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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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«Ihr schreibt et einfach auf. Dann muss ich mir nich’ die ganze Zeit dat dumme Gelaber anhören. Dat steht mir nämlich bis Oberkante Unterlippe. Wie is’ die Frage, Chef? Wo wart er am Samstag, dem 19. Oktober morgens? Wat habt er gemacht? Wer war dabei?»
    Toppe verbiss sich das Lachen. «Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.»
    Zwanzig Minuten später sammelte er die Blätter ein. «Damit beschäftigen wir uns dann in aller Ruhe. Sie können gehen, meine Herren.»
    Die drei schauten zuerst einander und dann wieder ihn an.
    «Gehen?», fragte Ingenhaag dümmlich.
    «Hasse Bohnen inne Ohren?» Ackermann knallte ihm die Faust zwischen die Schulterblätter. «Ab dafür!»
    Cox verdrehte die Augen, als sich immer noch keiner rührte. «Gegen Sie liegt keine Anzeige vor, Herrgott nochmal! Wo kein Kläger, da kein Richter, verstehen Sie?»
    Dellmanns Gesicht nahm den üblichen verdrossenen Ausdruck an, Ingenhaag rang die Hände. «Aber warum haben wir uns dann so ins Hemd gemacht?»
    «Das», meinte Toppe, «frage ich mich schon die ganze Zeit. Und die einzige Antwort, die ich da finde, dürfte Ihnen wenig gefallen.» Er fixierte Unkrig. «Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder.»
    «Wir kriegen schon noch raus, wer den Bouma auffem Gewissen hat, da könnt er Gift drauf nehmen!» Ackermann hatte seinen Schnodderton verloren. «Un’ wenn wer die ganze Schanz hopsnehmen. Un’ glaubt ja nich’, dat ihr aussem Schneider seid. Ich werd’ die Tochter von Bouma schon überredet kriegen, dat die doch noch Anzeige erstattet.»
    «Tu, was du nicht lassen kannst.» Mit einer kleinen Kopfbewegung forderte Dellmann seine Kumpane zum Mitkommen auf. «Aber solang ich Vorsitzender vom Schützenverein bin, brauchst du dich auf unseren Festen nicht mehr blicken lassen.»
    «Ich heul gleich!»
     
    Astrid war wütend. «Was soll das heißen, dafür sind Sie nicht zuständig?»
    Der Möbelpacker blieb gleichmütig. «Von Montage hat mein Chef nichts gesagt.»
    «Das ist doch wohl selbstverständlich. Haben Sie keine Augen im Kopf? Wie soll ich mit diesem Arm ein Himmelbett aufbauen?»
    «Da wird dann wohl der Göttergatte ranmüssen.»
    Sie wäre dem Mann am liebsten an die Gurgel gesprungen. «Ach verdammt, dann tragen Sie wenigstens die einzelnen Teile nach oben.»
    Er hielt ihr wortlos ein Formular hin. «Hier steht ‹Lieferung frei Haus›, und das bedeutet bis hinter die Wohnungstür und kein Stück weiter. Jetzt unterschreiben Sie bitte.»
    «Ich unterschreibe gar nichts!»
    Er wirkte nicht beeindruckt. «Wie Sie wollen. Dann nehme ich das Bett eben wieder mit.»
    «Gibt es ein Problem?» Arend Bonhoeffer war unvermittelt aufgetaucht und legte dem Möbelfahrer freundschaftlich die Hand auf die Schulter. «Sie sind vom Fach, nicht wahr?»
    Dann zog er seine Geldbörse aus der Tasche und steckte dem Mann einen Fünfzigeuroschein zu. «Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie das gute Stück aufbauen können.»
    Astrid starrte den beiden empört hinterher.
    «Wenn ich eins hasse, dann ist das deine Gutsherrenmasche», fuhr sie Bonhoeffer an, als er wieder nach unten kam. Der grinste nur.
    «Wann bist du zurückgekommen?», lenkte sie ein.
    «Heute früh um vier. Die Fahrt war schrecklich, eine einzige Rutschpartie. Ich bin immer noch wie gerädert.» Er hakte sich bei ihr ein und zog sie mit Richtung Küche. «Lust auf ein zweites Frühstück? Ich habe eine wunderbare Bauernpastete mitgebracht.»
    «Warte einen Augenblick, ich will nur schnell was holen.»
    Sie kam mit den Prozessakten zurück.
    Bonhoeffer schüttelte den Kopf. «Arbeitssüchtig! Du kannst es einfach nicht lassen, nicht wahr?» Er hatte eine Platte mit dicken Scheiben Pastete und einen Korb mit dunklem Brot auf den Tisch gestellt, verteilte Teller und Besteck. «Eine Akte vom Gerichtshof in Den Haag? Hat die was mit eurem Mordfall zu tun?»
    «Das weiß ich noch nicht. Der Prozess gegen Krstić. Guck mal.» Sie hielt ihm das Foto hin. «Der hier ist unser Toter, Willem Bouma. Er war 1995 Oberst im Dutchbat in Srebrenica.»
    «Das Bild kenne ich, es ist damals durch die Weltpresse gegangen.» Bonhoeffers Miene verfinsterte sich. «Dubiose Geschichte.»
    «Ich dachte mir schon, dass du mir vielleicht ein bisschen mehr erzählen kannst als das, was ich in den Büchern gefunden habe.»
    «Über den Bosnienkrieg?»
    «Ja, vor allem über die Hintergründe zum Massenmord in Srebrenica, um den es in diesem Prozess geht.»
    Bonhoeffer schob den Teller mit der

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