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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Noch weniger hatten sie mit ihrer Missbilligung und Abneigung hinterm Berg gehalten, als Astrid eine Beziehung mit ihrem Chef begonnen hatte, der damals noch verheiratet gewesen war und so viele Jahre älter als die kostbare Tochter. Katharinas Geburt hatte die Lage nur insofern verändert, als dass man sich überlegte, das stattliche Erbe vielleicht doch nicht erst der Tochter, sondern gleich der Enkelin zu hinterlassen.
    Astrids Mutter liebte Katharina und war gern bereit, als Babysitter einzuspringen – am liebsten hätte sie sich täglich um das Kind gekümmert –, aber sie weigerte sich, das unter Toppes Dach zu tun. Stattdessen hatte sie bei sich zu Hause ein Kinderzimmer eingerichtet, das regelmäßig, dem Alter der Kleinen entsprechend, umgestaltet und ausgestattet wurde.
    Astrid sah auf ihre Armbanduhr. »Ich rufe sie nachher an. Vor halb neun kann man sie heute nicht erreichen, Canasta-Nachmittag.« Sie verdrehte die Augen, als draußen vorm Haus der Kies knirschte. Ein Auto rollte heran. »Ich geh duschen.«
    Wer konnte das sein um diese Zeit?
    Toppe warf einen Blick auf die Pinnwand über dem Telefon. Keiner von uns, dachte er. Da hing eine Nachricht von Gabi, seiner früheren Frau und Astrids bester Freundin: Bin bei Henry. Gegen Mitternacht zurück. Bitte Einkaufsliste vervollständigen. Fahre morgen in der Mittagspause zum Großmarkt.
    In letzter Zeit war es ziemlich ruhig geworden in ihrer Wohngemeinschaft auf dem Bauernhof an der Esperance. Gabi verbrachte die Hälfte ihrer Freizeit bei ihrem Freund. Christian, Toppes und Gabis ältester Sohn, lebte schon seit einer ganzen Weile in Köln und kam selten heim und auch Oliver, der jüngere, der kurz vor dem Abitur stand, führte sein eigenes Leben. Heute Abend war er beim Segelkurs. So stand es jedenfalls auf dem Zettel am Brett: Beim Segeln! Danach Pommes essen. Oliver Es klingelte.
    Walter Heinrichs, Toppes langjähriger Mitarbeiter im KK 11, der seit einem Jahr im Vorruhestand war, kam herein und hielt ihm eine prallgefüllte Plastiktüte unter die Nase. Toppe wich einen Schritt zurück.
    Heinrichs lachte. »Die beißt nicht.«
    »Aber die riecht.«
    »Natürlich riecht die. Fisch, aber vom Feinsten! Ackermann hat einen Hilferuf abgesetzt. Seine Kühltruhe ist kaputtgegangen und er wollte nicht, dass alles vergammelt. Mir hat er die ganzen Makrelen in die Hand gedrückt und dir soll ich den Aal bringen.«
    Er hielt die Tüte, aus der es plötzlich tröpfelte, am ausgestreckten Arm und lief damit in die Küche. »Muss heute Abend noch gebraten werden, sonst wird er schlecht.«
    Toppe folgte ihm langsam. Seit dem hektischen Frühstück hatte er nur von schwarzem Kaffee gelebt. Gebratener Aal – ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
    Heinrichs hatte den Fisch ins Spülbecken gekippt. »Ist alles schon sauber gemacht.«
    Toppe holte die gusseiserne Pfanne aus dem Schrank, gab Mehl in einen tiefen Teller, nahm Butter aus dem Kühlschrank, Salz und Pfeffer vom Bord. »Du isst doch wohl mit? Die Sets liegen in der Schublade. Wo die Teller stehen, weißt du ja.«
    Heinrichs spülte sich die Hände ab. »Geht nicht. Ich hab versprochen, dass ich sofort wieder nach Hause komme und auf die Bande aufpasse. Meine Frau muss noch mal weg.«
    Er hatte fünf noch ziemlich junge Kinder. Seit er im Ruhestand war, arbeitete seine Frau nicht nur ganztags als Leiterin einer Kindertagesstätte, sie gab auch regelmäßig Volkshochschulkurse. Trotzdem war das Geld noch knapp und Walter Heinrichs hatte vor ein paar Monaten eine Wochenendstellung bei einem Wachdienst angenommen.
    »Ach komm, bleib wenigstens auf ein Glas Wein.«
    »Na gut, eins auf die Schnelle. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    Toppe nickte, goss Wein ein und setzte sich neben Heinrichs auf die Eckbank. »Ist bestimmt zwei Monate her. Du bist noch mehr vom Fleisch gefallen in der Zwischenzeit.« So lange Toppe ihn kannte, war Heinrichs dick gewesen, sehr dick, und dennoch sehr agil.
    »Tatsächlich? Na ja, meine Frauen haben mich ja jetzt auch ständig unter Kontrolle. Tut meinem Herzen ganz gut, aber trotzdem, furchtbar, wenn man so unter der Fuchtel steht.« Er guckte verschmitzt. »Ich träume öfter von den alten Zeiten: mal eben zwischendurch rüber zum Steakhaus, Champignonrahmschnitzel, Butterböhnchen! Oder auch bloß unsere Kantine: zwei, drei Mettbrötchen, danach einen Berliner oder diese leckeren Mokkaschnittchen …«
    Toppe lachte ein bisschen wehmütig. »Mal eben zwischendurch ist nicht

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