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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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»Sie sind beide gar nicht nett. Die Mrs. meckert immer an Mr. Spedes Gartenarbeit rum, und die Miss schimpft, dass Jenny nicht richtig saubermacht.«
    »Jenny?« fragte er. »Wer ist Jenny?«
    »Jenny ist Mrs. Spede.«
    »Ach so«, sagte Cooper freundlich. »Sie haben sich bestimmt furchtbar erschrocken, als Sie Mrs. Gillespie in der Badewanne fanden?«
    »O ja, o ja«, jammerte sie laut. »Es war furchtbar. Einfach furchtbar.« Ihre Stimme ging in Klagegeheul über.
    Mit einem gewissen Widerstreben, da er einen noch heftigeren Ausbruch bef ürchtete, nahm Cooper den Plastikbeutel mit dem Stanley-Messer aus seiner Tasche und legte ihn auf seine breite Hand. »Ich möchte Sie nicht noch mehr aufregen, aber kennen Sie dieses Messer? Haben Sie es schon einmal gesehen? «
    Ihre Lippen verzogen sich weinerlich, aber sie h örte mit ihrem Jammern auf, um ihrem Mann einen Stoß zu geben. »Es ist aus der Küche«, sagte er. »Es hat immer in der Küchenschublade gelegen.« Er berührte den Griff unter dem Plastikschutz. »Ich hab ein H reingekratzt. Für Haus . Auf dem, das ich im Schuppen hab, ist ein G für Garten .«
    Cooper sah sich das ungeschickt eingeritzte »H« an und steckte den Plastikbeutel wieder ein. »Ich danke Ihnen. Ich brauche das Gartenmesser zum Vergleich. Ich werde einen Beamten bitten, mit Ihnen hinauszugehen, wenn wir fertig sind.« Er lächelte freundlich. »Ich nehme an, Sie haben Schlüssel zum Haus«, sagte er dann. »Darf ich sie einmal sehen?«
    Mrs. Spede zog sich eine Schnur über den Kopf, die sie um ihren Hals getragen hatte. Der Schlüssel daran hatte in der Spalte ihres Busens gelegen. »Nur ich«, sagte sie. »Jenny hat den Schlüssel gehabt. Mr. Spede hat für den Garten keinen gebraucht.« Sie gab Cooper den Schlüssel, und er hatte das Gefühl, ihre Körperwärme sickere in seine Hand. Der Schlüssel widerte ihn an, weil er feucht und schmierig von Schweiß war. Aber er hatte dabei ein schlechtes Gewissen, weil er sie beide zutiefst unsympathisch fand und wusste, dass er im Gegensatz zu Mrs. Gillespie sie nicht einmal eine halbe Stunde in seinem Haus hätte ertragen können.
    Mathilda Gillespies n ächste Nachbarn wohnten direkt nebenan, in einem Seitenflügel des Hauses. Früher einmal musste das Cedar House ein in sich abgeschlossener Wohnsitz gewesen sein, jetzt aber wies ein diskretes Schild den Weg zur Haustür des Wing Cottage am Westende des Gebäudes. Ehe Cooper dort anklopfte, ging er auf dem Kiesweg zur hinteren Ecke und sah sich die Terrasse an, die mit Kästen voll dauernd blühender Stiefmütterchen säuberlich abgegrenzt war. Dahinter trennte eine akkurat gestutzte Buchsbaumhecke diesen Garten von den baumbestandenen Rasenflächen ab, die zum Cedar House gehörten. Er war plötzlich neidisch auf die Bewohner. Wie armselig sein eigener kleiner Kasten von einem Haus im Vergleich zu dieser Pracht war, aber es war auch seine Frau gewesen, die in eine moderne Siedlung gewollt hatte, nicht er. Er wäre mit bröckelndem Verputz und einer Aussicht glücklich gewesen; sie brauchte zu ihrem Glück modernen Komfort und Nachbarn, die einem direkt auf der Pelle saßen. Einem Polizeibeamten blieb nichts anderes übrig, als der Frau nachzugeben, die er liebte. Seine Arbeitszeiten waren chaotisch. Er konnte einer Frau, die dreißig Jahre lang seine häufige Abwesenheit mit unerschütterlicher guter Laune ertragen hatte, nicht zumuten, sich seiner Sehnsucht nach stiller Beschaulichkeit unterzuordnen.
    Er h örte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete, und drehte sich herum. Zur Begr üßung des korpulenten älteren Mannes, der auf ihn zukam, zog er seinen Dienstausweis heraus und sagte: »Sergeant Cooper, Kriminalpolizei Dorset, Sir.«
    »Orloff, Duncan Orloff« Der Mann strich sich beunruhigt mit einer Hand über sein breites, recht sympathisches Gesicht. »Wir haben Sie schon erwartet. Du meine Güte. Ich muss gestehen, nach einer Weile fällt es einigermaßen schwer, Jenny Spedes Geheul auszuhalten. Die arme Person. Sie ist eine gute Seele, solange alles seinen normalen Gang geht. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sie sich gebärdet hat, als sie Mathilda fand. Sie stürzte wie eine Wahnsinnige aus dem Haus und schrie zum Gotterbarmen. Und ihr Mann gleich mit. Mir war sofort klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, deshalb habe ich gleich die Polizei und den Rettungsdienst angerufen. Gott sei Dank sind sie sehr schnell gekommen und waren so schlau, eine Frau mitzubringen. Die

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