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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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blies. Kein Beton weit und breit, aber dieser Ort kam mir wirklicher vor als New York, wo ich aufgewachsen war.
    Ben und Laura saßen bestimmt gerade im Wohnzimmer und sahen fern, vielleicht war Laura aber auch hinten im Garten und Ben erledigte Papierkram, den er sich vom Büro mit nach Hause genommen hatte. Wenn ich nun hineinginge, dann würden sie alles stehen und liegen lassen, um mich zu umarmen und um mich zu fragen, wie mein Tag war. Nach so vielen freudlosen Jahren genoss ich ihre Aufmerksamkeit. Heute würden sie sich allerdings fragen, wieso Lucy auf mich sauer war, und ich wollte nicht schon wieder lügen.
    Ich kletterte aus meinem roten Mustang und versuchte, mich auf dem Weg zum Eingang des Townsend Parks, der an unseren Garten grenzte, zu entspannen. Ich blieb reglos stehen und lauschte, ob der Park frei war von Vogelbeobachtern und Kindern, die gern in seinem Labyrinth spielten. Doch außer Gezwitscher und Blätterrauschen war nichts zu hören.
    Voller Vorfreude öffnete ich meine Haarspange, schüttelte meine Locken und hielt mich hinsichtlich meiner Schnelligkeit nun nicht länger zurück. Unwillkürlich entfuhr mir ein Lachen, als ich den unebenen Pfad entlangstürmte, wobei ich Hindernissen wie herabhängenden Zweigen oder umgestürzten Baumstämmen im letzten Moment auszuweichen wusste. Die Kopfschmerzen verschwanden. Viel zu schnell erreichte ich die runde Lichtung in der Mitte des Labyrinths, und meine Haare wirbelten mir um die Taille, als ich zum Stehen kam.
    »Das macht unheimlich Laune, findest du nicht auch?«
    Asher saß auf einer der Steinbänke und ließ sich von der Sonne bescheinen. Irgendwie ahnte er immer schon, was ich vorhatte, und hatte offensichtlich auf mich gewartet. Seine Fähigkeit, meine Gedanken lesen zu können, war da natürlich von Vorteil. Er lächelte, und ich lächelte zurück.
    »Davon kann ich nie genug kriegen!«, gestand ich. »Diese Geschwindigkeit, die ist echt befreiend.«
    Ich ging zu ihm und setzte mich auf seinen Schoß, und er schloss mich in die Arme.
    »Wie fühlst du dich, mo cridhe ?«
    Ich lächelte. »Jetzt, wo die Glocken in meinem Schädel aufgehört haben zu läuten, schon viel besser. Okay, meine Kräfte kamen heute Morgen etwas schwerer in die Gänge.«
    Ich fuhr sanft die weiße Narbe nach, die durch eine seiner Augenbrauen zu seinem Wangenknochen führte, und er schmiegte das Gesicht in meine Handfläche. Sein Gesicht war kantiger als das seines Bruders und mit dem Dreitagebart kombiniert – Asher in Reinform.
    »Sauer auf mich?«
    »Nein, wieso?«
    Er verzog das Gesicht. »Wenn du sauer auf mich bist, denkst du immer daran, wie gut Gabriel aussieht.«
    Ich umfasste seinen Nacken und ließ die Wärme in mich hineinströmen. Seine innere Körpertemperatur war höher als die normaler Menschen, als wäre mehr Energie nötig, damit sein Herz weiter in diesem außergewöhnlichen Tempo schlug. »Das liegt daran, dass es das einzige Bild ist, mit dem ich dich garantiert aus meinem Kopf bekomme, wenn ich mal ein bisschen Privatsphäre brauche. Wenn du allerdings besser aufgepasst hättest, dann hättest du gemerkt, dass meine Gedanken heute überhaupt nicht um Gabriel gekreist sind.«
    »Nein?«
    Seine Stimme klang heiser, denn ich hatte begonnen, mich an seinem Kinn entlangzuknabbern. »Mhm …«, meinte ich zwischen Küssen. »Hör genau zu.«
    Ich rückte ein wenig von ihm ab, damit ich ihm in die dunkelgrünen Augen sehen konnte. Dann ließ ich meinen Gedanken zu Asher hin freien Lauf. Darüber, wie sich seine Haut an meiner anfühlte. Wie sich seine Muskeln unter meiner Hand auf seinem Rücken bewegten. Wie die Barthaare auf seinem Kinn an meinen Fingerspitzen kratzten.
    »Asher?«
    »Ja?«
    »Gerade befinden wir uns auf keiner übervölkerten Tanzfläche.« Ich liebe dich.
    Ich ging davon aus, er würde da weitermachen, wo wir am Vorabend aufgehört hatten. Mir einen Kuss geben, der mir den Atem raubte. Er überraschte mich damit, dass er den Kopf zu meiner Halsbeuge neigte, sodass sein Atem meinen Nacken kitzelte.
    »Zitronen«, murmelte er.
    Ich drückte ihn weg, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Sein selbstgefälliges Grinsen sagte mir, was er mir vorenthalten hatte.
    »Du riechst mich?«
    Er nickte, und ich kreischte auf und warf ihm die Arme um den Hals. Er ließ sich nach hinten ins Gras plumpsen und fing so meinen Fall auf ihn ab. Sein Lachen dröhnte unter meinem Ohr, und ich stützte mein Kinn auf seine Brust, um mitzubekommen,

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