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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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gestorben war. In Dänemark geht die Presse augenscheinlich anders mit solchen Ereignissen um. Aber war man in Schweden wirklich zurückhaltender? War man es früher? Er würde Bülow bei Gelegenheit fragen.
    Winter las, fand aber nichts, was er nicht bereits wusste. Er spulte den Film nicht mehr weiter, und die Drehbewegung vor seinen Augen hörte auf. Ihm war ein wenig schwindelig.
    Vielleicht lag es an der Luft im Raum, oder an den unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen das Gerät den Film transportierte. Winter fühlte sich wie in einem Auto, aus dessen Fenster er bei schneller Fahrt versuchte, in der vorbeieilenden Landschaft etwas zu erkennen.
    Er erhob sich und warf einen Blick aus dem Fenster. Die Ampel war immer noch rot, und der Überweg schien bereits vor langer Zeit von den Fußgängern der Stadt aufgegeben worden zu sein.
    Winter setzte sich. Er las in den Zeitungen von damals herum und fragte sich, ob Brigitta das Gleiche gelesen hatte wie er jetzt. Er überflog einen Artikel, der davon berichtete, dass die Mitarbeiter der Zeitung »nein« zur EG sagten, während der Schriftsteller Leif Panduro dafür war - mit Rücksicht auf die »sozial Schwachen«.
    In dieser Hinsicht hat sich einiges geändert, fand Winter. Er spulte weiter und las von einem Straßenräuber, der fünf Jahre bekommen hatte. Ein Polizist war von einem bewaffneten Gangster verletzt worden. Winter fühlte sich an die Berichte seiner dänischen Kollegen über diese Serie von Raubüberfällen erinnert, die damals von den Angehörigen der Motorradgangs verübt worden waren.
    Winter setzte seine langsame Reise mit der Zeitmaschine fort. Dänemark war 1972 der weltweit größte Bierexporteur gewesen. Eine Skizze zeigte die geplante Infrastruktur von Aalborg 1990: U-Bahn, eine Hochbahn auf einer Schiene rund um die Stadt, bei der sich der Zeichner anscheinend von Göteborgs Vergnügungspark Liseberg hatte inspirieren lassen. Hubschrauber-Linienverkehr. Winter war neidisch auf den Fortschrittsglauben jener Zeit. Er selbst war damals zwölf Jahre alt gewesen, und träumte von der Zukunft in seinem Spielhaus auf dem Grundstück in Hagen.
    Der Senat befürwortete die Bombardierung Nordvietnams mit einem Büffet um 19.50 Uhr im Faklen. Die Fahrbahnmarkierungen wurden erneuert. Auf der Automobilausstellung in Paris saß eine barbusige Blondine auf der Haube eines Jaguar V-12. Wie heute, dachte Winter. Die siebziger Jahre sind wieder da.
    Der englische Nationaltrainer Alf Ramsey lobte vor der Qualifikation zur Fußball-WM 1974 die Spieler seiner Mannschaft. Bobby Moore war abgebildet. Aber auch ein junger Ray Clemence und ein 21-jähriger Kevin Keegan mit Koteletten, die noch verrückter waren als die von Jens Bendrup, die Winter kurz zuvor bewundert hatte.
    Paul und Linda McCartney gründeten einen Zoo, und die Studentenunruhen an den Universitäten wurden eingedämmt.
    Der Bildschirm flimmerte. Winter war noch immer unwohl. Er sah auf die Uhr. Zeit aufzuhören und nach Hause zu fahren, dachte er und bemerkte, dass er weiter vorgespult hatte, während er auf die Armbanduhr gesehen hatte. Erst bei einer Lokalseite über Pandrup und Umgebung hatte er den Film angehalten. Der Name Blokhus stach ihm ins Auge in einer Überschrift über einem Artikel, der anscheinend vom Bau des Grandhotels handelte, an dem er am Vortag vorbeigekommen war. Auf dem Foto war der Platz vor dem Hotel genauso öde und verlassen wie bei Winters Besuch im Ort. Keine Menschenseele war zu sehen.
    Winter bemerkte einen weiteren Artikel über Blokhus, und wie Winter die Überschrift interpretierte, handelte er von Neulandgewinnung. Ein Foto war abgebildet, das laut Unterschrift an einem Weg, der S0nder i By hieß, aufgenommen worden war. Winter betrachtete nachdenklich das Bild und staunte darüber, dass er genau wusste, wo der Fotograf gestanden hatte. Dann überflog Winter die Einleitung des Artikels, sein Blick aber wanderte immer wieder zurück zu dem Foto, auf dem sieben oder acht Häuser zu erkennen waren. Das musste der Jens Baerentvej sein! Winter erkannte das dritte Haus auf der rechten Seite an dem Kiesweg wieder, der über windzerzaustes Gras zum Meer führte. Der Verputz war grau und fleckig, und das Haus glich mehr einer dieser Ferienhütten als einem richtigen Wohnhaus. Es gab keinen Zaun. In den Fenstern zeigte sich kein Leben. Das Foto musste im Zusammenhang mit der Reportage entstanden sein. Vor Aufregung bekam Winter einen roten Kopf.
    Vor der Bruchbude

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