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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wohl darauf schließen lässt, dass sie die Tabletten aufgelöst hat, bevor sie sie genommen hat. Etwas Alkohol. Keine Blutergüsse. Verletzungen an der Zunge durch die rostige Gebissstange dieser Schandmaske. Keinerlei Spuren unter ihren Fingernägeln. Einige Brennesselpusteln an ihren Schläfen und Wangen, und leichte Hautabschürfungen durch das Eisengestell an ihrem Kopf, die beim Aufsetzen dieses Dings und beim Reinstecken der Nesseln und der Blumen entstanden sein dürften. Keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sie sich irgendwie gewehrt hat. Das Gestell war nicht an ihrem Kopf festgemacht, sie hätte es jederzeit leicht abnehmen können, wenn sie gewollt hätte. Die Verletzungen an den Handgelenken entsprechen genau der Klinge des Messers, das auf dem Boden im Badezimmer gefunden wurde; die am linken Handgelenk wurde mit einem abwärts verlaufenden, mit der rechten Hand ausgeführten Schnitt verursacht, die am rechten mit einem abwärts verlaufenden Schnitt der linken. Das Messer hat im Wasser gelegen, ist wahrscheinlich nach einem der Schnitte hineingefallen, aber auf dem Griff, eins Komma drei Zentimeter vom Klingenansatz entfernt, war ein Zeigefingerabdruck, der von Mrs. Gillespie stammt. Schluss folgerung: Selbstmord.« Er machte eine Pause. »Sind Sie noch da?« fragte er dann.
    »Ja.«
    »Und was meinen Sie?«
    »Dass ich mich letzte Woche getäuscht habe.«
    »Aber geben Ihnen denn nicht die Tabletten im Whisky zu denken?«
    »Mathilda hat es gehasst, Tabletten zu schlucken«, erwiderte sie in entschuldigendem Ton. »Sie hat sie immer zuerst zerbröselt oder in Flüssigkeit aufgelöst. Sie hatte eine krankhaft Angst davor zu ersticken.«
    »Aber Ihre erste Reaktion, als Sie sie gesehen haben, war doch, dass Sie ihr einen Selbstmord am allerwenigsten zugetraut hätten. Und jetzt haben Sie es sich anders überlegt.« Es klang wie eine Anklage.
    »Was soll ich denn sagen, Sergeant? Mein inneres Gefühl ist das gleiche.« Sarah warf einen Blick auf ihre Patientin, die unruhig zu werden begann. »Ich hätte nicht erwartet, dass sie Hand an sich legt, aber Gefühle sind ein schlechter Ersatz für wissenschaftliche Beweise.«
    »Nicht immer.«
    Sie wartete, doch er sprach nicht weiter. »Gibt es sonst noch etwas, Sergeant? Sie wissen, ich habe eine Patientin da.«
    »Nein«, antwortete er, und seine Stimme klang mutlos. »Sonst nichts. Der Anruf war reine Höflichkeit. Sie werden vielleicht bei der Leichenschau aussagen müssen, aber das ist dann nur noch eine Formsache. Wir haben eine Vertagung beantragt, um noch ein, zwei Einzelheiten überprüfen zu können, aber im Augenblick sieht es ganz so aus, als sei Mrs. Gillespie von eigener Hand gestorben.«
    Sarah warf Mrs. Graham einen aufmunternden Blick zu. Ich bin gleich fertig, sagte sie lautlos. »Aber Sie glauben nicht so recht daran.«
    »Ich habe mein Handwerk gelernt, als das Leben noch einfach war, Dr. Blakeney, und wir auf das geachtet haben, was unser Gefühl uns sagte.« Er lachte hohl. »Heutzutage wird man dafür schief angesehen, und die Wissenschaft ist das A und O. Aber wissenschaftliche Daten sind nur so zuverlässig wie der Mensch, der sie interpretiert, und ich möchte doch zu gern wissen, wie es kommt, dass Mrs. Gillespie nicht eine Nesselpustel an den Händen hatte. Dr. Cameron meinte zuerst, sie müsste Handschuhe angehabt haben, aber im ganzen Haus war kein Handschuh mit Brennnesselsaft daran zu finden. Darum vermutet er jetzt, das Wasser müsste die Reaktion neutralisiert haben. Ich mag solche Unsicherheiten nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass Mrs. Gillespie ermordet worden ist, aber ich bin nur ein kleiner Indianer, und der Häuptling hat befohlen, die Sache fallenzulassen. Ich hatte gehofft, Sie würden mir ein bisschen Munition liefern.«
    »Tut mir leid«, sagte Sarah hilflos. Sie verabschiedete sich kurz und legte mit einem nachdenklichen Ausdruck in ihren dunklen Augen den H örer auf.
    »Das ging wohl um die alte Mrs. Gillespie«, sagte Mrs. Graham nüchtern. Sie war eine Frau vom Land, für die Geburt und Tod wenig Geheimnisvolles hatten. Beide ereigneten sich, nicht immer gelegen, und das Warum und Wieso war großenteils belanglos. Hinterher damit fertig zu werden, darauf kam es an. »Im Dorf wird von nichts andrem geredet. Eine scheußliche Art, sich das Leben zu nehmen, finden Sie nicht auch?« Sie schauderte theatralisch. »Sich die Pulsadern aufzuschneiden und dann zuzuschauen, wie das eigene Blut ins Wasser tropft. Das

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