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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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den Kopf. »Nein. Sie hat mich überzeugt, dass sie ihre Mutter nicht getötet hat.«
    »Und wie hat sie das geschafft?« fragte er skeptisch.
    »Weibliche Intuition, Sergeant. Sie würden es wahrscheinlich Naivität nennen.«
    »Das stimmt.« Er tätschelte ihr den Arm wie ein alter Onkel. »Sie müssen sich diese Gönnerhaftigkeit wirklich abgewöhnen, Dr. Blakeney. Dann sehen Sie die Dinge in einem anderen Licht.«
    »Gönnerhaftigkeit?« wiederholte Sarah verblüfft.
    »Wir können es auch anders nennen. Intellektuellen Dünkel oder Selbstgerechtigkeit vielleicht. Sie verstecken sich gern unter dem Mantel der Naivität, aber Naivität klingt ja auch so viel weniger bedrohlich. Sie sind eine Frau mit sehr festen Ansichten, Dr. Blakeney, und Sie mischen sich, ohne zu überlegen, in Dinge ein, von denen andere lieber die Finger lassen, aber Sie tun es nicht aus Naivität, sondern in der festen Überzeugung, dass Sie es am besten wissen. Ich ermittle hier in einem Mordfall.« Er lächelte grimmig. »Ich will gar nicht behaupten, dass ich Mrs. Gillespie gemocht hätte. Ich neige eher dazu, die allgemeine Meinung von ihr zu übernehmen, dass sie nämlich eine bösartige alte Hexe war, die sich ihre Befriedigung damit verschaffte, andere zu verletzen. Aber das gibt noch lange keinem das Recht, sie zu töten. Worauf ich jedoch hinaus will, ist etwas andres: Die Person, die sie getötet hat, ist schlau. Mrs. Gillespie hat sich rundherum Feinde geschaffen; sie war eine Tyrannin; sie war grausam; sie ist auf den Gefühlen anderer herum getrampelt. Und doch ist ihr jemand so nahe gekommen, dass er ihr diesen teuflischen Kopfschmuck aufsetzen und sie betäubt in die Badewanne legen konnte, um ihr dann die Pulsadern aufzuschneiden. Und diese Person, wer immer sie auch sein mag, wird Sie bestimmt nicht wissen lassen, dass sie es getan hat. Sie wird Ihnen ganz im Gegenteil weismachen, dass sie es nicht getan hat, und Ihre absurde Idee, Sie könnten nach einem simplen Gespräch intuitiv sagen, wer schuldig ist und wer nicht, beruht auf intellektueller Überheblichkeit schlimmster Art. Wenn es so verdammt einfach wäre, Mörder vom Rest der Gesellschaft zu unter- scheiden, glauben Sie dann nicht, dass wir sie inzwischen alle längst eingesperrt hätten und Mord nur noch in den Geschichtsbüchern vorkäme?«
    »Ach, du lieber Gott«, sagte sie, »da scheine ich einen wunden Punkt getroffen zu haben. Tut mir leid.«
    Er seufzte frustriert. »Schon wieder sind Sie gönnerhaft.«
    Sie öffnete die Autotür. »Vielleicht ist es besser, ich fahre jetzt, sonst lasse ich mich womöglich dazu hinreißen, die Beleidigung zurückzugeben.«
    Er war erheitert. »So was prallt an mir ab«, erklärte er freundlich. »Ich bin schon von Profis beleidigt worden.«
    »Das wundert mich nicht.« Sie setzte sich ans Steuer. »Ich bin bestimmt nicht die einzige, der die Galle hochkommt, wenn Sie auf Ihre polizeiliche Allwissenheit pochen. Sie wissen noch nicht mal mit Sicherheit, ob Mathilda ermordet worden ist, aber wir sollen uns gefälligst alle vor Angst in die Hose machen. Für wen spielt es schon eine Rolle, wenn ich bereit bin, mich überzeugen zu lassen, dass Mrs. Lascelles ihre Mutter nicht getötet hat?«
    »Für Sie könnte es eine große Rolle spielen«, sagte er milde. »Es könnte Ihren Tod bedeuten.«
    »Wieso?« fragte sie verächtlich.
    »Haben Sie ein Testament gemacht, Dr. Blakeney?«
    »Ja.«
    »Zugunsten Ihres Mannes?«
    Sie nickte.
    »Wenn Sie also morgen sterben, bekommt er alles, auch das, was Sie von Mrs. Gillespie geerbt haben.«
    Sie lie ß den Wagen an. »Wollen Sie unterstellen, dass Jack vorhat, mich zu ermorden?«
    »Nicht unbedingt.« Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Mich interessiert mehr die Tatsache, dass er - potentiell - ein sehr erstrebenswerter Ehemann ist. Immer vorausgesetzt natürlich, Sie sterben, ehe Sie Ihr Testament ändern können. Das ist doch eine Erwägung wert, finden Sie nicht?«
    Durch das offene Fenster warf Sarah ihm einen emp örten Blick zu. »Und Sie behaupten, Mathilda sei bösartig gewesen?« Zornig legte sie den Gang ein, dass es krachte. »Im Vergleich zu Ihnen war sie so harmlos wie Julia verglichen mit Jago. Und wenn Sie die Analogie nicht verstehen, würde ich vorschlagen, Sie sehen mal bei Shakespeare nach.« Mit einem Ruck ließ sie die Kupplung los und brauste ab, dass ihm die Kieselsteinchen um die Beine flogen.
    »Sind Sie beschäftigt, Mr. Blakeney, oder haben Sie ein paar

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