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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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betonen. »Dann muss es Selbstmord gewesen sein. Sie hat es immer aufgesetzt, wenn ihre Arthritis besonders schlimm war. Das hat sie vom Schmerz abgelenkt, wissen Sie. Und sie hat immer gesagt, wenn es mal so schlimm werden w ürde, dass sie es nicht mehr aushalten könnte, würde sie sich umbringen.« Sie richtete ihren tränenfeuchten Blick auf ihren Mann. »Warum hat sie uns nicht gerufen? Irgendwas hätten wir bestimmt tun können, um ihr zu helfen.«
    »Hätten Sie sie denn gehört?« fragte Cooper.
    »O ja. Besonders wenn sie im Bad war. Sie hätte an die Rohre klopfen können. Das hätten wir bestimmt gehört.«
    Cooper richtete seine Aufmerksamkeit auf Duncan Orloff »Haben Sie an diesem Abend überhaupt etwas gehört?«
    Duncan dachte lange über die Frage nach. »Unser Leben ist sehr ereignislos«, sagte er entschuldigend. »Ich kann nur sagen, wenn wir etwas gehört hätten, dann hätten wir etwas unternommen.« Er breitete hilflos seine Hände aus. »Wie heute Morgen, als Jenny zu schreien anfing. Am Samstag war nichts dergleichen.«
    »Und doch vermuteten Sie, sie sei von einer Bande ermordet worden. Sie benutzten den Plural.«
    »Es ist schwierig, klar zu denken, wenn jemand wie wahnsinnig schreit«, erwiderte er mit einem Kopfschütteln des Selbstvorwurfs. »Und um ganz ehrlich zu sein, ich war gar nicht sicher, ob nicht die Spedes selbst etwas angerichtet hatten. Sie sind nicht gerade die Hellsten, wie Sie vermutlich schon gemerkt haben. Natürlich wäre es keine Absicht gewesen. Sie sind töricht; nicht gefährlich. Ich nahm an, es hätte einen Unglücksfall gegeben.« Er spreizte seine Hände auf seinen dicken Knien. »Ich habe mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, ob ich nicht hätte hinüberlaufen sollen, um etwas zu tun. Ob ich sie nicht vielleicht hätte retten können. Aber wenn sie schon am Samstag gestorben ist... ?« In fragendem Ton brach er ab.
    Cooper sch üttelte den Kopf. »Sie hätten nichts für sie tun können. Wie war es am Tag? Haben Sie da etwas gehört?«
    »Am Samstag, meinen Sie?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Ganz gewiss nichts Ungewöhnliches.« Er sah Violet wie ratsuchend an. »Wir hören es, wenn es nebenan läutet. Es fällt uns jedes Mal auf, weil Mathilda so selten Besuch bekommt, aber sonst« - er zuckte die Achseln, - »hier passiert so wenig, Sergeant, und ich muss gestehen, wir sehen sehr viel fern.«
    »Und Sie haben sich am Sonntag nicht gewundert, wo sie ist?«
    Violet tupfte sich die Augen. »Ach Gott«, flüsterte sie, »hätten wir sie dann noch retten können? Wie grauenvoll, Duncan.«
    »Nein«, sagte Cooper entschieden, »sie war ohne Zweifel am Sonntagmorgen um drei bereits tot.“
    »Wir waren befreundet, wissen Sie«, sagte Violet. »Duncan und ich kannten sie seit fünfzig Jahren. Sie hat uns das Haus hier verkauft, als Duncan vor fünf Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Das heißt nicht, dass man es leicht mit ihr hatte. Zu Menschen, die sie nicht mochte, konnte sie sehr grausam sein. Bei Mathilda musste man darauf achten, sie nicht zu bedrängen. Wir haben das natürlich nie getan, aber es gab genug andere, die es getan haben.«
    Cooper leckte seine Bleistiftspitze. »Wer zum Beispiel?«
    Violet senkte ihre Stimme. »Joanna und Ruth, ihre Tochter und ihre Enkelin. Sie haben sie nie in Ruhe gelassen. Ständig haben sie gejammert und geschimpft und Geld von ihr verlangt. Und der Pfarrer war entsetzlich aufdringlich.« Sie warf einen schuldbewussten Blick auf ihren Mann. »Ich weiß, du magst solchen Klatsch nicht, Duncan, aber der Pfarrer hat ständig versucht, ihr mit Geschichten von all denen, die schlechter dran waren als sie, ein schlechtes Gewissen zu machen. Sie war Atheistin, müssen Sie wissen, und immer sehr grob zu Mr. Matthews, wenn er kam. Sie nannte ihn einen alten Blutsauger. Sie hat es ihm sogar ins Gesicht gesagt.«
    »Hat ihm das was ausgemacht?«
    Duncan lachte polternd. »Es war ein Spiel«, erklärte er. »Sie konnte sehr großzügig sein, wenn er sie bei guter Laune erwischte. Einmal hat sie ihm hundert Pfund für ein Alkoholikerheim gegeben und gesagt, sie hätte es nur ihrem Stoffwechsel zu verdanken, dass sie da nicht selbst schon gelandet sei. Sie trank, um die Schmerzen zu vergessen. Sagte sie jedenfalls.«
    »Aber nicht übermäßig«, warf Violet ein. »Sie war nie betrunken. Sie war viel zu sehr Dame, um sich zu betrinken.« Sie putzte sich geräuschvoll die Nase.
    »Wissen Sie sonst noch jemanden, der sie

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