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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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alles.«
    »Wenn die Sache hier vorüber ist, werden Sie mich nicht verfolgen. Oder Marie. Sie lassen uns in Ruhe. Ich werde jetzt Campbell töten, und wenn ich das erledigt habe, werde ich ins Haus gehen und McGinty töten. Dann verschwinde ich, und Sie hören nie wieder von mir. Sie werden nicht nach mir suchen lassen. Sie werden kein Kopfgeld auf mich aussetzen. Wenn Sie mir das versprechen, bleiben Sie am Leben.«
    »Pädraig…«
    »Für Ihren Sohn ist es zu spät. Schwören Sie mir, das Sie Marie und mich in Ruhe lassen.«
    O’Kane nickte. »Ich verspreche es. Ich schwöre bei Gott.«
    »Schwören Sie auf die Seelen Ihrer Kinder.«
    »Ich schwöre.«
    »In Ordnung«, sagte Fegan.
    Er stand auf und ging hinüber zum Kampfplatz, an dessen Rand Campbell ausgestreckt da lag und sich an sein letztes bisschen Leben klammerte. Er hatte die Augen auf etwas über ihm gerichtet, seine Lippen bewegten sich tonlos. Die UFF-Männer traten zurück, auf ihren Gesichtern leuchtete animalische Freude.

»Davy.«
    Campbell suchte unter all den blutigen Gesichtern nach dem, das ihn gerufen hatte. All die vielen Menschen, die nach ihm griffen, sich an ihm festkrallten, ihn mit hinabzogen.
    Wer hatte seinen Namen gesprochen? Vielleicht die Männer da mit den kahlrasierten Köpfen und den Tätowierungen? Nein, die waren doch schon seit Jahren tot, in einer kalten Betonhalle in Stücke gehauen. Was wollten die jetzt von ihm? Ihre Gesichter leuchteten ekstatisch.
    Was wollt ihr? Seine Lippen bewegten sich, er konnte sie spüren, aber kein Ton kam über sie.
    Etwas zupfte an seinem Fuß.
    »Hier, Davy.«
    Campbell versuchte sich aufzurichten, aber sein Körper schien irgendwie aus zwei Hälften zu bestehen. Als er sich bewegte, quollen ihm die Eingeweide aus dem Leib. Ach ja, die Schrotflinte. Die hatte ihn aufgerissen. Kühle Luft wehte an die Stelle, wo eben noch sein Bauch gewesen war.
    Er konzentrierte seine ganze Kraft auf den Nacken und hob den Kopf, um zu sehen, wer gesprochen hatte. In seinen Ohren tosten Wirbelstürme, und seine Haut brannte. Aus dem Feuer trat eine Gestalt hervor, groß und schlank.
    Gerry Fegan.
    Er hatte etwas Glänzendes, Schönes in der Hand. »Sie wollen dich, Davy«, sagte er.
    »Wer?«, fragte Campbell. Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Röcheln.
    Fegan zeigte auf die tätowierten Männer. Sie grinsten Campbell an, und er wollte aufschreien, bekam aber keine Luft.
    »Die UFF-Jungs, die du hereingelegt hast«, sagte Fegan. »Die, die ich für dich umbringen sollte, damit du deine Spuren verwischen konntest. Zahltag, Davy.«
    Das Feuer verwandelte sich in Eis. Er zitterte am ganzen Leib. Jetzt erkannte er das schimmernde Ding in Fegans Hand und hörte den Hahn klicken.
    »Du Scheißkerl«, sagte er.
    »Jeder muss bezahlen«, sagte Fegan. Die Mündung des Revolvers starrte in Campbells Auge. »Früher oder später muss jeder zahlen.«
    Unbändige Wut fraß an Campbells Herzen. Er wollte Fegans Blut schmecken, wollte spüren, wie das Fleisch unter seinen Händen riss und aufbrach. Aber dann wurde alles um ihn schwarz.
    Die UFF-Männer lehnten dicht über ihm und grinsten ihn hämisch an. Auch die anderen Gesichter, die Leiber, die Glieder, alle längst tot und verrottet, drängten auf ihn ein. Eine Silhouette kam am nächsten heran. Auf der Stirn prangte ein ausgefranstes Loch, an den Epauletten erkannte man immer noch den Sergeanten.
    Sergeant Hendry?
    Der längst tote Soldat grub Campbell die Zähne ins Fleisch und riss an den Überresten seines Körpers. Und über allem Fegan.
    »Du Scheißkerl«, schrie Campbell. »Jetzt mach endlich! Tu es! Drück endlich ab, verdammt. Komm schon, drück ab. Erschieß mich. Drück…«

DREI
     
    Das Krachen des Revolvers brachte die Hunde nur für eine Sekunde zum Schweigen. Fegan drehte sich zu dem Metzger, der schwarzhaarigen Frau und ihrem Säugling um. Die Frau bedachte ihn mit ihrem kurzen, traurigen Lächeln.
    Fegan nickte und ging an Bull O’Kane vorbei, der die Augen niedergeschlagen hatte. Er lief in Richtung Hof, wo auf der anderen Seite das Haupthaus auf ihn wartete. Kurz vor dem Ausgang blieb er stehen, lehnte sich hinaus und spähte hinüber. Die Welt da draußen war in das unwirkliche Licht der Morgendämmerung getaucht. Inzwischen nieselte es nur noch, und der Hof glänzte trübe. Aus dem Stall drang leises Knurren und Winseln.
    Einen Moment lang atmete Fegan lediglich die verpestete Luft ein und genoss die vollkommene Klarheit in seinem

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