Man sorgt dafür, dass die voraussichtlichen Erben in Mordverdacht geraten, bringt damit den ganzen Prozess zum Stillstand. Na, wie klingt das?«
    »Kompliziert«, sagte Charlie Jones bissig.
    »Aber zunächst einmal ging es darum, Mathilda zu stoppen«, sagte Jack. »Der Rest war ein phantasievolles Experiment, von dem nicht klar war, ob es klappen würde oder nicht. Ein spekulatives Unternehmen, das mit etwas Glück das gewünschte Resultat liefern würde.«
    »Aber damit stehen wir doch wieder am Ausgangspunkt«, sagte Cooper bedächtig. »Der Mörder hat sie gut gekannt, und wenn wir von den vier absehen, die sie am besten kannten, bleiben uns« - er drückte in tiefer Konzentration die Finger auf seine Augen - »Mr. und Mrs. Spede, Mr. und Mrs. Marriott und James Gillespie.«
    »Da hätte ich Ihnen aber mehr zugetraut, Cooper«, rief Jack ungeduldig. »Die einfältigen Spedes wären nie im Leben auf die Idee mit der Lear-Symbolik gekommen; Paul und Jane Marriott haben Mathilda Gillespie jahrelang gemieden wie die Pest, sie hätten sich also bestimmt nicht im Haus ausgekannt und schon gar nicht gewusst, wo sie das Stanley-Messer aufbewahrte; und James Gillespie scheint mir, nach dem, was Duggan zu Sarah gesagt hat, nicht im geringsten erpicht darauf, die Nachlassregelung zu verzögern, im Gegenteil, er versucht, sie voranzutreiben, um Ansprüche auf seine Uhren geltend machen zu können.«
    »Aber es gibt doch sonst niemanden.«
    »Doch, und ich habe es erst heute Morgen bewiesen.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Die Tatsache, dass Ruth in die Geschichte hineingezogen wurde, hätte Sie aufmerksam machen müssen. Jemand wusste, dass sie am Mordtag im Haus war und daher in Verdacht gebracht werden konnte.
    Sie laufen st ändig im Kreis herum, seit Sie davon wissen, aber Sarah hat mir erzählt, dass Sie von Ruths Anwesenheit im Haus erst durch einen anonymen Brief erfahren haben. Also, wer hat den Brief geschrieben?« Wieder schlug er auf den Tisch, als er Coopers verständnisloses Gesicht sah. »Wer hat heute Morgen Joanna retten wollen?«
    Violet Orloff öffnete die Tür ihres Hauses und starrte auf das in Klarsichtfolie eingehüllte Blatt Papier, das Sergeant Cooper ihr unter die Nase hielt. Er drehte es herum und las den Text laut vor. » Ruth Lascelles war an dem Tag, an dem Mrs. Gillespie gestorben ist, im Cedar House. Sie hat ein Paar Ohrringe gestohlen. Joanna weiß davon. Joanna Lascelles ist in London Prostituierte. Fragen Sie sie, wofür sie ihr Geld ausgibt. Fragen Sie sie, warum sie ihre Tochter umbringen wollte. Fragen Sie sie, warum Mrs. Gillespie sie für verrückt gehalten hat. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie das geschrieben haben, Mrs. Orloff?« fragte er freundlich.
    »Duncan hat es geschrieben, aber wir wollten nur helfen«, erklärte sie hastig, während sie von ihm zu Charlie Jones blickte, der hochgewachsen hinter ihm stand, den Kragen seiner dicken Lammfelljacke hochgeschlagen bis zum traurig dreinblickenden Gesicht. Nichts Feindseliges ging von den beiden Männern aus, und das machte ihr Mut. »Ich weiß, wir hätten wahrscheinlich persönlich bei Ihnen vorbeikommen sollen, aber das ist so schwierig.« Mit einer vagen Geste wies sie zum anderen Teil des Hauses. »Wir sind doch schließlich Nachbarn, und Duncan hasst jede Unannehmlichkeit.« Sie lächelte zaghaft. »Aber wenn ein Mord geschehen ist - ich meine, man kann ja nicht erwarten, dass die Polizei ihn aufklärt, wenn die Leute, die etwas wissen, es nicht sagen. Irgendwie erschien es uns einfach taktvoller, uns nicht persönlich einzumischen. Das verstehen Sie doch?«
    »Absolut«, antwortete Charlie Jones mit einem ermutigenden Lächeln. »Und wir sind Ihnen sehr dankbar für die Mühe, die Sie sich gemacht haben.«
    »Ach, dann ist es in Ordnung. Ich hab Duncan gleich gesagt, dass es wichtig ist.«
    »War er denn nicht Ihrer Meinung?«
    Sie warf einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter nach rückwärts, dann zog sie die Tür bis auf einen kleinen Spalt hinter sich zu. »Ganz so würde ich es nicht sagen«, entgegnete sie. »Er ist so träge geworden, seit wir hierhergezogen sind, rührt sich kaum vom Fleck, möchte sich durch nichts in seinen täglichen Gewohnheiten stören lassen, kann Scherereien, wie er es nennt, nicht ertragen. Er sagt, er habe sich einen friedlichen Lebensabend verdient und möchte ihn nicht

Weitere Kostenlose Bücher