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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Beleidigende der Behauptung ärgerte sie doch so sehr, dass sie sich gedrängt fühlte, Jack zu verteidigen, und wenn nur, weil sie selbst oft genug dieser engstirnigen Dummheit begegnet war.
    »Jack hat viel zu viele nackte Frauen gesehen, um Nacktheit an sich erregend zu finden«, entgegnete sie leicht wegwerfend. »Nacktheit ist nur erotisch, wenn man es wünscht. Genauso gut könnten Sie sagen, dass ich jedes Mal Herzklopfen bekomme, wenn sich ein männlicher Patient vor mir auszieht.«
    »Das ist was andres. Sie sind Ärztin.«
    Sarah sch üttelte den Kopf. »Es ist nichts andres, aber ich will mich darüber nicht mit Ihnen streiten. Das wäre Zeitverschwendung für uns beide.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr Haar. »Im übrigen war Ihre Mutter durch die Arthritis und die damit verbundenen Schmerzen viel zu sehr behindert, um sich Geschlechtsverkehr mit einem potenten Mann zu w ünschen, der dreißig Jahre jünger war als sie. Es ist wichtig, die Proportionen im Auge zu behalten, Mrs. Lascelles. Es wäre vielleicht anders gewesen, wenn sie ihr Leben lang sexuell aktiv gewesen wäre oder auch nur ein großes Faible für Männer gehabt hätte, aber beides trifft für Ihre Mutter nicht zu. Sie hat einmal zu mir gesagt, heute gäbe es nur deshalb so viele Scheidungen, weil Beziehungen, die auf Sex gegründet sind, von vornherein zum Scheitern verurteilt seien. Die Freuden des Orgasmus seien zu flüchtig, um für die verbleibenden Stunden der Langeweile und der Enttäuschung zu entschädigen.«
    Joanna richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Garten. »Warum hat sie sich dann ausgezogen?« Die Frage schien ihr tatsächlich sehr wichtig zu sein. Weil sie eifersüchtig war, oder weil es für sie nötig war, Mathilda weiterhin verachten zu können?
    »Ich vermute, sie fand ganz einfach nichts dabei und interessierte sich genug für die Kunst um der Kunst willen, um Jack zu helfen, die unkonventionelle Seite ihres Wesens zu erkunden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es aus anderem Grund getan hat.«
    Joanna lie ß sich das einen Moment schweigend durch den Kopf gehen. »Mögen Sie sie jetzt, wo sie tot ist, immer noch?«
    Sarah faltete ihre H ände zwischen ihren Knien und blickte zum Teppich hinunter. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie aufrichtig. »Ich bin so verärgert über das Testament, dass ich sie im Moment nicht objektiv sehen kann.«
    »Dann schlagen Sie doch die Erbschaft aus. Überlassen Sie sie Ruth und mir.«
    »Ich wollte, es wäre so einfach, glauben Sie mir. Aber wenn ich sie ausschlage, müssen Sie sich mit dem Eselasyl darum streiten, und ich sehe wirklich nicht, inwiefern das Ihre Chancen vergrößern sollte, es sei denn, Sie können nachweisen, dass es nie Mathildas Absicht war, dieses Testament bestehen zu lassen.« Sie blickte auf und sah, dass Joanna sie aufmerksam beobachtete.
    »Sie sind eine merkwürdige Frau, Dr. Blakeney«, sagte Joanna langsam. »Ihnen muss doch klar sein, dass es für mich zu diesem Zweck das Einfachste wäre zu beweisen, dass meine Mutter ermordet wurde, und dass Sie die Täterin sind. Ich meine, es passt doch alles so schön. Sie wussten, dass das Testament lediglich eine Drohung war, um Ruth und mich zur Räson zu bringen, und da haben Sie meine Mutter umgebracht, ehe sie es ändern konnte. Wenn Sie verurteilt werden, wird kein Gericht der Welt den Nachlass den Eseln zusprechen.«
    Sarah nickte. »Und wenn Sie meinen Mann dazu bringen können auszu sagen, dass ich von der Existenz des Testaments wusste, haben Sie es geschafft.« Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. »Aber ich nehme an, Sie kommen langsam dahinter, dass Jack weder so entgegenkommend noch so unredlich ist. Und daran würde sich auch nichts ändern, wenn es Ihnen gelänge, ihn in Ihr Bett zu kriegen. Ich kenne ihn seit sechs Jahren, und eines kann ich mit Sicherheit von ihm sagen - er lässt sich nicht kaufen. Er schätzt sich selbst viel zu hoch, um für irgendjemanden zu lügen, ganz gleich, wie sehr man ihn unter Druck setzt.«
    Joanna lachte kurz. »Sie scheinen ja sehr sicher zu sein, dass ich nicht mit ihm geschlafen habe.«
    Sie tat Sarah leid. »Mein Anwalt hat mich gestern Abend angerufen und mir erzählt, dass Jack in Ihrem Sommerhaus kampiert. Aber ich war auch so sicher. Sie sind im Augenblick sehr verletzlich, und ich kenne meinen Mann gut genug, um zu wissen, dass er das nicht ausnützen würde.«
    »Das klingt ja, als bewunderten Sie ihn.«
    »Ich könnte ihn nie so

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