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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Er dachte nach. »Vermutlich hatte es etwas mit dem Missbrauch durch ihren Onkel zu tun. Davon wusste ich nichts. Ich wusste nur von den Misshandlungen ihres Vaters mit der Schandmaske.«
    Aber Coopers Interesse galt etwas andrem, etwas, das er ein wenig fr üher gesagt hatte. »Mrs. Lascelles Rebellion kann man aber doch weiß Gott nicht als erfolgreich bezeichnen. Sie hat sich mit einem charakterlosen Heroinsüchtigen eingelassen, der sie nach seinem Tod ohne einen Penny zurückließ.« Sein Blick hing immer noch an dem Porträt.
    Jacks dunkles Gesicht verzog sich zu einem neuerlichen L ächeln. »Sie müssen ein sehr behütetes Leben geführt haben, wenn Sie glauben, Rebellion hätte etwas mit Glücklich werden zu tun. Bei der Rebellion geht es um Wut und Widerstand und das Bestreben, einer verhassten Autoritätsfigur größtmögliches Leid anzutun.« Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. »In dieser Hinsicht, würde ich sagen, konnte Joanna einen durchschlagenden Erfolg verbuchen. Wenn Sie ihren Ehemann schon als charakterlos bezeichnen, was glauben Sie dann, haben die Leute aus Mathildas Kreisen damals über ihn gesagt? Vergessen Sie nicht, sie war eine sehr stolze Frau.«
    Cooper zog tief an seiner Zigarette und blickte zum Haus hinauf. »Ihre Frau war gerade bei Mrs. Lascelles. Wussten Sie das?«
    Jack sch üttelte den Kopf.
    »Ich hab sie getroffen, als sie ging. Sie hat gesagt, sie sei überzeugt, dass Mrs. Lascelles ihre Mutter nicht getötet hat. Glauben Sie, dass sie recht hat?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Aber mir haben Sie eben erklärt, dass es Mrs. Lascelles darum ging, dem Objekt ihres Hasses größtmögliches Leid zuzufügen. Ist nicht der Tod das Schlimmste, was man einem Menschen zufügen kann?«
    »Ich sprach von einer Zeit, die vielleicht zwanzig Jahre zurückliegt. Sie sprechen von heute. Rebellion ist eine Sache der Jugend, Sergeant, nicht der Älteren. Gegen die Älteren rebelliert man, weil sie diejenigen sind, die ihren Prinzipien untreu werden.“
    »Und wie sieht Ruths Rebellion aus?«
    Jack musterte ihn mit tr ägem Blick. »Warum fragen Sie das nicht sie selbst?«
    »Weil sie nicht hier ist«, antwortete Cooper logisch. »Sie dagegen sind hier.«
    »Dann fragen Sie ihre Mutter. Sie werden dafür bezahlt, sich einzumischen«, spottete er, »ich nicht.«
    Cooper strahlte ihn an. »Sie gefallen mir, Mr. Blakeney, Gott weiß, warum. Und Ihre Frau gefällt mir auch, wenn Sie das interessieren sollte. Sie sind beide offen und direkt und schauen mir in die Augen, wenn Sie mit mir reden. Das tut gut, ob Sie's glauben oder nicht, weil ich hier nämlich versuche, die Arbeit zu tun, die die Leute von mir erwarten, für die ich aber von vielen wüst beschimpft werde. Also, so wie die Dinge liegen, könnten Sie oder Ihre Frau oder auch Sie beide gemeinsam die arme Alte da oben umgebracht haben, und wenn ich Sie verhaften muss, dann tu ich das auch und lass mich von meiner Sympathie für Sie nicht dran hindern. Ich bin nämlich ein altmodischer Mensch, der davon überzeugt ist, dass das Zusammenleben in einer Gesellschaft nur funktioniert, wenn es durch Regeln und Vorschriften gestützt wird, die mehr Freiheit geben als sie nehmen. Mrs. Lascelles und ihre Tochter andererseits mag ich gar nicht, und wenn ich der Typ wäre, der Leute verhaftet, die er nicht mag, hätte ich sie schon vor zwei Wochen eingebuchtet. Sie sind beide gleich böswillig. Die eine richtet ihre Böswilligkeit gegen Ihre Frau, die andere gegen ihre eigene Mutter, aber keine von beiden hat bis jetzt irgendwas gesagt, wofür sich das Zuhören gelohnt hätte. Ihre Beschuldigungen sind völlig vage und ohne Substanz. Ruth behauptet, ihre Mutter sei eine Hure ohne Prinzipien, und Mrs. Lascelles behauptet, Ihre Frau sei eine Mörderin. Aber wenn ich sie auffordere, ihre Beschuldigungen zu beweisen, können sie es nicht.« Er warf seinen Zigarettenstummel auf den Rasen. »Das Verrückte ist, dass Sie und Ihre Frau über diese beiden Frauen und ihre Beziehungen zu Mrs. Gillespie allem Anschein nach mehr wissen als die beiden selbst, aber aus einer Art unangebrachter Nächstenliebe wollen Sie nicht darüber sprechen. Vielleicht gilt es unter betuchten Intellektuellen als politisch nicht korrekt, der dunklen Seite des Lebens nachzuspüren, aber eines können Sie mir glauben, ohne zusätzliches Material wird Mrs. Gillespies Tod ein ungelöstes Geheimnis bleiben, und die einzige, die darunter leiden wird, ist Ihre Frau, weil sie die einzige

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