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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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überprüft?«
    »Nun, es gibt praktisch hunderte private Therapeuten«, sagte Winter genervt. »Wir rufen sie an und fragen nach, aber bisher ohne Erfolg. Und Leute können sterben. Sogar Therapeuten.«
    Sie sah ihn an.
    »Entschuldige. Vergiss den letzten Satz. Weißt du, ich sitze hier und habe so wenig in der Hand.«
    »Sie hat ein starkes Trauma erlitten, und das hat bewirkt, dass sie... oder ihr Selbsterhaltungstrieb... entschieden hat, sich an nichts mehr zu erinnern«, erklärte Christina Wallin. »So lese ich das hier.«
    »Sie erinnert sich also nicht?«
    »Nur auf einer Ebene. Auf einer anderen ist sie sich all dessen bewusst. Es handelt sich bei ihr um einen kranken Menschen.«
    Christina Wallin schaute Winter an. »In welchem geistigen Zustand sie war, als sie starb, wissen wir ja nicht.«
    »War ihr bewusst, was... tja, vielleicht nicht, was geschehen war, aber dass sie... krank war?«
    »Aber ganz sicher. Sie wusste sehr wohl, dass ihre Gefühle blockiert waren. Eingesperrt in einer Kammer tief in ihr.« Winter hörte zu. Er stand auf, lehnte sich an die Wand.
    »Vielleicht war ihr auch bekannt, dass es ihr helfen könnte, wenn sie mit diesen Erinnerungen und den lange unterdrückten Gefühlen konfrontiert würde. Der Schlüssel zu ihrer Erinnerung.
    «
    »Und das hätte sie ohne Therapie wissen können?« »Menschen wissen viel über sich«, sagte Christina Wallin.
    »Ist es in solchen Fällen nicht auch so, dass die betreffende Person sich ganz plötzlich an einzelne Dinge wieder erinnern kann?«, fragte Winter.
    »Doch.«
    »Was passiert dann?«
    »Schwer zu sagen. Es kann furchtbar sein. Oder wie ein Schlüssel... Wie ich gesagt habe. Oder der Teil eines Schlüssels. Es hängt ja auch von den Erinnerungen ab. Von den Ereignissen in der Vergangenheit.«
    »Aber im Grund hat sie stark belastende Erinnerungen mit sich herumgeschleppt, an die sie sich auf keinen Fall erinnern will, oder?«
    »Sowohl als auch. Ihre Gedanken müssen sehr zwiespältig gewesen sein.«
    »Das verstehe ich.«
    »Es ist auch eine Frage davon, wie... nah sie andere an sich herangelassen hat, ob es jemanden gab, mit dem sie reden konnte.«
    »Wir haben ja mit den verschiedenen Pflegeeltern gesprochen, und ich glaube nicht, dass es nähere Kontakte gab«, meinte Winter. »Deshalb hat es wohl auch auf Dauer nicht funktioniert.«
    »Manche Kinder finden etwas anderes, dem sie sich anvertrauen können. Das kann eine Puppe sein... oder ein Kleidungsstück. «
    »Ein Kleidungsstück?«
    »Ja. Traurig, nicht wahr? Ein Kleidungsstück als besten Freund zu haben.« Ihr fiel auf, dass Winter an diesem Tag nicht den gewohnten Anzug trug.
    Winter bemerkte ihren Blick.
    Ich weiß genau, was sie gerade denkt, schoss ihm durch den Kopf.
    »Ihr Leben war also eine Art... Fragment?« »Das glaube ich.«
    »Aber wie kam sie dann allein zurecht... mit ihrem Kind.«
    »Den Alltag zu bewältigen, ist meist nicht das Problem. Und wir wissen ja nicht, ob sie nicht doch Hilfe bekam.«
    Winter fiel ein, dass Helene über Geld verfügt hatte, das sie irgendwoher bekam. Genug Geld zum Leben. Aber andere... Hilfe? Therapeutische Hilfe? Hatte die am Ende... etwas ausgelöst?
    »Könnte sie von ihrer Vergangenheit etwas... entdeckt haben?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Christina Wallin.
    »Nun, vielleicht hat ihr jemand am Ende berichtet, was geschehen ist. Jemand, der Bescheid wusste und ihr davon erzählte. Sodass ihre Erinnerung zurückkam.«
    »Oder die Bestätigung«, sagte die Psychotherapeutin.
    »Ja. Die Bestätigung. Dass die entsetzlichen Erinnerungen Wirklichkeit waren. Nicht nur Fragmente von Erinnerung. Vielleicht hat sie wirklich begriffen, was geschehen war. Und was deswegen mit ihr passiert war.« »Und welche Folge hätte das gehabt, Erik?« »Dass sie sterben musste.«
    Wenig später zeigte Winter Christina Wallin die Zeichnungen.
    »Was hältst du davon«, fragte er nach einer Weile und wies auf die doppelte Botschaft, Regen und Sonne.
    »Dazu kann ich so noch nichts sagen.«
    »Wie zuverlässig hat sie denn abgebildet, was sie gesehen hat?«
    »Hundertprozentig. Aber es sind wohl zwei, die die Bilder gemalt haben? Und hast du nicht gesagt, dass ihr Zeichnungen von demselben Kind habt, auf denen man aber trotzdem Unterschiede erkennen kann?«
    »Doch. Ich vermute, Helene hat wie ein Kind gemalt. Ist das zu verstehen? Begreifst du das? Dass sie plötzlich zum Kind wurde?«
    »Das gehört zu den Phasen der Erinnerung, von denen wir

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