Die Schanz
Jetz’ leben die wohl alle vonner Stütze, hocken oben auf drei Zimmerkes, weil se unten ’ne Ferienwohnung gemacht haben, war aber no’ nie vermietet, soweit ich weiß.»
«Komisch, dass sich im Dorf keiner daran stößt.»
«Ach wat!» Ackermann lachte, es klang nicht nett. «Da haben die doch ihren Spaß dran. Auch die Schanz braucht ihr Pack.»
«Und ihren Dorftrottel», murmelte Toppe.
«Ich glaub, der hat ’n Narren an dir gefressen, Chef, dat passt ir’ndswie gar nich’, aber kann ja nix schaden.» Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss. «Guck ma’, da kommt schon Dellmann mit sei’m Streuer! Gleich können wer fahren.»
Sechzehn
Die Chefin sah müde aus.
«Diese MAD-Leute machen mich noch wahnsinnig», schimpfte sie, als Toppe Montag früh zur Besprechung kam. «So was von arrogant! Die bilden sich allen Ernstes ein, wir müssten ihnen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Sind die Ihnen in Schenkenschanz noch nicht über den Weg gelaufen?»
«Bisher nicht.» Er schlug die Beine übereinander und berichtete von Boumas Einsatz in Bosnien.
Charlotte Meinhard hob beschwörend die Hände. «Um Himmels willen, halten Sie das bloß unter dem Teppich! Wenn herauskommt, dass eine unserer Spuren nach Srebrenica führt, ist das die längste Zeit unser Fall gewesen. Da übernimmt dann sofort der MAD, und vermutlich schalten sich auch die niederländischen Militärdienste ein.»
Toppe nickte beschwichtigend. «Bouma wird morgen früh beerdigt, nicht wahr?»
«Um elf Uhr in Amsterdam, mit allen militärischen Ehren. Es kann bestimmt nichts schaden, wenn sich einer von Ihrem Team ein wenig unter den Trauergästen umschaut. Fahren Sie hin?»
«Ich habe Herrn Cox gebeten. Er spricht fließend Holländisch, bei mir ist es damit leider nicht so weit her.»
Er lächelte höflich und stand auf, aber die Meinhard hielt ihn zurück. «Apropos Cox, der Gute macht mir in letzter Zeit einen etwas unausgeglichenen Eindruck. Er hatte eigentlich ab Samstag vierzehn Tage Urlaub beantragt, aber am Freitag hat er das wieder rückgängig gemacht, wegen der angespannten Personalsituation, wie er sich ausdrückte.»
Toppe schmunzelte. «Peter bekommt am Samstag Besuch von einer jungen Dame aus Russland.»
«Verstehe.» Der Chefin Augen funkelten belustigt. «Nun ja, vielleicht können Sie ihm ja wenigstens das Wochenende freigeben.»
Ackermann taperte rastlos im Büro herum. «Da biste ja endlich! Ich kam mir schon vor wie Falschgeld. Du bei Charly, Peter beim Rauschgift, bloß ich dreh hier Däumchen. Dabei kommen doch gleich unsere Buren.»
Toppe hängte seinen Mantel auf. «Ich habe uns schon mal drei Zimmerchen reserviert, dann können wir uns die Herrschaften einzeln vornehmen.»
Ackermann trommelte mit den Fingern an der Fensterscheibe herum. «Kann ich den Heinz Ingenhaag kriegen?»
«Von mir aus gern.»
«Der is’ nämlich so doof, dat …»
Aber Cox kam herein und unterbrach ihn: «Die haben einen Ton am Leib, da bleibt einem die Spucke weg.»
Die Kollegen vom Drogendezernat hatten sich strengste Zurückhaltung seitens der Mordkommision auserbeten. Sie gingen davon aus, dass Jörg Unkrig auf seinem Hof größere Mengen Rauschgift lagerte, und standen kurz vor dem Zugriff.
«Wir sollen Unkrig auf keinen Fall aufscheuchen, kein Wort von Rauschgift, nicht einmal seine Vorstrafe sollen wir erwähnen.»
Toppe brummte zustimmend. «Haben die denn bei ihren Observationen etwas beobachtet, das uns weiterhilft?»
«Nichts, leider. Aber ich stell mir vor, Bouma hat rausgefunden, was auf Unkrigs Hof abgeht …»
«Genau», unterbrach ihn Ackermann, «un’ dat hat dann wieder Unkrig rausgekriegt, un’ deshalb hat der Bouma abgemurkst. Meinste dat?»
Cox rieb sich verwirrt die Augen. «So ungefähr, ja.»
«Nich’ schlecht. In deine Haut möcht’ ich nich’ stecken, Chef. Ich hätt’ übr’ens ’ne Bitte: Könnt ich ’ne halbe Stunde Vorsprung kriegen?»
Toppe ahnte, was kommen würde.
«Ich mein’, könntet ihr mit eure Verhöre ’n bisken warten, am besten so ’ne Dreiviertelstunde lang? Wenn ich dann komm’, dann hättet er vielleich’ ’ne ganz andere – wie nennt man dat? – Gesprächsbasis, jawoll.»
«Was hast du vor, Josef?» Cox runzelte drohend die Stirn, aber Toppe grinste versonnen. «Es schadet den anderen beiden nicht, wenn sie ein bisschen im eigenen Saft schmoren.»
«Sitzte bequem, Heinz?»
«Ja, ja …» Ingenhaag fühlte sich sichtlich
Weitere Kostenlose Bücher