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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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dir?«
    Ihr Flüstern dröhnte in meinem Hirn wie eine Kirchenglocke, und ich hielt mir den Kopf, damit er mir nicht von meinem ramponierten Körper fiel. »Oh bitte, bitte, schrei doch nicht so! Schrei um Himmels willen nicht so!«
    »Aha, da fühlt sich jemand wohl nicht sonderlich, hm?« Sie legte mir ihre kühle Hand auf die Stirn, und ich atmete erleichtert auf. Mein Kopf tat mir weh, mein Brustkorb tat mir weh. Eigentlich tat mir alles weh.
    »Was, zum Kuckuck, ist mit mir passiert, Luce?«
    »Du erinnerst dich nicht?« Meine Schwester klang erstaunt. Und amüsiert. Ach, zum Teufel.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das Letzte, was ich noch weiß, ist, dass mich Asher weggetragen hat, nachdem ich aller Welt um ein Haar von meinen Fähigkeiten erzählt hätte. Gibt’s da noch mehr?«
    »Nun …«
    Ich stöhnte. Mit sichtlichem Vergnügen fuhr sie fort.
    »Du bist unausstehlich, wenn du einen in der Krone hast, Remy. Asher und ich haben dich von dort weggeschafft, bevor du Brandon erklären konntest, wie sehr du rockst und was für eine knallharte Heilerin du bist. Wir haben dich in mein Auto verfrachtet, und dann hast du auf einer sehr langen, sehr ungemütlichen Heimfahrt Asher abgeknutscht.«
    Mein nächstes Stöhnen hallte in meinem Schädel wider. »Haben Mom und Dad was mitgekriegt?«
    »Nö. Zu deinem Glück waren sie noch nicht zu Hause, sonst hättest du dir für den Rest deines Lebens Hausarrest eingehandelt. Asher musste dich reintragen.«
    Wie bescheuert war das denn? Man musste mir nur meine Hemmungen nehmen, schon verwandelte ich mich in einen sabbernden Freak. Entsetzt schloss ich die Augen. Ich war mir nicht sicher, ob ich Asher am nächsten Morgen in die Augen sehen konnte. So weggetreten, wie ich es gewesen war, hatte ich meine Gedanken in Bezug auf ihn überhaupt nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Was hatte er gehört? Und wieso machte irgendjemand so was, um Spaß zu haben? Mein Magen rebellierte.
    »Was noch?«
    »Tja, im Großen und Ganzen war’s das. Bis auf den Gesang.«
    Als ich mir ein Kissen aufs Gesicht drückte, brach sie mitleidlos in Gelächter aus. Sie zog es weg, machte es sich neben mir gemütlich und grinste. »Ich wusste gar nicht, dass Asherrot werden kann, bis du angefangen hast, dieses wirklich schreckliche Lied zu grölen, das, wie du sagtest, Dean immer gesungen hat, wenn er betrunken war. Es ging da um einen Mann aus Nantucket und …« Sie summte ein paar Takte.
    »Ja, ja, reicht schon! Ich weiß genau, welches Lied du meinst!«
    Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich den Text auswendig gelernt hatte. Versauter als jedes andere Lied, das ich kannte, durfte es auf keinen Fall wiederholt werden, und von meiner Schwester schon gleich gar nicht. Ich zuckte zusammen, stellte mir Ashers Gesicht vor, als ich es aus voller Kehle geschmettert hatte. Lucy, die sich anscheinend dasselbe vorstellte, giggelte, und ich musste unwillkürlich lächeln. Sie wieder so fröhlich zu sehen, war die Demütigung tausendmal wert. Seit der Geschichte mit Dean hatte sie nicht mehr oft gelächelt, und ich hatte ihn dafür gehasst, dass er ihr das genommen hatte.
    »Wie hast du Asher dazu gebracht, nach Hause zu gehen?« Bestimmt hätte er sich lieber selbst um mich gekümmert.
    »War nicht einfach. Der war ziemlich von der Rolle. Dass du Marina geholfen hast, schien ihn nicht wirklich glücklich zu stimmen.«
    Ich seufzte. »Schon klar. Er wollte mich ja auch daran hindern.«
    Lucy setzte sich auf und beugte sich zu mir, und ich konnte ihren Blick in der Dunkelheit spüren. »Er hat recht, das war doof! Du musst vorsichtiger sein. Du kannst nicht immer überall jeden heilen.«
    Allmählich reichte es. Asher hatte sich ja schon im Club darüber ausgelassen, und nun fing sie auch noch damit an! »Ich konnte doch nicht einfach dasitzen und Däumchen drehen! Hätte ich sie sterben lassen sollen?«
    Meine Schwester neben mir erstarrte. »Sie wäre gestorben?«, fragte sie leise.
    Ich hätte mich ohrfeigen können! Lucy wusste nichts von den Drogen. Sie hatte nicht mitbekommen, wie Asher mich reanimiert hatte. Und das hatte er, meinem schmerzenden Brustkorb nach zu urteilen. Wenn sie ihn dabei gesehen hätte, dann wäre ihr klar gewesen, wie kritisch die Sache gewesen war. Sie hatte sich nur Gedanken darüber gemacht, welche Fragen durch meinen Vollrausch aufgeworfen werden könnten.
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«, empörte sie sich. »Nach allem, was unsere Familie durchgemacht hat, hast du

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