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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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angestellt?»
    «Ihr Sohn? Nichts, soweit ich weiß. Ich habe nur ein paar Fragen an ihn.»
    Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht, dann steckte Klaus Voss den Kopf durch den Türspalt. «Was ist?»
    «Tag! Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?»
    «Warum?»
    «Ich habe ein paar Fragen …» Cox holte seinen Notizblock aus der Tasche.
    «Ich weiß nichts.»
    «Aber Sie haben uns gestern gesagt, dass Sie Willem Bouma kurz vor seinem Tod …»
    «Kann mich nicht erinnern.»
    «Unkrig», schob Cox nach, «Sie haben …»
    «Keine Ahnung.» Klaus Voss schob sanft die Tür zu und schloss wieder ab.
    «Wie ein Ochse!» Die Mutter lachte rau. «So war der schon als Kind, unerträglich.»
     
    In der Nacht wurden die Einwohner von Griethausen von einem schrecklichen Seufzen geweckt, einem Wimmern, das durch Mark und Bein ging. Selbst die Kinder wachten auf und weinten. Die Menschen warfen sich ihre Mäntel über und liefen nach draußen, hinunter zum Fluss. Als die Ersten bei den Toren ankamen, zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Luft. Sie standen wie gelähmt.
    Die Brücke über den Altrhein war geborsten.

Siebzehn
    Toppe hatte abends noch lange mit Astrid am Küchentisch gesessen, sich berichten lassen, was sie von Arend erfahren hatte, und danach eine Weile über der Einwohnerliste von Schenkenschanz gebrütet. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer von denen etwas mit dem Bosnienkrieg zu tun haben sollte, aber er hatte auch längst noch nicht mit allen gesprochen. Die Vorstellung, den Rest der Woche in diesem Dorf verbringen zu müssen, war ihm plötzlich unerträglich gewesen, und er war schlecht gelaunt ins Bett gegangen. Doch dann hatte er wunderbar geschlafen – seit Monaten die erste Nacht in einem richtigen Bett – und war ganz benommen, als sich um kurz nach sechs sein Handy meldete.
    «Ja?», krächzte er.
    «Jupp hier, Chef! Bin früh dran, ich weiß, aber et is’ wichtig: Die Schanz is’ abgeschnitten, weil die Altrheinbrücke durchgekracht is’. Dat hat et no’ nie gegeben.»
    Astrid knipste die Nachttischlampe an und stützte sich auf den Ellbogen. Toppe schüttelte beruhigend den Kopf.
    «Ich denk’, dat die Jungs vom Bund oder vom THW wohl ’ne Notbrücke bauen», redete Ackermann weiter. «Bloß wann? Wat machen wer jetz’?»
    Toppe räusperte sich. «Ich rufe nachher mal beim THW an, und dann melde ich mich bei dir.»
    Astrid schaltete das Licht wieder aus und grummelte irgendwas.
    Er küsste sie sanft. «Es ist noch früh. Schlaf weiter.»
    Als ihre Atemzüge tiefer wurden, schlich er sich hinaus zum Arbeitstisch auf der Galerie und nahm sich noch einmal die Alibis der Bauern für den 19. Oktober vor: Ingenhaag war, wie jeden Samstag, mit seiner Frau gegen halb zehn zum Einkaufen nach Kleve gefahren, und sie hatten dort ihre übliche Runde gedreht: vom holländischen Käsestand zum Metzger, dann zum Bäcker. Danach hatten sie im Café, wie gewöhnlich, einen Hawaii-Toast zu sich genommen und zum Schluss noch ein paar Sachen im Supermarkt an der Emmericher Straße besorgt. Vermutlich waren sie gegen halb eins zu Hause gewesen.
    Dellmann und Unkrig hatten sich nicht so genau festgelegt.
    Jörg Unkrig schrieb, er sei fast jeden Freitag in einer Disco in Nimwegen, so wohl auch am 18. Oktober. Er hatte den Türsteher dort als möglichen Zeugen angegeben. Normalerweise käme er erst frühmorgens zurück und schlafe immer bis mittags. Toppe fragte sich, wer dann wohl die Tiere versorgte.
    Dellmann hatte sich auf nur zwei Sätze beschränkt: «Bin immer auf dem Hof, außer sonntags (von 10 Uhr bis 11 Uhr Gottesdienst, bis 12.30 Uhr Gaststätte) und Vereinssitzungen montags und freitags jeweils ab 20 Uhr. Zeugen für 19. Oktober: Ehefrau und Sohn.»
    Ähnlich dünne Aussagen würden sie sich noch wer weiß wie oft anhören müssen.
    Sie hatten nichts in der Hand bis auf die Tatwaffe, bislang nur ein Phantom. Sie wussten ja nicht einmal, ob es sich um einen Revolver oder eine Pistole handelte. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als in Schenkenschanz von Haus zu Haus zu gehen und mit jedem Einzelnen zu sprechen.
    Er schlug einen Block auf und notierte:
    Welche Beziehung hatten Sie zu Bouma?
    Wann haben Sie Bouma zuletzt gesehen?
    Was haben Sie am Vormittag des 19. Oktober gemacht (Zeugen)?
    Waren vor und an diesem Samstag Unbekannte im Dorf (unbekannte Fahrzeuge)?
    Ist Ihnen etwas anderes Ungewöhnliches aufgefallen (Verhalten)?
    Haben Sie einen Schuss

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