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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Pastete zur Seite und schaute sie ernst an. «Wo soll ich beginnen?»
    «Hm.» Astrid wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. «1991 zerfiel der Staat Jugoslawien, als Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit erklärten; und als dann ein Jahr später die Regierung von Bosnien-Herzegowina ebenfalls die Unabhängigkeit verkündete, kam es zum Krieg zwischen den bosnischen Muslimen und der jugoslawischen Volksarmee. So hat die ganze Geschichte angefangen, richtig?»
    «Ja», bestätigte Bonhoeffer. «Wobei die Muslime keine Chance hatten, weil sie wesentlich schlechter bewaffnet waren. Deshalb hat die UNO ein Waffenembargo erlassen und dafür gesorgt, dass die jugoslawische Armee sich aus Bosnien zurückzog.»
    «Und die bosnischen Serben gründeten dann die Republik Srpska mit Karadzić als Präsidenten», ergänzte Astrid. «Und einer eigenen Armee unter dem Oberbefehl von Ratko Mladić.»
    Bonhoeffer nickte. «So weit die Geschichte, aber da gibt es ein paar Hintergründe, die bis heute zwar nicht offiziell bestätigt wurden, jedoch weitgehend gesichert sind. Die USA haben sich nämlich nicht an das Embargo gehalten, sondern hinter dem Rücken der UN die Muslime mit Waffen beliefert, die dann prompt serbische Dörfer überfallen und viele Zivilisten umgebracht haben. Um dem ganzen Töten ein Ende zu setzen, hat die UNO 1993 UN-PROFOR-Truppen geschickt und einige Orte zu Schutzzonen erklärt, unter anderem auch Srebrenica.»
    Astrid zog die Augenbrauen hoch. «Aber wie konnten die Amis so was machen und vor allem warum?»
    «Gleich zu Anfang des Konflikts haben sich Bill Clinton und Boutros Ghali von den UN zusammengesetzt und beschlossen, dass die UN-Truppen reine Schutztruppen sein sollten, die nicht in die Kampfhandlungen eingriffen. Man schickte wegen der historischen Vorbelastung weder deutsche noch amerikanischen Soldaten, sondern bezahlte Söldner aus Skandinavien, Holland, Nepal und anderen unbelasteten Ländern, um politische Irritationen zu vermeiden. Nur haben die USA schnell festgestellt, dass der Plan wegen der serbischen Waffenüberlegenheit nicht so recht funktionierte, und sich gedacht, wenn sie die Muslime entsprechend bewaffneten, käme es zu einem Gleichgewicht. Damit wäre dann die Friedensmission leichter zu erfüllen gewesen, und die USA hätten vor der Weltöffentlichkeit ihr Gesicht gewahrt.»
    «Na prima!» Astrids Mund wurde schmal. «Kannst du mir vielleicht mal erklären, warum die Amerikaner dann einfach zugeguckt haben, als die Serben Srebrenica überranten? Ich meine, wenn sie schon die Muslime unterstützt haben und gegen den UN-Beschluss ihr eigenes Ding durchzogen?»
    «Das genau ist die Frage. Und was ich dir dazu sagen kann, ist einstweilen größtenteils Spekulation, für mich aber durchaus einleuchtend. Anscheinend befürchteten die bosnischen Serben, dass die USA sich anschickten, in die Kriegshandlungen einzugreifen, und haben deshalb ihre Kräfte auf Sarajevo konzentriert. Die Hauptstadt war muslimisch, und wenn die Serben sie eingenommen hätten, wäre eine serbische Zelle mitten im muslimischen Gebiet entstanden, und die Kriegsführung wäre enorm schwierig geworden. Man hätte zum Beispiel keine Luftangriffe mehr fliegen können. Man vermutet, dass es zu Verhandlungen zwischen den USA und den Serben gekommen ist, mit dem Ergebnis, dass die Serben auf Sarajevo verzichten wollten, wenn die USA im Gegenzug die Eroberung der muslimischen Schutzzonen tolerierten.»
    «Wodurch ein rein serbisches Gebiet entstanden wäre.» Astrid schnappte nach Luft. «Aber das bedeutet doch, dass die USA klammheimlich die Teilung Bosnien-Herzegowinas akzeptiert haben, und das gegen den erklärten Willen der Völkergemeinschaft. Ungeheuerlich! Und wenn die Serben in Srebrenica nicht durchgedreht wären und diese ethnische Säuberung vorgenommen hätten, wäre der ganze Plan wohl aufgegangen.»
    «Exakt», antwortete Bonhoeffer. «Es geht aber noch weiter. Allen ist das seltsame Verhalten des Dutchbat in Srebrenica aufgefallen. Zu dem Zeitpunkt waren in der Region zwanzig- bis dreißigtausend Blauhelmsoldaten stationiert, die ganz schnell verfügbar gewesen wären, weil die UN-PROFOR über eine sehr gute Kommunikationsstruktur verfügte. Man hat den Holländern offiziell vorgeworfen, sie hätten sich feige verhalten, aber es gibt auch Leute, die sagen, die Meldungen der Holländer aus Srebrenica an die UN-Oberbefehlshaber seien abgebremst worden, und das würde bedeuten, dass die UN in

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