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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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müssen gewisse Opfer dann ja doch nicht gebracht werden.«
    »Mein Interesse gilt der Rechtsstaatlichkeit, nicht der Politik, Sir.« Pilkingtons Stimme drang hart in Hargreaves’ Ohr. »Ich wäre eher zurückgetreten, als zuzusehen, wie irgendeiner meiner Männer für Fegans Taten an den Pranger gestellt wird.«
    »Nein, wären Sie nicht«, sagte Hargreaves. Er klappte das Telefon zu und warf es aufs Bett. Das Mädchen lächelte ihn süß an und zwirbelte verspielt sein silbergraues Brusthaar.

In weniger als einer Minute hatte Paul McGinty Patsy Toners Büro von einem nüchternen, effizienten Arbeitsplatz in eine wahre Müllhalde verwandelt. Von seinem Stuhl in der Ecke aus beobachtete Campbell die Eruption. Er konnte kaum das Lachen unterdrücken, als McGinty Toners Schreibtisch umkippte. Der Anwalt saß mitten in seinem Büro, umgeben von Büchern, Aktenordnern und Papier. Campbell war erleichtert, als der Lachzwang aufhörte, so blieben ihm wenigstens die unerträglichen Schmerzen erspart, die er damit auf seinen Rippen entzündet hätte.
    Als McGintys Zorn verraucht war, stand er schwer atmend in seinem Zerstörungswerk. »Mein Gott«, keuchte er. »Jetzt sieh nur, wozu du mich getrieben hast.«
    »Entschuldigung«, sagte Toner.
    »Entschuldigung?« McGinty gab Toner eine schallende Ohrfeige. »Entschuldigung? Du musstest nichts weiter tun als sicherzustellen, dass sie ins Flugzeug stieg, verdammt!«
    Toner hob schützend die Hände. »Sie hatte eingecheckt und alles. Ich konnte ja nicht durch die Sicherheitsschleuse und nachsehen, was sie dann tat. So wahr ich hier stehe, ich dachte, sie wäre weg.«
    Die Hände in die Hüften gestemmt, stapfte McGinty im Büro auf und ab. »Na, dann bist du ja jetzt eines Besseren belehrt.« Er zeigte auf Campbell. »Und du, du bist keinen Deut besser. Ich musste Bull anrufen und ihm sagen, dass sein Cousin tot ist. Du kannst verdammt von Glück sagen, dass er mir nicht befohlen hat, dich umzulegen.«
    Campbell wollte etwas erwidern, aber schon beim Luftholen protestierte seine Rippe.
    McGinty marschierte weiter auf und ab. »Eigentlich sollte ich in diesem Moment eine Pressekonferenz geben und aller Welt Eddie Coyles Gesicht präsentieren. Das ist jetzt alles zum Teufel. Pater Coulter - ein Priester, verflucht noch mal! Was ist denn bloß in Fegan gefahren?«
    Campbell atmete flach ein. »Ich habe Ihnen schon gesagt, er ist verrückt.«
    »Aber nicht so verrückt, dass er dich nicht noch fertigmachen konnte.«
    »Vielleicht hat er mich ja auch gerade deswegen fertiggemacht«, wandte Campbell ein und hielt McGintys starrem Blick stand. »Keine Sorge, der taucht bald wieder auf. Er ist ja noch hinter Ihnen her.«
    McGinty blieb stehen und funkelte Campbell an. »Raus hier, Patsy.«
    Toner sah von seinem Schoß hoch. »Wie bitte? Das ist mein Büro. Du kannst mir nicht…«
    McGinty wirbelte herum und trat Toner ans Schienbein. »Raus hier, verflucht, sonst reiße ich dir den Kopf ab!«
    Finster dreinblickend humpelte Toner zur Tür.
    Als McGinty mit Campbell allein war, sagte er: »Halt besser die Klappe, Davy. Ich will nicht, dass darüber geredet wird. Nicht, wenn andere dabei sind.«
    »In Ordnung«, sagte Campbell. »Aber Sie sollten lieber auf sich aufpassen. Fegan kann Sie jederzeit und überall angreifen.«
    McGinty setzte sich auf Toners Stuhl. »Vielleicht, wenn er den Mumm dazu hat.«
    »Mumm? Mit Mumm hat das nicht die Bohne zu tun. Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen? Er ist verrückt! Er war schon vorher ein heimtückischer Mistkerl. Jetzt ist er ein verrückter heimtückischer Mistkerl. Sie rate Ihnen ja nur, dass Sie auf sich aufpassen.«
    »Na schön«, sagte McGinty und stand auf. »Ich sage dir jetzt mal was. Wenn er auftaucht und du ihn nicht binnen dreißig Sekunden umgenietet hast, dann passt du besser auf dich auf.«
    Campbell hielt dem Blick des Politikers so lange stand, wie er sich traute, dann wandte er die Augen ab. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Die Nachrichten.«
    Campbell sah McGinty wieder an. »Was meinen Sie damit?«
    »Vielleicht hast du sie ja noch nicht gehört. Hauptsächlich dreht sich natürlich alles um Parer Coulter, wie schockiert die Gemeinde ist und so weiter. Aber wir konnten noch eine andere kleine Story in den Redaktionen unterbringen, dass nämlich Marie McKenna und ihre Tochter verschwunden sind. Wenn irgendein aufmerksamer Mitbürger sie sieht, soll er die Polizeiwache in der Lisbum Road anrufen, wo unser Freund schon

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