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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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wieder so leidensc h aftliche Parteigänger gefunden hatte. Selbst jet z t hielten sich m i ndestens so viele Edelle u t e an ihrem Hof auf wie an dem seinen. Nein, be s ser n i c h t darüber nachdenken, wie es Anne f e rtigbrachte, nic h t nur verehrt, sondern auch geliebt zu werden, etwas, das ihm Zeit seines Lebens nicht gelungen war, wie er sehr w ohl wußte. Besser nicht an die entsetzliche Ei nsa m keit denken, die…
    Die Tür öffnete sich, und er m ußte sich beherrschen, um nicht aufzuspringen. »Monsieur le Grand«, sagte er m it erstickt e r Stim m e ,
    » W ir sind sehr erfreut, Euch wiederzusehen.«
    Cinq Mars, Gott segne ihn dafür, hielt sich nicht an das Zere m oniell, sondern stürzte auf ihn zu und u m ar m te ihn. »Sire!«
    Einen Moment lang verweilte L ouis in der U m a r m ung, die alles war, was er sich je von dem V e rgnügen körperlicher Berührung gestattet hatte, wenn m an e i n m al von den freudlosen Begegnungen m i t Anne absah, die, nachdem sie nun endlich ihre Pflicht getan und zwei Prinzen zur W elt geb r a c ht hatte, j e t z t m it rei n em Gewissen b eendet werden konnten. Dann löste er sich sanft von Cinq Mars.
    »Eine solche Trennung«, sagte er herzlich, »eine solche T r ennung, m ein Freund, darf nie wieder vorko mm en.«
    »Nicht in m einem Leben, Sire«, bestätigte C i nq Mars inbrünstig. Im Überschwang des Mo m entes wandte s ich L ouis an d en Kardinal und sagte herzlich: »Nicht wahr, M o nseigneur, Ihr werdet dafür sorgen. Setzt am besten gleich einen Vertrag auf, um es zu besiegeln.«
    Noch ehe er zu Ende g esprochen h atte, wußte er, daß er d as nie hätte sagen sollen. Er sah die kühlen Augen des Kardinals, die alles beobachteten und nichts wiedergaben, und er ahnte, was der Kardinal jetzt dachte: Der Krieg m it Spanien, das Bündnis m it dem protestantischen Schweden, die Beschwichtigung des V atikans deswegen, all das gab ihm wahrhaftig genug zu t u n, ohne seine Zeit auch noch da m it zu verschwenden, zwei Jungen, d i e sich gestritten hatten, wieder zu versöhnen. Ich bin neununddreißig Jahre alt, dachte L ouis und war sich in diesem Augenblick s ic h er, daß er den Kardinal haßte, und er brin g t es im m er wieder fertig, daß ich m i r wie ein Kind vorko mm e. Und er weiß ganz genau, w i e sehr ich m eine Kindheit verabscheut habe!
    Gleichzeitig wußte er, d aß er un g erecht war, d aß der Kar d in a l recht hatte, daß es tatsächlich eine Zeitverschwendung war. Doch er hatte es noch nie fertiggebra c ht, einen ein m al erteilten Befehl, und sei er auch nur im Scherz gesprochen, zurückzuneh m e n. Im übrigen zögerte der Kar d inal nicht ein m al. Er s e tzte sich an seine Seite des Tisches, ergriff einen d e r leeren Papierbögen und schrieb. Danach re i c h t e er d as B l a t t de m Kön i g , d er nic k te u n d lächelte. Viell e icht hatte er si c h getäu s cht. Vielleic h t dachte d er Kardinal d o ch nic h ts von de m , was er ver m utete, und war ebenfalls gerührt von dieser Versöhnung.
    »In der T at«, lobte Louis, »ein guter Vertrag.« Er unterschrieb, und Cinq Mars, der so nahe neben ihm s tand, daß er dessen Körperwär m e spüren konnte, riß ihm die Feder beinahe aus der Hand. Er hat m i ch auch ver m ißt, dachte Louis, zum er st en Mal seit langer Zeit glücklich, er hat ebenfalls unter der T r ennung gelitten.
    Schließlich stand dort:
    »Wir, die Unterzeichnenden, bezeugen, daß wir miteinander sehr zufrieden sind, und wollen nie eine andere Meinung von uns hegen als die, die wir im Moment haben. Deswegen unterzeichnen wir den vorliegenden Vertrag:
    Louis Effiat de Cinq Mars«
    »Und wer soll ihn aufbewahren ? « f ragte Cinq Mars leichthin. »Er wird unter den Staatspapieren von heute zu finden sein, zwischen den Briefen aus Savoyen und denen des K a isers«, erwiderte der Kardinal, und wieder war sich Louis einen M o m ent lang sicher, die tadelnde Ironie in der Stim m e seines Ministers zu hören.
     
    Der Dienst bei der Herzogin von Aiguillon, fa n d Charlotte, brachte es m it sich, deutlich m e hr zu Fuß unterwegs zu sein als der bei Annette. Als erstes h atte s i e Mada m e zum Hôtel-Dieu begl e it e t. Sie wußte von Annette, daß Monsieur V i ncent de Paul einige der vorneh m en Da m en und Herren dazu gebracht hatte, seine H ospitäler nicht nur m it Geld, sondern auch m it einigen Stunden ihrer Zeit zu unterstützen. »Mich nicht«, hatte A nnette er k l ärt, »ich würde lieber sterben!«
    Also war sie

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