Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
Dame war ganz ausgezeichnet und hat die Spedes in Rekordzeit beruhigt. Du meine Güte, du meine Güte«, sagte er wieder, »wir führen hier so ein ruhiges Leben. Da ist man so etwas überhaupt nicht gewöhnt.«
    »Niemand ist so etwas gewöhnt«, sagte Cooper. »Ich nehme an, man hat Ihnen gesagt, was geschehen ist.«
    Orloff sah bek ümmert aus. »Nur, dass Mathilda tot ist. Ich hatte die Spedes hier behalten, bis die Polizei kam - ich hielt es für das beste, sie waren ja wirklich beide einem Zusammenbruch nahe -, aber meine Frau habe ich natürlich erst herunterkommen lassen, als es sicher war - man weiß doch nie, bei solchen Geschichten - kurz und gut, die Beamten sagten mir, ich sollte abwarten, bis jemand vorbeikäme, um uns zu vernehmen. Aber kommen Sie doch am besten herein. Violet ist jetzt im Wohnzimmer. Sie fühlt sich nicht gerade glänzend, aber das kann man ihr ja nicht verübeln, nicht wahr? Offen gesagt, fühle ich mich auch nicht unbedingt topfit.« Er trat zur Seite, um Cooper ins Haus zu lassen. »Erste Tür rechts«, sagte er.
    Er folgte Cooper in einen gem ütlichen, etwas überladenen Raum mit einem Fernsehapparat in der Ecke und beugte sich über seine auf dem Sofa liegende Frau. »Es ist jemand von der Polizei hier«, sagte er und half ihr behutsam, sich aufzusetzen. Dann setzte er sich schwer und massig neben sie und wies Cooper einen Sessel zu. »Jenny schrie dauernd etwas von Blut«, erklärte er. »Von rotem Wasser und Blut. Mehr war nicht aus ihr herauszubekommen.«
    Violet fr östelte. »Und von Jesus«, flüsterte sie. »Ich habe es genau gehört. Sie sagte, Mathilda wäre wie Jesus .« Sie hob eine Hand zu ihren blutlosen Lippen. »Tot wie Jesus in blutrotem Wasser.« Ihre Augen wurden feucht. »Was ist mit ihr? Ist sie wirklich tot?«
    »Leider ja, Mrs. Orloff. Es ist bis jetzt nur eine grobe Schätzung, aber der Pathologe meint, dass sie am Samstag zwischen neun Uhr und Mitternacht gestorben ist.« Er sah von einem zum andern. »Waren Sie in diesen drei Stunden hier?«
    »Wir waren den ganzen Abend hier«, antwortete Duncan. Er war offensichtlich hin und her gerissen zwischen seinem Anstandsgefühl, das ihm verbot, Fragen zu stellen, und einem überwältigenden Bedürfnis, eine völlig natürliche Neugier zu befriedigen. »Sie haben uns noch nicht gesagt, was eigentlich geschehen ist«, platzte er heraus. »Es ist viel, viel schlimmer, wenn man nicht weiß, was los ist. Wir haben uns die schrecklichsten Dinge vorgestellt.«
    »Sie ist doch nicht etwa gekreuzigt worden?« fragte Violet mit zitternder Stimme. »Ich hab' gesagt, sie ist wahrscheinlich gekreuzigt worden, sonst hätte Jenny doch nicht gesagt, sie habe wie Jesus ausgesehen.«
    »Und ich habe gesagt, dass jemand versucht hat, hinterher sauberzumachen«, warf Duncan ein, »und dass darum überall rotes Wasser ist. Man hört so was ja jeden Tag, dass alte Leute ihres Geldes wegen ermordet werden. Und sie tun ihnen grausame Dinge an, ehe sie sie töten.«
    »O Gott, ich hoffe nur, sie ist nicht vergewaltigt worden«, sagte Violet. »Das könnte ich nicht ertragen.«
    Cooper empfand Mitleid mit diesen beiden alten Leuten, die wie so viele ihrer Altersgenossen ihren Lebensabend in st ändiger Angst zubrachten, weil die Medien ihnen weismachten, sie seien in Gefahr. Er wusste besser als jeder andere, dass, wie die Statistiken bewiesen, eine ganz andere Altersgruppe gewaltsamen Tod am meisten fürchten musste, die der jungen Männer zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Jahren. Er hatte bei zu vielen Schlägereien eingreifen und zu oft Opfer von Messerstechereien und Prügeleien aus den Gossen vor den Kneipen auflesen müssen, um an der Statistik zu zweifeln.
    »Sie ist in ihrer Badewanne gestorben«, erklärte er ruhig und sachlich. »Ihre Pulsadern waren aufgeschnitten. Im Moment neigt der Pathologe dazu, es für Selbstmord zu halten. Wir erkundigen uns eigentlich nur, um uns zu vergewissern, dass sie sich tatsächlich selbst das Leben genommen hat.«
    »Aber Jesus ist doch nicht in der Badewanne gestorben«, sagte Violet verwirrt.
    »Sie hatte ein Eisengestell um denKopf, so ein altes Folterinstrument, mit Blumen darin. Ich könnte mir vorstellen, dass Mrs. Spede das für eine Dornenkrone hielt.« Etwas anderes ergibt keinen Sinn, dachte er.
    »Ich habe dieses Ding gehasst. Ich weiß nicht, was Mathilda immer damit hatte.« Violet hatte, wie Cooper bemerkte, die Gewohnheit, Wörter, die sie für wichtig hielt, besonders zu

Weitere Kostenlose Bücher